Zusammenfassung
„Musiklehrer an einer allgemeinbildenden Schule? … Ich – Bestimmt nicht!“ So oder so ähnlich ist oft der Gedankengang, wenn es infolge des Berufswunsches ‚Musiker‘ dann um die Frage des konkreten Berufsbildes geht. Der junge Mensch, der die Musik zu seinem Beruf machen möchte, sehnt sich zumeist nach einer Bühnentätigkeit.
Paul Heyse (1924, S. 608).
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Notes
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Dort wo aus unterschiedlichen Gründen ein geschlechtsneutraler Begriff nicht verwendbar war, bezieht die sprachlich männliche Form in Gedanken die weibliche Form im gleichen Maße mit ein, zumal die weibliche Lehrerschaft oft den größeren Teil eines Kollegiums stellt.
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Daten entnommen aus: KIM-Studie (2008) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs), in der 1206 deutschsprachige Kinder zwischen 6 und 13 Jahren befragt wurden; JIM-Studie (2009) des mpfs, in der 1200 12-19jährige deutschsprachige Jugendliche befragt wurden (vgl. Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest 1999ff.; 1998ff.). Unwesentlich andere Zahlen nennt die 13. Shell-Jugendstudie 2000 (Fischer 2000, S. 207) oder auch die Shell-Jugendstudie 2010 (Albert et al. 2010, S. 97).
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Der Diskussionsstand ist selbstverständlich viel komplexer, als hier dargestellt werden kann und es gab zu „keiner Zeit … eine unumstrittene Konzeption, die konkurrenzlos den Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen geprägt hätte“ (Helms 2000, S. 7ff.). Seit der Krise des Musikunterrichts in den 60er und 70er Jahren sind Methodik und Didaktik des Musikunterrichts stark im Wandel und in heftiger Diskussion. Prominente Beiträge zu unterschiedlichen Positionen dieser Diskussion sind unter vielen anderen z.B.: Ehrenforth (1993), Nimczik (2001), Bastian (1992). Bereits Gruhn (1993, S. 353) dagegen fordert in der „Geschichte der Musikerziehung“ das Zurückdrängen einer Orientierung an der Wissenschaft zugunsten der Erziehung als Kunst.
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Die sich hier andeutende Diskussion ist umfangreich und kann hier nicht geführt werden. Es gelingt aus den verschiedensten Gründen sicherlich unterschiedlich gut, von diesem Ausgangspunkt sich dem Bildungsziel zu nähern oder aber kaum aus dem Bereich der Jugendmusik herauszukommen. Die Erwähnung dieser Möglichkeit hier dient nur der Gegenüberstellung zu dem, was in der Waldorfschule versucht wird.
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In einem Schulkonzert einer benachbarten Schule beobachtete ich einmal bei der Aufführung des ‚Requiems’ von Mozart einen Schüler der 9. Klasse, der im Chor abseits und sogar hauptsächlich vom Dirigenten abgewandt, aber in seine Noten blickend dastand. Allem Anschein nach engagierte er sich nicht besonders für das Gelingen des gemeinsamen Werkes. In der folgenden Pause sah ich ihn jedoch, wie er mit einem Kameraden sprach und diesen ganz ernsthaft fragte: „Na? − Und? − Waren wir nicht toll?“ Ganz offensichtlich war der Eindruck des Unbeteiligt-Seins falsch.
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Mir ist sehr wohl bewusst, dass der Bildungs-Begriff in der Fachwelt nicht einheitlich betrachtet und gehandhabt wird. Ich verwende ihn hier aus meiner Sicht der Waldorfpädagogik.
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Leider ist es heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass ein Mensch, der etwas in die Welt setzt, an die Konsequenzen seines Handelns denkt, oder ein Mitgefühl entwickelt für den, den er traktiert, oder, oder…
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Leider muss dieses hier aus Platzgründen Behauptung, persönliche Überzeugung und ohne ausführliche Belege bleiben. Ein Nachweis dieser Wirkungen wäre nicht nur äußerst schwierig, wenn nicht vielleicht gar zweifelhaft. Er wäre aber auch – sofern überhaupt möglich – so umfangreich, dass er den Rahmen des Artikels sprengen würde. Wissenschaftlich gesehen bliebe ein solcher ‚Nachweis in die Zukunft’ sowieso fraglich.
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Rudolf Steiner beklagte bereits 1920 unmissverständlich den zu großen und damit ungünstigen Einfluss der Wissenschaft auf die Pädagogik und die Lehrerbildung als Ursache für die Misere im damaligen Erziehungswesen (Steiner 1993, S. 15f.). Er konstatierte, dass das bloß wissenschaftlich Richtige zur Ausbildung bei weitem nicht ausreiche. Es bedürfe doch der Lehrer, die als Erziehungskünstler und nicht bloß als didaktisch motivierte Wissenschaftler durch ein Fachgebiet leiten. Aus seiner Sicht steht in der Wissenschaft das denkende Erkennen zu sehr im Vordergrund und von daher sollte ein Lehrer kein bloßer Wissenschaftler sein. Ausführlicher dazu auch: Kern (2011b), Kern et al. (2009).
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Der Begriff ‚Gesinnung’ mag heute ungewöhnlich oder gar anstößig klingen. Aus dem historischen Kontext Steiners heraus verstanden und damit jeglichem ideologischen Ballastes entledigt, erfasst er aber recht gut das stimmungshafte der Lehrergrundhaltung, -einstellung und -handlungsweise, die dieser als Grundlage des Berufes ansah.
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Neben dem postgradualen Fachmusiker-Masterstudium in Stuttgart gibt es im Bund der Waldorfschulen weitere postgraduale Seminarausbildungen sowie die grundständige Musiklehrer- Ausbildung im Wittener Seminar. Eine Liste aller Ausbildungsstätten hält die Geschäftsstelle des Bundes der Freien Waldorfschulen in Stuttgart bereit oder ist derzeit abzurufen unter: http://www.waldorfschule.info/de/lehrer/index.html.
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Die Angebote an allgemeinen Tagungen, Fachtagungen (z.B. die derzeit alljährliche Fachtagung der Musiker im Januar) des Bundes der Freien Waldorfschulen ist groß und wird jedes Jahr in einem gesonderten Heft veröffentlicht.
Literatur
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Kern, H. (2013). „Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben“ – Musik-Künstler als Erziehungskünstler. In: Barz, H. (eds) Unterrichten an Waldorfschulen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00551-1_9
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