Zusammenfassung
Gedächtnisstörungen gehören zu den häufigsten kognitiven Beeinträchtigungen im Rahmen von akuten oder chronisch-progredienten Erkrankungen (siehe Übersicht).
Anders als bei den Demenzen können Gedächtnisstörungen auch als singuläres neuropsychologisches Merkmal in Erscheinung treten. In diesem Falle spricht man vom amnestischen Syndrom. Das amnestische Syndrom ist durch die folgenden Merkmale charakterisiert:
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1.
Erhebliche anterograde Amnesie,
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2.
retrograde Amnesie variablen Ausmaßes, Mit Gedächtnisstörungen einhergehende Erkrankungen
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Zustand nach Schädel-Hirn-Trauma,
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TIA / Schlaganfall,
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Hirntumoren,
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Enzephalitis,
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Mangelkrankheiten,
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akute oder chronische Intoxikationen,
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Epilepsie,
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degenerative Erkrankungen des ZNS,
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Zustand nach Anoxie oder Hypoxie,
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Zustand nach Aneurysmaruptur,
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multiple Sklerose,
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(DD) Depressionen,
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(DD) psychogene Amnesien.
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3.
intaktes nichtdeklaratives Gedächtnis,
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4.
intakte Intelligenzfunktionen,
-
5.
erhaltenes Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis.
Hierbei bezieht sich die anterograde Amnesie auf das episodische Gedächtnis, d. h. auf Ereignisse, die in einem räumlich-zeitlichen Kontext eingebettet sind. Dagegen sind nichtdeklarative Gedächtnisanteile (wie z. B. „priming“, motorisches Lernen) sowie alle anderen bereits im Langzeitgedächtnis verankerten und zum Wissenssystem sedimentierten Gedächtnisinhalte (semantisches Gedächtnis) weitestgehend erhalten. Da die kurzfristige Behaltensspanne (Kurzzeitgedächtnis) sowie das Arbeitsgedächtnis ebenfalls erhalten sind, bleibt die intellektuelle Leistungsfähigkeit beim amnestischen Syndrom weitgehend unbeeinträchtigt, d. h. die Patienten können einen Satz verstehen und eine Unterhaltung führen und dabei auf ihren intellektuellen Hintergrund zurückgreifen.
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Literatur
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Calabrese, P. (2001). Wernicke-Korsakow und andere amnestische Syndrome. In: Förstl, H. (eds) Demenzen in Theorie und Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06507-5_9
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