Zusammenfassung
Rechtlich gesehen sind Kindertageseinrichtungen nicht Teil des Bildungssystems, sondern der Kinder- und Jugendhilfe. Allerdings ist diese Zuordnung aufgrund der zunehmenden Fokussierung auf frühkindliche Bildungsprozesse nicht unumstritten. Für die Auseinandersetzung mit Fragen der Steuerung von Kindertageseinrichtungen hat dies zur Folge, dass Forschung und Theorien sowohl aus dem Bildungsbereich als auch der Kinder- und Jugendhilfe als Teilbereich der Sozialen Arbeit von Bedeutung sind. Geht es auf einer Steuerungsebene um Veränderungen im Bereich von Bildung, wird häufig für interdisziplinäre Ansätze und einen konstruktiven Diskurs aller beteiligten Disziplinen plädiert. Insbesondere die Thematik der Finanzierung macht einen mehrperspektivischen Zugang erforderlich. Das Kapitel diskutiert zunächst die unterschiedlichen Bezugsfelder und Bezugsdisziplinen sowie ihr Verhältnis zueinander und schließt mit einer Übersicht über den Aufbau des gesamten Buches.
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Notes
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Aufgrund der Dominanz von Frauen im diesem Berufsfeld wird die weibliche Form verwendet. Selbstverständlich sind auch männliche Erzieher in die Überlegungen eingeschlossen. Gleiches gilt umgekehrt, wenn an anderen Stellen aus Gründen der Lesbarkeit die männliche Form bevorzugt wird.
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Auch andere Autoren plädieren bezüglich einer Reform des Bildungsbereiches grundsätzlich für interdisziplinäre Ansätze (Brüsemeister 2008, S. 8; Obermaier 2008, S. 930; Kell 1996, S. 31). Interdisziplinarität bedeutet in der Regel, dass ein Sachverhalt in größtenteils fachspezifisch zu bearbeitende Teile zerlegt und anteilig sowie – zumindest in Teilen – disziplinübergreifend bearbeitet werden kann (Beneke 2004, S. 86). Einen konstruktiven Diskurs aller beteiligten Disziplinen hält Spieß (2010) im Bereich der frühkindlichen Bildung für besonders gewinnbringend.
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Insofern ist Multidisziplinarität – verstanden als Bearbeitung einer Fragestellung durch verschiedene Wissenschaften, die jedoch noch keinen Zusammenhang zwischen diesen Disziplinen begründet – eine wichtige Voraussetzung für transdisziplinäres Forschen. Sie erlaubt den Bezug der unterschiedlichen Sichtweisen auf ein den Forscher interessierendes Problem und das Studium dieser Sichtweisen in der Eigenlogik der jeweiligen Wissenschaften (Gutschmidt 2004).
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Hogrebe, N. (2014). Finanzierung von Kindertageseinrichtungen – transdisziplinäre Bezüge. In: Bildungsfinanzierung und Bildungsgerechtigkeit. Educational Governance, vol 24. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03489-4_1
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