Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern Musik mit auditivem Wissen verknüpft und wie diese Verknüpfung theoretisch durch einen transferorientierten praxeologischen Zugang – in Anlehnung an neuere Theorien der Soziologie der Praxis und an Theorien der Kulturtransferforschung – zu erfassen ist. Unter „Wissen“ werden hier soziale Praktiken verstanden, die nicht nur im geistig-kognitiven Bereich angesiedelt sind, sondern auch im körperlichen, symbolisch-sinnhaften, emotional-affektiven und motivationalen. Das so verstandene Wissen wird in der Musik nicht bloß gebraucht. Vielmehr stellt es eine Grundlage für musikalische Tätigkeiten (Hören, Aneignen, [Re-]Produzieren) bereit. Auf diese Weise konstituiert es Musik. Unterstützt durch Analysen einiger Fallbeispiele soll am Schluss deutlich werden, dass für die Geltung der Musik als auditives Wissen bzw. als auditive Wissenskultur weniger die rein klangliche Dimension als solche, die eine überzeitliche und ortsunabhängige Wirkung zu erzeugen vermag, entscheidend ist, sondern vielmehr die an einem bestimmten Ort, zu einer gegebenen Zeit den jeweiligen Akteuren verfügbaren Wissenskomplexe bzw. Wissenselemente, die durch ihre „Punktualität“ und „Historizität“ charakterisiert und durch kontextreflexive Variabilität gekennzeichnet sind.
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Kim, JA. (2018). Musik als auditives Wissen aus praxeologischer und transferorientierter Perspektive. In: Brabec de Mori, B., Winter, M. (eds) Auditive Wissenskulturen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20143-2_3
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