Zusammenfassung
Es mag als ein Paradox der Geschichte erscheinen, daß in England, der Wiege des auf der freien Verfügung über das Eigentum beruhenden Privatkapitalismus in seiner modernen Gestalt, niemals ein eigentliches „Grund“ recht auf Gewährleistung des Privateigentums bestand, oder daß das semantische Idealbild von der „Heiligkeit des Privateigentums“ dort Anerkennung gefunden hätte2. Die Wurzeln dessen, was in England als „Kollektivismus“ gilt, worunter die Unterordnung des Privateigentums unter die vom Parlament verkörperten Gemeinschaftsinteressen verstanden wird, reichen tief in die englische Geschichte zurück, trotzdem England sich niemals dem Merkantilismus in dem Maße verschrieben hatte wie manche der Kontinentalstaaten. In der agrarischen Gesellschaft bestanden seit alters nachbarrechtliche Beschränkungen in der Nutzung des Grund und Bodens und allen Eigentums. Die Nachbarn waren gegen davon ausgehende Beeinträchtigungen (nuisance) — sich etwa mit dem Rechtsbegriff der Immissionen deckend — geschützt und hatten gegen diese wie gegen widerrechtliche Eingriffe (trespass) und Fahrlässigkeit (negligence) nach common law zivil- und strafrechtliche Abwehrmöglichkeiten. In der Folgezeit aber wurden diese herkömmlichen Eigentumsbeschränkungen in steigendem Maß von den statutarischen Einwirkungen der öffentlichen Hand in den Schatten gestellt.
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Loewenstein, K. (1967). Die Bürgerrechte II: Die Gewährleistung des Eigentums. In: Staatsrecht und Staatspraxis von Grossbritannien. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, vol 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-22433-5_10
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