Zusammenfassung
Der Beitrag macht den Vorschlag, den Begriff der Inklusion als Kandidaten für die zentrale Position einer Selbstbeschreibungsformel des Erziehungssystems zu sehen. Aus einer systemtheoretischen Perspektive sind Selbstbeschreibungen nicht bloße Semantiken im Sinne konsequenzloser Wohlfühlformeln. Vielmehr sind sie zum einen Indikatoren aktuellen sozialen Wandels und zum anderen Experimentierfelder für zukünftigen. Gelingt es der Inklusion, diese Stelle zu besetzen, führt das – so die These – für die Erziehung zu einem Rückgewinn von Autonomie, die in der Phase der »Ökonomisierung der Bildung“ preisgegeben wurde. Um diese These entfalten zu können, will der Beitrag zuvor das Verhältnis des pädagogischen Inklusionsbegriffs zum systemtheoretischen, bzw. soziologischen Begriff von Inklusion klären. Der verbreitete Vorwurf einer Theorieschwäche auf Seiten des pädagogischen Inklusionsbegriffs scheint nämlich vor allem darauf zu basieren, dass die Eigenständigkeit und Nicht-Ableitbarkeit dessen auf die systemtheoretische Inklusion/Exklusion-Unterscheidung verkannt wird.
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Krönig, F.K. (2016). Inklusion und Bildung aus systemtheoretischer Perspektive. In: Ottersbach, M., Platte, A., Rosen, L. (eds) Soziale Ungleichheiten als Herausforderung für inklusive Bildung. Interkulturelle Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13494-5_5
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