Zusammenfassung
Aus der Sachsen-Anhalter Studie wird deutlich, was den zentralen polizeilichen Fortbildungsmaßnahmen zurzeit – wahrscheinlich in vielen Bundesländern – fehlt. Die bisherigen Maßnahmen sind aus der Sicht der Beamtinnen und Beamten zum einen nicht anforderungsgerecht gewesen, d. h. sie gingen an den Sinndeutungen ihres polizeilichen Einsatzhandelns und ihren Bedürfnissen bei der Bewältigung der Schwierigkeiten im Umgang mit interkulturellen Situationen vorbei. Zum anderen ist die Weiterbildung oftmals nur wissensorientiert gewesen und hat Abwehrhaltungen und Lernwiderstände auf Seiten der Beamtinnen und Beamten provoziert, auch weil solche „Beschulungen“ aufgrund negativer Vorfälle verordnet worden sind und sie sich dadurch vorverurteilt gefühlt haben (Stichworte: „politische Alibiveranstaltungen“ und „Defizitansatz“). Polizeiliches Handeln in kulturellen Überschneidungssituationen fallorientiert und von moralisierenden Aspekten entlastet reflektieren zu können, wird von uns jedoch als das Wichtigste in den entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen angesehen. Wie eine Weiterbildung zur interkulturellen Qualifizierung der Polizei unter Beachtung des polizeilichen Opferschutzes sowie der sich weiter verändernden gesellschaftlichen Bedingungen in Deutschland als Einwanderungsland die Erwartungen erfüllen kann, wird in diesem Kapitel aufgezeigt. Des Weiteren werden theoretisch und empirisch fundierte Ansätze zur polizeilichen Fehlerkultur vorgestellt, die nach den vorliegenden Befunden ebenso verbessert werden muss.
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Notes
- 1.
Es wird jedoch auch von positiven Erfahrungen interkultureller Fortbildungsveranstaltungen berichtet, die regional in Eigeninitiative und Kooperation mit externen Partnern angeboten werden.
- 2.
Insofern erscheint auch das Kulturverständnis in der Untersuchung von Giesbert (2013, S. 16) problematisch, weil er sich in ihr an einem vom „mentalistischen und funktionalistischen Ansatz“ inspirierten kulturwissenschaftlichen Erklärungsmodell orientiert.
- 3.
Als Bausteine für die interkulturelle Qualifizierung der Polizei stehen elaborierte Praxisbeispiele aus der Literatur zur Verfügung (etwa Leenen et al. 2014) die eingebaut werden können
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Enke, T., Asmus, HJ. (2016). Resümee und weiterführende Überlegungen. In: Der Umgang der Polizei mit migrantischen Opfern. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10440-5_8
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