Zusammenfassung
Gegenwärtig gibt es eine inflationäre Beschäftigung mit dem Thema Burnout, das im globalen Kapitalismus fast alle Berufsgruppen und auch die privaten Lebenswelten erreicht hat und es ist eindeutig, dass die helfenden Berufe an der Spitze der Erschöpfung rangieren. Reicht es mehr „Selbstsorge“ oder „Achtsamkeit“ zu empfehlen? So wichtig das auch ist, so bleibt doch letztlich die Notwendigkeit, das psychosoziale Handeln in einen größeren gesellschaftlichen Kontext zu stellen und an der Überwindung der zunehmenden „Gesellschaftsblindheit“ oder „sozialen Amnesie“ der aktuellen Psychologie zu arbeiten. Die ganze PSY-Zunft ist seit den 80er Jahren in ihrem Siegeszug gestoppt worden. Die utopischen Energien sind auch ihr im Zuge der neoliberalen Globalisierung immer mehr ausgegangen und sie befindet sich im allgemeinen gesellschaftlichen Krisenmodus. Die Psychologie ist vom gesellschaftlichen Strukturwandel in elementarer Weise betroffen. Die kritische Reflexion setzte erst allmählich ein und sie muss fortgesetzt und vertieft werden. Gerade die Erschöpfungssymptome der PSY-Professionellen selbst, erfordern eine Analyse ihrer Entstehungsbedingungen.
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Keupp, H. (2018). Die soziale Amnesie der Psychotherapie und von der Notwendigkeit der Gesellschaftsdiagnostik. In: Rietmann, S., Sawatzki, M. (eds) Zukunft der Beratung. Soziale Arbeit als Wohlfahrtsproduktion, vol 11. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18009-6_2
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