Zusammenfassung
In diesem Beitrag soll ein Überblick über die theoretischen Vorstellungen von John Maynard Keynes, der seine Hauptwerke in den 1930er Jahren schrieb, gegeben werden. Nach der Darstellung von Grundlagen wird die Rolle der aggregierten Nachfrage sowie der Löhne diskutiert. Die Betrachtung von merkantilistischen Strategien und Bemerkungen über Wirtschaftspolitik schließen den Beitrag ab. Zur Verdeutlichung der Argumente werden die Unterschiede zum neoklassischen Paradigma aufgezeigt.
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Notes
- 1.
Wenn von Marktwirtschaften gesprochen wird, dann ist die kapitalistische Ökonomie gemeint, die sich Ende des 19. Jahrhunderts als ökonomisches System durchgesetzt hat. Märkte gab es schon lange davor, jedoch haben diese in früheren Gesellschaftsformen eine untergeordnete Rolle gespielt. Insbesondere war diesen früheren Gesellschaften die Verwertung von Kapital mittels eines Geldvorschusses in Produktionsprozesse weitgehend fremd.
- 2.
Hall und Soskice (2001), welche die modernere Diskussion über Kapitalismustypen angestoßen haben, unterscheiden zwischen einem kontinentaleuropäischen und einem angelsächsischen Typus. Inzwischen hat sich die Diskussion ausdifferenziert.
- 3.
Zur Regulierung der Natur bzw. zur Diskussion von ökologischen Problemen hat Keynes wenig beigetragen. Dies gilt auch für den Postkeynesianismus (siehe unten).
- 4.
Die einfache Kreislaufformel findet sich bei Marx im Band I des Kapitals, die ausdifferenzierte im Band III (Marx 1973).
- 5.
„Unternehmungslust“ (Keynes 1936: 134), wie es etwas unglücklich übersetzt wurde.
- 6.
Keynes (1936, 1937) unterstellte, wie auch der neoklassische Monetarismus (die Quantitätstheorie des Geldes), dass die Geldmenge exogen durch die Zentralbank gegeben ist. Allerdings stellte Keynes keine Verbindung zwischen der Geldmenge und dem Preisniveau her. Die Geldmenge wird, so sein Argument, von den Haushalten gehalten, die je nach ihren Erwartungen Unternehmen finanzieren oder Geld horten.
- 7.
Keynes vertritt an diesem Punkt die gleiche Meinung wie die Klassiker (z. B. Adam Smith, David Ricardo) und Karl Marx.
- 8.
Die Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung gilt nur bei der Existenz eines Kapitalgutes in der Ökonomie bzw. gleichen Kapitalintensitäten in allen Branchen und der Unterstellung konstanter Skalenerträge. Beide Annahmen sind in der Realität nicht gegeben.
- 9.
Die Handelsbilanz erfasst den Export und Import von physischen Gütern. International gehandelte Dienstleistungen (Tourismus, Transportleistungen, Versicherungsleistungen etc.) können hier zur Handelsbilanz gezählt werden.
- 10.
Es ist wichtig, dass der Handelsbilanzüberschuss nicht über sinkende Importe aufgrund einer Krise im Inland entsteht. Denn dann ist ein Handelsbilanzüberschuss kein Ausdruck einer wachsenden Ökonomie.
- 11.
Die Leistungsbilanz umfasst neben der Handelsbilanz die Dienstleistungsbilanz, die Einkommensbilanz (Dividenden, Zinsen etc.) und internationale Transfers. Ein Leistungsbilanzüberschuss erhöht die internationale Nettovermögensposition eines Landes, ein Leistungsbilanzdefizit vermindert sie.
- 12.
China ab Ende der 1990er Jahre ist dafür ein gutes Beispiel (Herr 2009), aber auch Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgten diese Strategie.
- 13.
Deutschland nach dem Beginn der Europäischen Währungsunion im Jahre 1999 steht exemplarisch für diesen Fall (vgl. die Fallstudie in Herr/Kazandziska 2011).
- 14.
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Herr, H. (2014). Keynesianismus. In: Wullweber, J., Graf, A., Behrens, M. (eds) Theorien der Internationalen Politischen Ökonomie. Globale Politische Ökonomie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02527-4_3
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