Zusammenfassung
Aus dem ersten Gesang meiner Ilias werde ich Euch erzählen, wie es im zehnten Jahr des Krieges zum Zorn des Achilles kommt. Agamemnon, dem König der Könige, wurde als Kriegsbeute die wunderschöne Tochter eines Apollonpriesters zugesprochen. Als Agamemnon die Bitte des Vaters ablehnt, ihm seine Tochter zurückzugeben, bestraft Apollon die Griechen mit der Pest. Bei einer Versammlung der Heeresfürsten offenbart der Seher Kalchas den Grund dafür, nämlich Agamemnons Haltung. Er empfiehlt die Rückgabe des Mädchens und reichliche Opfergaben an Apollon. Der gekränkte Agamemnon entscheidet nach dramatischem Hin und Her, der Empfehlung des Sehers zu folgen, allerdings will er Ersatz. Am Ende der daraus entstehenden Auseinandersetzung zwischen Agamemnon und Achilles steht der Zorn des Achilles, der tief gekränkt dem weiteren Kampfgeschehen fern bleibt, ebenso wie seine Gefolgsleute. Damit setzt sich die durch die Pest begonnene Dezimierung der Griechen in anderer, nur der Befriedigung von Achilles Narzissmus dienender Weise fort. Und die uns begleitende Seele wird dabei geflügelte Worte von immerwährender Gültigkeit singen, wie etwa über die Empathielosigkeit, über die Gefährlichkeit der Kränkbarkeit, über die Arroganz und Anmaßung, über die vielen Eigenschaften und die vielen Gesichter der Narzissten. Und auch über manches andere.
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Notes
- 1.
Die Seele entnahm diese Worte sicherlich den Thesen der Philosophen Horkheimer und Adorno, aus ihrem schon erwähnten Buch.
- 2.
Prometheus hat einmal Herakles ausführlich über Götter mit Götterphobie erzählt, was getreu niedergeschrieben ist, und zwar im Buch: „Feuer für ausgebrannte Helden. Auf der Suche nach Orientierung. Ein Abenteuer mit Prometheus und Herakles“, von Andreas Marneros (2015).
- 3.
Das Pathos‐Mathos‐Prinzip (das „Durch‐leiden‐lernen“‐Prinzip) ist zum Beispiel im Buch „Irrsal! Wirrsal! Wahnsinn!“ (2013) erläutert.
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Marneros, A. (2017). Der Kampf der Narzissten. In: Homers Ilias psychologisch erzählt. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11202-8_3
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Publisher Name: Springer, Wiesbaden
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