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Sozialreportage als Methode der sozialraumbezogenen Tiefenhermeneutik – am Beispiel städtischer Grafittikulturen

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Biografie und Lebenswelt

Part of the book series: Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit ((PERSOA,volume 20))

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Zusammenfassung

Karl-Heinz Braun, Matthias Elze und Konstanze Wetzel führen mit ihrem Beitrag in die von ihnen entwickelte „Sozialreportage als Methode der sozialraumbezogenen Tiefenhermeneutik – am Beispiel städtischer Grafittikulturen“ ein. Als eine besondere Form der Text-Foto-Kombination kann die Sozialreportage dezidiert als Bildungs- und Lernmethode in den Blick genommen werden. Entlang zahlreicher Fotos veranschaulichen die Autor_innen nicht nur, wie eine kritisch konstruktive Tiefenhermeneutik – als Sozialraumanalyse – zwischen der objektiven Gegebenheit und subjektiven Deutung von Sozialräumen vermitteln kann. Ihnen gelingt es zudem, die symbolische Aneignung von Sozialräumen von Jugendlichen durch das Einbringen von Graffitis in vorfindliche Räume und Strukturen zu beleuchten. Graffitis werden dabei einerseits verstanden als alltägliche Selbstverständlichkeit, sie verweisen andererseits jedoch in ihrem Ringen um eine öffentliche Präsenz immer auch auf soziale und politische Machtkonflikte.

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Notes

  1. 1.

    Unter aneignungstheoretischem Gesichtspunkt (vgl. Braun 2014) ist hier allerdings darauf hinzuweisen, dass die Analyse von „Dingen“ im Kontext der jeweiligen Lebensräume und –weisen schon immer ein selbstverständlicher Bestandteil der Archäologie war und es dabei fließende Übergänge zur sozialraumbezogenen Architekturanalyse gegeben hat und gibt.

  2. 2.

    Die Sozialreportage ist dabei sowohl eine Forschungs- als auch eine Handlungsmethode der Sozialen Arbeit (ohne die Unterschiede zwischen beiden Verfahrensweisen zu verleugnen); sie kann aber auch als Vermittlungsglied zwischen beiden, nämlich als Bildungs- bzw. Lernmethode konzipiert werden – als solche wird sie in diesem Beitrag vorrangig dargestellt (vgl. Braun und Wetzel 2009, 2010; ergänzend auch Fegter 2011).

  3. 3.

    Der Text ist hervorgegangen aus der Arbeit des „Magdeburger Archivs für Sozialfotografie“ (www.masof.de); dort können auch alle Fotos in Farbe eingesehen werden (zu den Aufgaben des masof vgl. Braun und Elze 2010).

  4. 4.

    Dieses tiefenhermeneutische Verständnis der Erkenntnismöglichkeiten und Verständigungsfunktionen der Sozialreportage steht zumindest teilweise in Übereinstimmung mit dem – systemtheoretisch grundierten – Anliegen von Gumbrecht (2010, S. 13 ff. u. 134 ff.; 2012, Teil 3), ein Projekt zu realisieren, das die Gegenwart weder der Vergangenheit unterwirft noch der Zukunft aufopfert, sie also in ihrer ganzen Breite anerkennt und diese Breite insbesondere durch die körperliche Präsenz im Raum bzw. die Leibgebundenheit der Erlebnisse und Erfahrungen in ihrem ganzen Bedeutungsgehalt zur Sprache bringt und sie nicht einer (metaphysischen) „Tiefe“ unterordnet.

  5. 5.

    Vgl. Reineke (2012, Kap. 3), Stahl (2009, S. 24 ff., 214 ff. u. 270 ff.) und Walde (2012).

  6. 6.

    Vgl. dazu die Übersicht von Lorenz (2009) und die ausführlichen exemplarischen Analysen von Alberro et al. (2010), Aynsly (2000), Peschlow-Bindokat (2003), Salm (2012), Tiradritti (2007) und Wildung und Wullen (2005).

  7. 7.

    Das macht indirekt auch die Fallstudie von Schroeder und Schönig (2008) deutlich, gerade weil es nicht ihr Thema ist.

  8. 8.

    Vgl. zur anerkennungstheoretischen Deutung der „Unsichtbarkeit“ den Titelessay Honneth (2003); ohne (expliziten) Bezug auf diesen Ansatz hat Reutlinger (2003, Kap. 4) für solche Gruppen von Jugendlichen das Konzept der „unsichtbaren Bewältigungslandkarte“ entwickelt (welches aber auch für andere „unsichtbare“ Bevölkerungsgruppen fruchtbar gemacht werden kann). Damit wird zugleich deutlich, dass den Relationen von Sagen, Zeigen und Verschweigen nicht nur erkenntnistheoretische und methodische Aspekte zu Grunde liegen, sondern auch eine bestimmte soziale bzw. moralische Tiefengrammatik.

  9. 9.

    Selbstverständlich ist das nur eine exemplarische Auswahl; ein sehr gute, auch visuell eindrückliche Darstellung der unterschiedlichen Jugendmilieus bietet Calmbach et al. 2011).

  10. 10.

    Montage unter Verwendung eines Beitrages aus der Magdeburger Volksstimme vom 11.4. 2011.

  11. 11.

    Wir greifen hier und an späteren Stellen einige Überlegungen von Schmidt (2009) auf, die sich zwar unmittelbar auf Funktionsbestimmung und Trends der Street Art beziehen, die aber auch für die Graffiti-Kulturen charakteristisch sind (zumal es vielerlei Wechselbeziehungen zwischen beiden gibt); vgl. zur übergreifenden Einordnung der aktuellen Kunstdiskurse in die allgemeinen neueren Gesellschaftsdiskurse Boltanski und Chiapello (2006, Teil 3).

  12. 12.

    Vgl. dazu die Projektberichte und -anregungen in Deinet et al. (2009), Kessl und Reutlinger (2013) und May und Alisch (2008).

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Braun, KH., Elze, M., Wetzel, K. (2015). Sozialreportage als Methode der sozialraumbezogenen Tiefenhermeneutik – am Beispiel städtischer Grafittikulturen. In: Dörr, M., Füssenhäuser, C., Schulze, H. (eds) Biografie und Lebenswelt. Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit, vol 20. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03835-9_13

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