Zusammenfassung
Antonia Dika und Barbara Jeitler stellen die Projektinitiative ‚Reisebüro Ottakringer Straße‘ in einer belebten und einwanderungsgeprägten Straße der Stadt Wien vor. Dieses Projekt fußt auf einem öffentlich-medial marginalisierenden Diskurs dieser Straße und des Viertels als gefährliche ‚Balkanmeile‘. Das diesen Diskurs ironisierende Angebot einer lokalen Initiative sind Reiseführungen von ‚Tourist_innen‘ durch die Straße. Von dieser Initiative ausgehend, werden weitere Projekte und Debatten mit jeweils völlig unterschiedlichen Orientierungen im Viertel angeregt, dessen Aushandlungen die beiden Autorinnen plastisch schildern.
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Notes
- 1.
Der Begriff Turbo Folk bezeichnet musikalisch eine Mischung aus serbischer Volksmusik und Pop oder Techno (vgl. Dika 2011).
- 2.
Die Gebietsbetreuungen GB* sind eine Service-Einrichtung der Stadt Wien. Sie bieten Information und Beratung zu Fragen des Wohnens, des Wohnumfeldes, der Infrastruktur, der Stadterneuerung, des Gemeinwesens und des Zusammenlebens in der Stadt. Die GB* sind im Auftrag der MA 25– Stadterneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser tätig. Siehe auch http://www.gbstern.at/.
- 3.
Aussage eines Polizisten zur Ottakringer Straße anlässlich des 3. Runden Tisches zum Thema Wirtschaft in der Gebietsbetreuung am 25.5.2008.
- 4.
Aussagen wurden gegenüber Mitarbeiter_innen der Gebietsbetreuungen geäußert.
- 5.
Im Jahr 2007 führten die Gebietsbetreuungen Interviews mit Geschäftstreibenden und Bewohner_innen der Ottakringer Straße um dem negativen Image der Straße auf den Grund zu gehen.
- 6.
Im Zuge der Balkankriege fielen mit dem Zerfall Jugoslawiens auch die in Wien bis dahin stark vertretenen jugoslawischen Gastarbeiter_innenvereine auseinander. Bars und Cafés übernahmen vielfach ihre Funktion als soziale Treffpunkte. Während der Kriegsjahre teilten sich Besucher_innen nach nationalen Kriterien auf die Lokale auf, dies ist heute aber nicht mehr der Fall.
- 7.
Turbo Folk wurde in den Kriegsjahren mit dem serbischen nationalistischen Regime in Verbindung gebracht. Heute hat die Musik keinen politischen Beigeschmack mehr und ist eher für ihre „Inhaltsleere“ bekannt (Vgl. Dika 2011).
- 8.
Kroatien hatte sich als einziges ex-jugoslawisches Land für die EM 2008 qualifiziert.
- 9.
Einzig das wöchentliche Stadtmagazin Falter liebäugelte schon länger mit der Straße und ihrer Musikszene, da es hier den „authentischen Osten“ zu finden glaubte (Vgl. Obkircher und Gepp 2008).
- 10.
Die beiden Gebietsbetreuungen beschäftigten sich seit 2007 mit der Ottakringer Straße. Durch gezielte Interviews, Recherchen, runde Tische etc. wurde die „Problematik“ der Straße intensiv analysiert.
- 11.
Wörtliches Zitat des Geschäftsführers eines Lokals.
- 12.
Vorsitzende der Verkehrskommission des 16. Bezirks spricht sich im Rahmen des „Ersten Runden Tisches“ im Dezember 2007 dezidiert gegen eine Neugestaltung der Ottakringer Straße aus.
- 13.
2011 lebten im Gebiet um die Ottakringer Straße (Zählbezirk 1601 und 1702) 13.872 Menschen, davon wurden 5875 nicht in Österreich geboren. 36,6 % in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens und 14,0 % in der Türkei (Vgl. Magistratsabteilung 23 2011) http://www.data.gv.at/datensatz/?id=5d4f02be-c4bd-4bf8-946d-715b04a69733, Zugriff 15.3.2014.
- 14.
Eigene Erhebung 2011.
- 15.
Eigene Auswertung auf Basis der Teilnehmerliste der Bürger_innenwerkstatt.
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Dika, A., Jeitler, B. (2016). Balkanmeile versus Ottakringer Straße. Von urbanen Aushandlungsprozessen in einer Wiener Geschäftsstraße. In: Behrens, M., Bukow, WD., Cudak, K., Strünck, C. (eds) Inclusive City. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09539-0_12
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