Zusammenfassung
Rein grammatisch betrachtet begegnet uns der Wertbegriff in der Alltagssprache sowie in der Wissenschaftssprache vor allem in zwei Erscheinungsformen: als Hauptwort oder als Eigenschaftswort. Beim Subjektgebrauch dieses Wortes werden dem Wert bestimmte Eigenschaften wie jedem anderen vorfindlichen Sachverhalt auch zugeschrieben. Notiert man diese Merkmale im Stil der klassischen Logik, so ergibt sich: >W ε x<. W bedeutet irgendeinen handfesten Wertgegenstand wie ein Schmuckstück. Das ε liest sich als „ist“ im Sinne von „hat die Eigenschaft“ und w bedeutet irgendeines der möglichen Merkmale, die „der Wert“ selbst annehmen kann. So kann das Schmuckstück als Wertgegenstand z. B. „schön“ oder „teuer“ oder „schön teuer“ sein. (Heute schreibt man formallogisch normalerweise: Wx. D. h.: W weist die Eigenschaft x auf). So kann W sogar klettern: „Der Wert ist angestiegen“. Alltagssprachlich, aber auch wissenschaftssprachlich reden wir häufig von derartigen „Werten“ (groß geschrieben) und verstehen darunter in der Tat irgendwelche begehrenswerte Dinge: Goldbarren, Geschmeide, Immobilien etc. Das Substantiv „der Wert“ wird so gesehen vor allem materiellen Gütern bzw. dem vorbehalten, was sowohl in der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie als auch im neo-klassischen Lehrbuch der Nationalökonomie Gebrauchswert heißt. Aber „ist“ etwas ein Gebrauchswert oder „hat“ es Gebrauchswert? „Wir wollen … solche mit Werten verknüpfte Objektwirklichkeiten ‘Güter’ nennen, um sie von den an ihnen haftenden Werten zu unterscheiden“ (PA 13). Auch Dienstleistungen, nicht bloß handfeste Güter können einen Gebrauchswert aufweisen. Es gibt zudem die berühmten „inneren Werte“ einer Person. Man sieht sie ihr nicht unmittelbar an. Sie sie entstammen oftmals der Verinnerlichung eines Typus von „Werten“, bei denen der substantivische Sprachgebrauch und die damit verbundenen sozialontologischen Hintergrundannahmen ebenfalls am Platz sein können. Das gilt insbesondere für kulturell allgemein verbreitete und anerkannte Normen, Regeln und Kriterien, die man unter Max Webers Begriff der „Wertideen“ versammeln kann. Der Unterschied zwischen diesen drei Arten der Wertideen lässt sich vielleicht so umreißen:
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Ritsert, J. (2013). Über einige Dimensionen und Implikationen des Wertbegriffes. In: Wert. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02194-8_1
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