Zusammenfassung
Welches sind die geistigen und ethischen Grundlagen, in denen unser Gemeinwesen wurzelt? Aus welchen ideellen und moralischen Ressourcen lebt der moderne Staat zu Beginn des 21. Jahrhunderts? – Nach dem bekannten Wort Ernst-Wolfgang Böckenfördes sind es „Voraussetzungen“, die „der freiheitliche, säkularisierte Staat“ selbst „nicht garantieren kann“. Aus welchen Quellen schöpft er sie also? Welches sind die Grundlagen und Prinzipien, die seiner Rechtsbildung und Rechtssetzung voraus liegen?
Der einleitende Beitrag stellt den Vorschlag zu einer Wiederentdeckung naturrechtlichen Denkens in den Zusammenhang alternativer Begründungsansätze (Grundwerte, Diskursethik, Kommunitarismus, Liberalismus, Menschenrechte) und kennzeichnet ihn als die ursprünglichste und elementarste Begründungsfigur. - Die Charakterisierung des Naturrechts als „katholische Sonderlehre“ bedingt zugleich eine Erweiterung der Frage nach den Voraussetzungen, aus denen der moderne säkulare Staat lebt, auf das Feld der Verhältnisbestimmung von Christentum und säkularem Staat. Machen kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen in der Gegenwart eine differenzierende Neubestimmung des Verhältnisses von Kirche und Staat, von Religion und Politik notwendig, so sind dabei historische wie systematische Aspekte gleichermaßen zu beachten.
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