Zusammenfassung
In der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie werden drei Indikatoren aus dem Bildungsbereich definiert, die als Gradmesser für eine nachhaltige Bildungspolitik verstanden werden können. Einer davon ist der Anteil der Personen innerhalb der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen, die über keinen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügen – ein Zustand, der auch als ‚relative Bildungsarmut‘ bezeichnet wird – und sich nicht in Bildung oder Ausbildung befinden. Der empirische Beitrag von Bechler zeichnet die langfristige historische Entwicklung von Ausbildungslosigkeit unter jungen Menschen in Deutschland nach und trägt verschiedene Befunde zu diesem Thema zusammen, wobei der Fokus auf dem Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung liegt. Es zeigt sich, dass eine abgeschlossene Berufsausbildung, früher vor allem bei Mädchen vom Lande eine Seltenheit, infolge der Bildungsexpansion zur Norm geworden ist – mit teils stigmatisierenden Auswirkungen für jene, die an dieser Entwicklung nicht teilhaben konnten. Insgesamt ist der Übergang in die Ausbildung seit Mitte der 1980er Jahre vor allem für Jugendliche mit und ohne Hauptschulabschluss deutlich schwieriger geworden.
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Notes
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Hier und im Folgenden ist zu beachten, dass diese Zahlen nicht mit den Werten für den Indikator der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vergleichbar sind, da u. a. unterschiedliche Altersgruppen betrachtet werden.
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Übergangssystem bezeichnet alle „(Aus-)Bildungsangebote, die unterhalb einer qualifizierenden Berufsausbildung liegen bzw. zu keinem anerkannten Ausbildungsabschluss führen, sondern auf eine Verbesserung der individuellen Kompetenzen von Jugendlichen zur Aufnahme einer Ausbildung oder Beschäftigung zielen und zum Teil das Nachholen eines allgemeinbildenden Schulabschlusses ermöglichen“ (Konsortium Bildungsberichterstattung 2006, S. 79).
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Generell ist die genaue Bezifferung von unversorgten Bewerbern schwierig, da es sich dabei um ein Politikum handelt. Bosch (2010, S. 41) charakterisiert die Situation als „jährliche[n] Statistikstreit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden“.
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Jugendliche mit nicht-deutschem Pass.
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„Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen“ (Art. 12 I 1 GG).
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„Arbeitskräftelücken wie auch -überhänge werden in der Realität nicht so eintreten, wie sie prognostiziert werden. Antizipatorische Anpassungsreaktionen der Unternehmen auf der Nachfrage- und sich wandelnde Ausbildungs- und Berufsoptionen der Jugendlichen auf der Angebotsseite wie auch politische Interventionen können Arbeitskräftelücken und -überhänge entschärfen“ (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010, S. 165).
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Bechler, N. (2014). ‚Frühe Schulabgänger‘: Die Zahl der ausbildungslosen Jugendlichen im Kohortenvergleich. In: Tremmel, J. (eds) Generationengerechte und nachhaltige Bildungspolitik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02742-1_5
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