Zusammenfassung
Start-ups agieren in Situationen großer Ungewissheit. Dennoch kommen viele Start-ups, insbesondere Software-Start-ups, ohne klassische Marktforschung aus. Das ist immer weniger dem mangelnden Budget geschuldet. Wo früher aus der Not eine Tugend werden musste, sind Methoden wie Lean Start-up und Growth Hacking bei Softwaregründungen längst die bevorzugten Mittel der Wahl geworden. Die Ursache für diese Entwicklung besteht in der engen Kopplung von Erkenntnisgewinnung und Produktentwicklung. Wie funktioniert das und welche Eigenschaften der Start-ups bzw. ihrer Produkte sind dafür verantwortlich, dass es funktioniert? Lassen sich diese Eigenschaften auf physische Produkte übertragen? Und falls ja, gibt es Anzeichen für einen entsprechenden Trend?
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Notes
- 1.
Im Folgenden werden der Einfachheit halber jedoch ausschließlich Neugründungen betrachtet.
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Der zweitwichtigste Grund, „Das Geld ist ausgegangen“, lässt allerdings Zweifel am Wert der Veröffentlichung aufkommen, denn fehlende finanzielle Mittel sind niemals der Grund für das Scheitern, sondern die Folge. Dazu muss man wissen, dass es sich nicht um von CBInsights objektiv ermittelte Gründe für das Scheitern handelt, sondern um Aussagen – meist von den Gründern – darüber, was für das Scheitern verantwortlich war. CBInsights hat diese Aussagen gesammelt und zu einer Übersicht zusammengetragen.
- 3.
Eric Ries ist mehrfacher Unternehmensgründer. Nach einigen erfolglosen Ansätzen co-gründete er 2004 IMVU, ein soziales Netz, in dem sich Nutzer anonym durch Avatare repräsentieren lassen. IMVU hatte laut Wikipedia im Jahr 2014 vier Millionen aktive Nutzer. Ries und seine Mitgründer sammelten rund 19 Mio. US$ Venture-Kapital ein. Seit der Beendigung seiner operativen Tätigkeit bei IMVU berät Ries Startups und VC-Firmen. Bekanntheit erlangte er durch die Veröffentlichung seines Buches „Lean Startup“. Die Harvard Business School hat seine Methodik in ihr Curriculum zum Thema Entrepreneurship einfließen lassen. Im Jahr 2015 initiierte Ries eine Community von Lean-Startup-Anwendern, für die er ein neues Buch schrieb, das exklusiv über eine Kickstarter-Kampagne erhältlich war. Die Kampagne brachte in 30 Tagen knapp 600.000 US$ von rund 10.000 Unterstützern ein.
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Hier kann man argumentieren, dass zur professionellen Befragung der Kunden ein Marktforschungexperte Teil des Teams sein muss. Und weiter, dass die Marktforschung somit doch Teil von Lean Start-up ist und sich der Ansatz lediglich durch den Zuschnitt von Teams und ggf. Abteilungen von der bisherigen Praxis unterscheidet. Gegen den ersten Schritt spricht nichts, die Folgerung ist jedoch falsch. Ries verbindet die einzelnen Schritte der MVP- und Produkt(weiter)entwicklung so eng mit dem Erkenntnisgewinn, dass schlicht keine Trennung des Einen vom Anderen erkennbar ist; vgl. dazu etwa seine Ausführungen zu Kanban und wie eine nicht validierte Hypothese den gesamten Produktionsprozess zum Erliegen bringt (Ries 2011, S. 138 ff.).
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Wikipedia soll hier nicht die fehlende Definition ersetzen. In Ermangelung derselben sollen die Zitate aus der Online-Enzyklopädie lediglich vermitteln, auf welches Begriffsverständnis sich eine interessierte Fachöffentlichkeit bislang verständigt hat.
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Folgende Eckdaten, die zeitlich nicht mit dem Airbnb-Growth-Hack zusammenfallen, vermitteln einen Eindruck vom Stellenwert von Craigslist: Die Plattform wurde 1995 ins Leben gerufen und erwirtschaftete im Jahr 2016 einen Umsatz von knapp 700 Mio. US$ (Stevertigo et al. 2003).
- 7.
Einschränkend ist zu sagen, dass die Änderung von Plattformen, die zu jedem Zeitpunkt von einer großen Zahl von Menschen genutzt werden, alles andere als trivial ist. Nichtsdestotrotz ist die moderne Softwareentwicklung vom Gedanken „jederzeit ausliefern“ (Continous Delivery) geprägt.
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Mintert, S. (2018). Schaffen Start-ups die Marktforschung ab?. In: Keller, B., Klein, HW., Wirth, T. (eds) Qualität und Data Science in der Marktforschung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19660-8_13
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