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Das Problem der Bildungsinhalte

oder: Bildungstheorien unter allgemeindidaktischer Kritik

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Normativität in der Erziehungswissenschaft

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird das Problem der Bildungsinhalte behandelt. In einem ersten Schritt wird hierzu auf das Normproblem der Allgemeinen Didaktik eingegangen und ein Lösungsvorschlag für die besagte Problemstellung entwickelt. Vor diesem Hintergrund wird in einem zweiten Schritt das Problembewusstsein markiert, an dem sich Stellungnahmen zum Problem der Bildungsinhalte heute bewähren müssen. Dies geschieht im Rückgriff auf die Theorie der kategorialen Bildung. In einem dritten Schritt wird schließlich exemplarisch eine neuere Bildungstheorie, in der Bildung als ein im Medium von Anerkennungsformen situierter Prozess der Selbst-Universalisierung beschrieben wird, aufgegriffen und mit der Theorie der kategorialen Bildung in eine wechselseitige Prüfung auf Überzeugungskraft hin verwickelt. Wie sich zeigen lässt, fällt die besagte Beschreibung von Bildung hinter das Problembewusstsein zurück, das im Rückgriff auf die Theorie der kategorialen Bildung markiert werden kann – zumindest was das Problem der Bildungsinhalte und damit eine zentrale Problemstellung einer bildungstheoretisch fundierten Allgemeinen Didaktik betrifft.

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Notes

  1. 1.

    Den historischen Hintergrund dieser Frage bildet das Kanonproblem (vgl. Tenorth 1994).

  2. 2.

    Klafki hat immer wieder deutlich gemacht, dass die Theorie der kategorialen Bildung eine eigenständige Dimension von Bildung zur Darstellung bringt (z. B. Klafki 2005). In der Konsequenz bedeutet dies, dass die Theorie der kategorialen Bildung auch von demjenigen befürwortet werden kann, der Klafkis Schlüsselproblementwurf kritisch gegenübersteht.

  3. 3.

    Herwig Blankertz hat auf ein Problem dieser Argumentation hingewiesen, das darin besteht, dass Klafki hier „über Vorgänge urteilt, die der empirischen Kontrolle zugänglich und bedürftig sind“ (Blankertz 2000, S. 40).

  4. 4.

    Während im obigen Beispiel der Transfer an das Thema ‚Gelenk‘ gebunden bleibt, übersteigt z. B. die Einsicht in die prinzipielle Verletzbarkeit des menschlichen Körpers diesen thematischen Horizont.

  5. 5.

    Stojanovs Bildungstheorie ist gerade in neuerer Zeit intensiv diskutiert worden (vgl. Benseler et al. 2014). Unlängst hat Stojanov die eigene Position ausführlich zur Darstellung gebracht (vgl. Stojanov 2018).

  6. 6.

    Stojanov illustriert diese Merkmale am Beispiel einer unterrichtlichen „Befassung mit dem Thema ‚Gerechtigkeit‘“. Diese Auseinandersetzung würde im Kontext eines bildenden Unterrichts sowohl ein „Explizit-Machen der eigenen Intuitionen der Lernenden zu diesem Thema“ als auch eine „Befassung mit schon vorhandenen kategorialen Modellen von Gerechtigkeit“ erforderlich machen. Nicht die Aneignung dieser Inhalte würde dabei jedoch im Mittelpunkt stehen. Vielmehr sollte das besagte Wissen als ein „Vehikel der Artikulation der eigenen gerechtigkeitsbezogenen Ideale“ fungieren. Die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer sieht Stojanov dementsprechend nicht in der Vermittlung von Gerechtigkeitstheorien, sondern vielmehr in der Unterstützung der Lernenden bei der „Entwicklung einer subjektiven Theorie über Gerechtigkeit“ (Stojanov 2006, S. 214; vgl. hierzu auch die Kontrastbeispiele in Stojanov 2014b, S. 161).

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Rucker, T. (2019). Das Problem der Bildungsinhalte. In: Meseth, W., Casale, R., Tervooren, A., Zirfas, J. (eds) Normativität in der Erziehungswissenschaft. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21244-5_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-21244-5_11

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  • Publisher Name: Springer, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-21243-8

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