Zusammenfassung
Vor den Hintergrund hegemonialer (fach-)öffentlicher Diskurse über die Optimierungsbedürftigkeit migrantisch attribuierter Familien rekonstruiert der vorliegende Beitrag auf Basis von Ex-pert_inneninterviews und ethnographischer Gespräche mit Leitungen schweizerischer Kindertages-stätten, wie Eltern in diesem Feld diskursiv als ‚Andere‘ repräsentiert werden. Das Othering der ‚an-deren‘ Eltern vollzieht sich dabei über die vier diskursiven Muster der Homogenisierung, der Kultura-lisierung, der Hierarchisierung/Negativierung und der Exemplifizierung. Diese von den Fachkräften im Sprechen über Eltern vollzogenen diskursiven Praktiken des Differentmachens bestimmter Eltern-gruppen ermöglichen dem Feld dabei höchst polyvalente Anschlüsse: sie können sowohl den institu-tionellen Ausschluss von ‚anderen‘ Familien aus der Kindertagesstätte legitimieren wie sie auch die Notwendigkeit des Einschlusses gerade dieser Familien propagieren können.
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Kuhn, M. (2018). Zwischen Einschluss und Ausschluss. In: Thon, C., Menz, M., Mai, M., Abdessadok, L. (eds) Kindheiten zwischen Familie und Kindertagesstätte. Kinder, Kindheiten und Kindheitsforschung, vol 17. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19451-2_5
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