Konsenskritik und Dissensdemokratie

Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht in einer kritischen Bewegung gegen die in weiten Teilen konsensorientierte normative Demokratietheorie der Gegenwart die Bedeutung von Dissens für eine kritische Theorie der Demokratie. Insbesondere wird dabei die deliberative Demokratietheorie im Anschluss an Habermas einer grundlegenden Kritik unterzogen. Für die kritische, dissensdemokratische Perspektive ist dabei die Unterscheidung zwischen einer Politik, die eher Institutionengefüge und ihre Normordnungen bezeichnet, und einem Politischen, das auf eine tieferliegende, befragende und subversive Ebene verweist, von der aus bestehende Institutionen und normative Ordnungen in Frage gestellt werden, wesentlich. Im Fluchtpunkt der Untersuchung zeichnet sich eine wichtige Aufgabenverschiebung der Demokratietheorie ab: Während diese üblicherweise mit der Aufgabe der Begründung von normativen und institutionellen Demokratiemodellen betraut wird, muss sie sich der hier vertretenen Auffassung zufolge stärker auf die kritische Befragung von Institutionen und Normsystemen konzentrieren.