Zusammenfassung
Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise wird häufig auf die „Dialektik von Demokratie und Kapitalismus“ Bezug genommen. Der Text rekonstruiert diese theoretische Figur. Beginnend mit Marx’ Kritik der 48er Revolution im Frankreich des 19. Jahrhunderts in der Schrift „Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte“ soll nachvollzogen werden, wie Rosa Luxemburg, Antonio Gramsci, Franz Neumann, Jürgen Habermas, Claus Offe, Nicos Poulantzas und Wolfgang Abendroth diese Figur aufgenommen und weiterentwickelt haben. Diese Erkenntnisse einer materialistischen Demokratietheorie werden für eine Analyse der aktuellen Phase der Krise der Demokratie in Europa fruchtbar gemacht.
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Notes
- 1.
Zu einer Lesart der „Postdemokratiediagnose“ als Hybridisierung etablierter Demokratien vgl. den Beitrag von Jörg Kemmerzell in diesem Band.
- 2.
Vgl. die Beiträge von Dirk Jörke, Claudia Ritzi und David Salomon in diesem Band.
- 3.
Vgl. die Beiträge von Sonja Buckel und Frank Deppe in diesem Band.
- 4.
Zum Zusammenhang von Geschlechterfrage und sozialer Frage vgl. den Beitrag von Michael Hirsch in diesem Band.
- 5.
Siehe zu Abendroth Fischer-Lescano et al. (2012).
- 6.
In den USA markieren für Crouch Roosevelt und der New Deal einen ersten Höhepunkt demokratischer Entwicklung, während er die Klimax der Demokratisierung in Europa auf jenes Zeitfenster nach dem Zweiten Weltkrieg datiert, in dem unterschiedliche Sozialstaatsmodelle etabliert wurden.
- 7.
Vgl. auch den Begriff „Postdemokratie“ gegenüber kritischen Beitrag Thore Priens in diesem Band.
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Eberl, O., Salomon, D. (2017). Soziale Demokratie in der Postdemokratie. In: Eberl, O., Salomon, D. (eds) Perspektiven sozialer Demokratie in der Postdemokratie. Staat - Souveränität - Nation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02724-7_1
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