Zusammenfassung
Die Forschungsarbeit zu Demokratien und Autokratien hat in der Vergleichenden Politikwissenschaft eine lange Tradition. Fragen nach der Durchsetzungskraft der Demokratie und ihrer Stabilität standen bereits früh in ihrem Fokus. Mit der zunehmenden Zahl an Demokratien etablierte sich eine stärkere Differenzierung dieser Betrachtungen, die zum einen die feinere Qualitätsbestimmung von Demokratie und zum anderen die Identifikation von potenziellen Zwischenformen (hybride Regime, defekte Demokratien) beinhaltete. Begleitet wurde dies von Fragen nach der Stabilität und der Leistungsfähigkeit entsprechender politischer Systeme. Dem Befund der Ausdifferenzierung von Herrschaftstypen in eine größere Vielfalt an Regimeformen steht die Beobachtung einer weiter voranschreitenden weltweiten Demokratisierung bei gleichzeitig identifizierbaren Umbrüchen auch zu autokratischen Regimeformen zur Seite. Dabei scheinen Prozesse der Demokratisierung nicht kontinuierlich, sondern in Wellenform zu verlaufen und sich in der Masse gegenüber den Veränderungen zur Autokratie durchsetzen zu können. Hierfür sind nicht zuletzt immer noch bestehende Vorteile in der Leistungsfähigkeit verantwortlich, die aber durch das Entstehen neuerer Typen hybrider Regime genauso hinterfragt werden kann, wie aufgrund ambivalenter Ergebnisse zur Auswirkung von Modernisierung und ökonomischer Leistungskraft.
Notes
- 1.
Zum Begriff des politischen Regimes siehe hier auch den Beitrag von Wolfgang Merkel in diesem Band.
- 2.
Zur Definition und Beschreibung von Regime- und Herrschaftstypen sowie von Demokratie und Autokratie siehe den Beitrag von Hans-Joachim Lauth in diesem Band, zu Prozessen des Systemwandels den Beitrag von Wolfgang Merkel und zu Stabilität von politischen Systemen als Aspekt der politischen Kulturforschung den Beitrag von Susanne und Gert Pickel.
- 3.
An dieser Stelle möchte ich nicht intensiv auf Debatten über die Präzision und Tragfähigkeit verschiedener Vorgehen der Demokratiemessung eingehen. Hierzu siehe Pickel und Pickel 2006; Lauth 2004; Müller und Pickel 2007. Ebenfalls angesprochen wird die Demokratiemessung in dem Beitrag von Lauth in diesem Band.
- 4.
Siehe hierzu auch den Beitrag von Wolfgang Merkel in diesem Band mit den Verweisen auf die unterschiedlichen Theorien der Transformationsforschung (auch Kollmorgen et al. 2015).
- 5.
In ihrer Typologie finden sich zudem noch Kombinationen der Regimezuordnungen wieder, von denen die häufigsten das Militärregime mit elektoralen Elementen und das dominante Mehrparteienregime sind.
- 6.
Die Kategorie „andere Form“ umfasst Länder, die zu den Erhebungszeitpunkten Theokratien waren oder sich im Bürgerkriegszustand bzw. unter Besetzung durch eine fremde Macht befanden.
- 7.
Zu den Erklärungsansätzen der Systemwechsel- und Transformationsforschung siehe den Beitrag von Wolfgang Merkel in diesem Band (auch Merkel 2010).
- 8.
Ein typischer Demonstrationseffekt zeigte sich für die sozialistischen Systeme mit Blick in das wohlhabende und individuelle Freiheiten gewährleistende Westeuropa.
- 9.
Ergebnisse von Pickel (2009: S. 318) zeigen, dass unterdurchschnittliche Wachstumsraten zu Demokratisierungsverlusten führen, während hohe Wachstumsraten zur Stabilität von Autokratien beitragen. Für die negative Wirkung der geringen Wachstumsraten auf die Demokratien ist eine schlechtere sozioökonomische Wohlfahrt und politische Effektivität (Korruption, Klientelismus) förderlich.
- 10.
Ohne Frage wirkt sich hier auch die Verzahnung von Demokratien und Industriestaaten aus.
- 11.
Merkel nennt sie autoritäre Modernisierungsregime. Siehe seinen Beitrag in diesem Band.
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Pickel, G. (2016). Autokratien und Demokratien in der Vergleichenden Politikwissenschaft: Empirische Forschung und Befunde. In: Lauth, HJ., Kneuer, M., Pickel, G. (eds) Handbuch Vergleichende Politikwissenschaft. Springer Reference Sozialwissenschaften . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02338-6_22
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