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Zusammenfassung

Die Einweisung in eine Pflegeinstitution, zugleich der Beginn der letzten Lebensphase, zählt für den Demenzkranken und seinen meist vorhandenen — pflegenden Angehörigen zu den größten seelischen Belastungen (Rothenhäusler u. Kurz 1997). Das hat mehrere wichtige Gründe: Die in der Regel vorangegangene erschöpfende Pflege war und ist oft durch sehr widerstreitende Gefühle gekennzeichnet. Dem Bedürfnis, möglichst allen Anforderungen der Versorgung bis zum Tod des Kranken gewachsen zu sein, stehen Wünsche nach seinem baldigen Tod oder der Beendigung der Pflege durch Heimversorgung gegenüber, in der Regel mit Schuldgefühlen verbunden. Wenn die Entscheidung zur Heimeinweisung dann zustande gekommen ist, führt das neben der Entlastungsperspektive oft zu verstärkten Schuldgefühlen, denn auf der symbolischen Ebene bedeutet die Beendigung der Versorgung durch ein Kind oder den Ehepartner wohl immer auch den Verstoss gegen uralte Gebote der Hilfsbereitschaft in den engsten aller menschlichen Beziehungen. Die bereits getroffene Entscheidung erzwingt jedoch die Kontrolle solcher Empfindungen. Diese Anstrengung kommt zu denen der Heimplatzsuche und der Vorbereitung der Übersiedlung hinzu. Während des Erkundens, wo die Konfrontation mit sehr unterschiedlichen Versorgungsqualitäten besteht, können Zweifel an der Entscheidung wiederbelebt werden und zusätzlich belasten. Zudem ist einzuräumen, dass kaum eine Institution die Vertrautheit und das persönlich-biografische Wissen haben oder erwerben kann, das in lebenslangen engen Beziehungen gewachsen ist.

Für den Kranken selbst mit seinen reduzierten Anpassungs- und Kontrollmöglichkeiten zählt der Übergang ins Heim subjektiv sicher zu den größten Belastungen überhaupt wenn man von den sehr weit fortgeschrittenen Zuständen mit bereits massiv eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeit und Emotionalität absieht. Eine Vielzahl neuer Eindrücke muss verarbeitet werden, und unvermeidlich häufen sich zunächst die Erfahrungen, dabei zu scheitern, was zu Unsicherheit, Scham, Angst und Erregung führen kann. Zugleich ist allerdings zu sehen, dass von dem gemeinschaftlichen Leben im Heim anregende und belebende (zugleich also auch von belastenden Affekten ablenkende) Impulse ausgehen können.

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Bruder, J. (2001). Alten- und Pflegeheime. In: Förstl, H. (eds) Demenzen in Theorie und Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06507-5_25

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