Zusammenfassung
Seit geraumer Zeit lässt sich eine erneute Problematisierung des Sexuellen und insbesondere der Pornografie beobachten, die in der These kulminiert, Sexualität (oder gar „die“ Gesellschaft) sei bzw. werde „pornografisiert“. Aus soziologischer Sicht sticht vor allem der Widerspruch zwischen dem Erfolg der „Pornografisierungsthese“ und den Ergebnissen der empirischen Sexualforschung, die eine „Pornografisierung“ des Sexuellen gerade nicht bestätigen können, ins Auge. Vor diesem Hintergrund argumentiert der folgende Beitrag, dass sich der Erfolg und die Anschlussfähigkeit des „Pornografisierungsdiskurses“, also des Diskurses über eine (angebliche oder tatsächliche) „Pornografisierung“ der Gesellschaft, der Jugend usw. einerseits den milieuspezifischen Werten und Normen der Angehörigen der sogenannten sozialen Berufe, die diesen Diskurs maßgeblich tragen, und andererseits der Funktionsweise des Systems der Massenmedien verdanken. Schließlich deutet der Beitrag die zeitgenössische Pornografie als eine Selbstbeschreibung der modernen Sexualität, ohne dabei der Annahme einer Pornografisierung das Wort zu reden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Brunschweiger, V. (2013). Fuck Porn! Wider die Pornografisierung des Alltags. Marburg: Tectum.
Göttlich, U. & Winter, R. (Hrsg.) (2000). Politik des Vergnügens. Zur Diskussion der Populärkultur in den Cultural Studies. Köln: Herbert von Halem Verlag.
Göttlich, U., Mikos, L., & Winter, R. (Hrsg.) (2001). Die Werkzeugkiste der Cultural Studies. Perspektiven, Anschlüsse und Interventionen. Bielefeld: transcript.
Grossberg, L., Nelson, C. & Treichler, P. (Hrsg.) (1992). Cultural Studies. New York/London: Routleledge.
Hilkens, M. (2010). McSex. Die Pornofi zierung unserer Gesellschaft. Berlin: Orlanda Frauenverlag. IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) (2014a). Berufe im Spiegel der Statistik. Berufsfeld Sozial- und Erziehungsberufe, Seelsorger/innen (Berufsgruppen 86 -87 u. 89) Bundesgebiet. Gesamt http://bisds.infosys.iab.de/bisds/result?region=19&beruf=BF19&qualifikation=2 Zugegriff en: 5. Juni 2014.
IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) (2014b). Berufe im Spiegel der Statistik. BIBB Berufsfeld Soziale Berufe. Bundesgebiet Gesamt. http://bisds.infosys.iab.de/bisds/result?region=19&beruf=BIB_BF49&qualifikation=2 Zugegriff en: 5. Juni 2014.
IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) (2014c). Berufe im Spiegel der Statistik. Berufsordnung 891 Seelsorger/innen (alle Religionsgemeinschaft.n). http://bisds.infosys.iab.de/bisds/result?region=19&beruf=BO891&qualifikation=2 Zugegriff en: 5. Juni 2014.
Kendrick, W. (1996). The Secret Museum. Pornography in Modern Culture. With a New Aft.rword. Berkley/ Los Angeles/ London: University of California Press.
Klimke, D. & Lautmann, R. (2006). Die neoliberale Ethik und der Geist des Sexualstrafrechts. Zeitschrift.ür Sexualforschung, 19, 97–117.
Lewandowski, S. (2004). Sexualität in den Zeiten funktionaler Diff erenzierung. Eine systemtheoretische Analyse. Bielefeld: transcript.
Lewandowski, S. (2008). Diesseits des Lustprinzips. Über den Wandel des Sexuellen in der modernen Gesellschaft. SWS-Rundschau, 48, 242–263.
Lewandowski, S. (2012). Die Pornographie der Gesellschaft. Beobachtungen eines populärkulturellen Phänomens. Bielefeld: transcript.
Luhmann, N. (1984/41991). Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann, N. (1996). Die Realität der Massenmedien. (2. überarb. Aufl .). Opladen: Westdeutscher Verlag.
Luhmann, N. (1997). Die Gesellschaft.er Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann, N. (2000). Die Religion der Gesellschaft. Herausgegeben von André Kieserling. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Micheler, S. (2000). Der Sexualitätsdiskurs in der deutschen Studentenbewegung der 1960er Jahre. Zeitschrift.ür Sexualforschung 12, 1–39.
Schwarzer, A. (2010). Die Funktion der Gewalt im Verhältnis der Geschlechter. Mercator- Vorlesung an der Universität Duisburg. http://www.aliceschwarzer.de/artikel/mercatorvorlesung-14-dezember-2010-die-funktion-der-gewalt-im-verhaeltnis-der-geschlechter Zugegriff en: 31. Mai 2013.
Schmidt, G. & Matthiesen, S. (2012). Pornografi ekonsum von Jugendlichen – Fakten und Fiktionen. In M. Schuegraf & A. Tillmann (Hrsg.), Pornografisierung von Gesellschaft. Perspektiven aus Theorie, Empirie und Praxis (S. 245–257). Konstanz: UVK.
Sigusch, V. (1998). Die neosexuelle Revolution. Über gesellschaft.iche Transformationen der Sexualität in den letzten Jahrzehnten. Psyche 52, 1192–1234.
Steff en, N. (2014/i.E.). Porn Chic. Die Pornografisierung des Alltags. München: dtv.
Weber, M. (1920/91988). Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)/UTB.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2015 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Lewandowski, S. (2015). Hardcore? Über die Anschlussfähigkeit der (Selbst-) Beschreibung der Gesellschaft als „pornografisiert“. In: Aigner, J., Hug, T., Schuegraf, M., Tillmann, A. (eds) Medialisierung und Sexualisierung. Digitale Kultur und Kommunikation, vol 4. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06427-3_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-06427-3_3
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-06426-6
Online ISBN: 978-3-658-06427-3
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)