Zusammenfassung
Es gehört inzwischen zum Alltagswissen, dass Jungen in Deutschland derzeit durchschnittlich schlechtere Schulleistungen und Bildungsabschlüsse aufweisen als Mädchen und dass Männer in vielen Berufen immer noch mehr verdienen als Frauen. Dieses Wissen bezieht sich auf eine strukturell ungleiche Verteilung von Ressourcen und Gütern und damit auf einen klassischen soziologischen Ungleichheitsbegriff. Dabei geht es um die Verteilung solcher Güter wie Geld, Zugehörigkeit, Macht, Prestige und Bildung, von deren Verfügbarkeit weitere Lebensgestaltungschancen und damit das Wohlergehen der Einzelnen abhängen.
Wir sehen die disziplinäre Eingrenzung der Bildungsforschung als schwierig an und sprechen deshalb in diesem Beitrag allgemein von (empirischer) Bildungsforschung, meist im Sinne von Bildungsungleichheitsforschung. In die Reflexion einbezogen werden Arbeiten erziehungswissenschaftlicher, soziologischer und pädagogisch-psychologischer Provenienz – wobei auch schon diese Aussage durch die nicht selten interdisziplinäre Zusammensetzung von Forschungsgruppen fragwürdig erscheint. Mögliche disziplinäre Akzentsetzungen sollen mit diesem Vorgehen nicht negiert werden; vielmehr wird damit der Anspruch des Beitrags zum Ausdruck gebracht, die Reflexion der Herausforderungen der zukünftigen Forschung nicht disziplinär einzuhegen.
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Kelle, H., Schmidt, F., Schweda, A. (2017). Entstehung und Abbau von Bildungsungleichheiten. In: Diehm, I., Kuhn, M., Machold, C. (eds) Differenz - Ungleichheit - Erziehungswissenschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10516-7_4
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