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Zusammenfassung

Er ist operationalistisch gefasst: Soziale Systeme produzieren sich qua ihren distinkten Operationen – den Kommunikationen – selbst. Über Kommunikationen emergieren soziale Systeme, indem sie operativ eine Grenze erzeugen, über die sie sich von ihrer Umwelt unterscheiden. In seiner operationalistischen Anlage plausibilisiert der Kommunikationsbegriff, dass Kommunikation Differenz erzeugt, nämlich die von System und Umwelt.

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Notes

  1. 1.

    Luhmann greift hier auf den von Fritz Heider (2005/1926) entwickelten Medienbegriff zurück, vgl. KdG: 165ff., GdG I: 190ff., ESys: 225ff.

  2. 2.

    Auch Formen sind nichts Dinghaftes, Materielles. Luhmann definiert, „daß wir unter »Form« die Markierung einer Unterscheidung verstehen. Also ist auch die Unterscheidung von Medium und Form eine Form.“ (GdG I: 198). Diese Definition übernimmt Luhmann aus George Spencer Browns Kalkül „Laws of Form“ (1971), vgl. dazu auch Wittenbecher 1999, S. 58ff.

  3. 3.

    Weitere Medien sind z. B. physikalische Medien wie Schall, Licht, Schwerkraft, Luft, elektromagnetische Felder etc., die Luhmann als „Wahrnehmungsmedien“ bezeichnet (GdG I: 197), oder symbolische Medien wie die Laut- und Schriftsprache, mathematische Zeichen etc., die die Kommunikation ermöglichen, indem eine Information mitgeteilt und verstanden werden kann.

  4. 4.

    Bei Luhmann heißt es an anderer Stelle: „Licht wird in den Kathedralen zugelassen, wird Form, um mit den Säulen und Bögen spielen zu können. Die physikalische Struktur der Welt muß das ermöglichen, aber die Differenz von Medium und Form ist eine Eigenleistung des wahrnehmenden Organismus.“ (GdG I: 197)

  5. 5.

    Die Medium-Form-Unterscheidung ist nicht den Dingen inhärent, für sie gibt es keine Umweltkorrespondenz, es handelt sich nicht um ontologische Eigenschaften von Dingen, sondern um Beobachtungen eines Beobachters: Es sind Konstruktionen. Deshalb passt die Metapher auch nicht, dass ein Medium quasi das Wachs sei, in das sich die Formen einprägten. Hier führt Berghaus (2004) in die Irre, wenn sie schreibt: „Ein Medium ist wie eine Wachsmasse, in die sich Formen einprägen, löschen und neu einprägen lassen.“ (Berghaus 2004, S. 111f.). Denn das Wachs ist auch dann beobachtbar, wenn es nicht geformt wird. Luhmann: „Mit der Unterscheidung Medium/Form wird eine andere Ausgangsdifferenz vorgeschlagen, die das dingontologische Konzept ersetzen, das heißt: überflüssig machen soll. Was Konzepte der Tradition betrifft, könnte man an die Metapher der Wachsmasse denken, auf der Einzeichnungen möglich sind und gelöscht werden können. Von der Systemtheorie aus ist dazu zu bemerken, daß Medien und Formen jeweils von Systemen aus konstruiert werden. Sie setzen also immer eine Systemreferenz voraus. Es gibt sie nicht »an sich«. Somit ist die Unterscheidung von Medium und Form ebenso wie der mit ihr eng zusammenhängende Begriff der Information ein rein systeminternes Produkt. Es gibt keine entsprechende Differenz in der Umwelt. Weder Medium noch Formen »repräsentieren« letztlich physikalische Sachverhalte im System.“ (KdG: 166)

  6. 6.

    Auch Elemente sind nichts Dinghaftes, auch bei ihnen handelt es sich um Einheiten, die von einem beobachtenden System konstruiert (= unterschieden) werden.

  7. 7.

    Luhmann: „Bestimmte Medien und Formen verwenden dieselben Elemente, unterscheiden sich aber unter dem Gesichtspunkt der losen bzw. festen Kopplung.“ (KdG: 167).

  8. 8.

    Luhmanns konsequente Temporalisierung und Dynamisierung der Systemtheorie zeigt sich auch hier: Die Formen, die sich in das Medium einschreiben, vergehen, ohne dass das Medium sich verbraucht. Die Medien-Form-Differenz ist damit – theorielogisch – analog gebaut wie die System-Elemente-Differenz, der zufolge die Elemente (= Operationen) eines Systems in dem Moment, in dem sie entstehen (= sich ereignen), schon wieder vergehen. Bei der Systemtheorie handelt es sich um eine dynamisierte Theorie, in die Zeit konstitutiv eingebaut ist.

  9. 9.

    Schon der frühe Sinnbegriff Luhmanns, wie er ihn vor seinem Paradigmenwechsel zur Theorie autopoietischer Systeme begründete, hob insbesondere darauf ab, die Sinnhaftigkeit des Handelns nicht auf Zweckgerichtetheit engzuführen. Denn die spezifische Funktion von Zwecken bestehe gerade darin, so Luhmann, dass sie nur eine Möglichkeit in den Blick nähmen, alle anderen hingegen ausblendeten, während die Sinnform in der Systemtheorie den Horizont der Möglichkeiten gerade weite (s. ZuS).

  10. 10.

    Damit rekurriert Luhmanns Sinnbegriff auf den von Edmund Husserl (1950) formulierten Sinnbegriff, dem eine das aktuell Bezeichnende überschießende Verweisungsstruktur konstitutiv inhärent ist. Der Phänomenologie zufolge lässt sich der vom Bewusstsein mittels zunächst phänomenologischer, dann eidetischer Reduktion ermittelte spezifische Sinn eines (intentionalen) Gegenstandes immer nur in Relation und im Unterschied zum spezifischen Sinn anderer Gegenstände bestimmen. Die über den aktuellen Sinn überschießende Verweisung zielt jedoch nicht nur auf das spezifisch Andere, aus dessen Differenz heraus sich das aktuell Gemeinte verstehen lässt. Der je aktuelle Sinn verweist vielmehr auch auf Mögliches und hält damit den Horizont von Welt im husserlschen Sinne offen, was nichts anderes heißt, als dass die Sinnform Komplexität bereithält. Luhmann merkt wiederholt an, dass sein Sinnbegriff auf den von Husserl zurückgeht. Zum Sinnbegriff bei Luhmann, Weber und Schütz vgl. Wittenbecher 1999, S. 28ff.

  11. 11.

    Nach Luhmann „kann man nicht von einer vorhandenen Welt ausgehen, die aus Dingen, Substanzen, Ideen besteht, und auch nicht mit dem Weltbegriff deren Gesamtheit (universitas rerum) bezeichnen.“ (GdG I: 46) Gefordert ist vielmehr die „Aufgabe des am Ding orientierten Weltbegriffs. Er wird durch die Annahme einer unbeobachtbaren Welt ersetzt. Alles kommt darauf an, welche Beobachter man beobachtet, und in der rekursiven Wiederverwendung von Beobachtungen im Beobachten ergibt sich nur noch eine unbeobachtbare Einheit – die Gesamtwelt als Einheitsformel aller Unterscheidungen.“ (GdG I: 151f.).

  12. 12.

    Luhmann definiert Kontingenz: „Der Begriff [der Kontingenz, Thye] wird gewonnen durch Ausschließung von Notwendigkeit und Unmöglichkeit. Kontingent ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist. Der Begriff bezeichnet mithin Gegebenes (Erfahrenes, Erwartetes, Gedachtes, Phantasiertes) im Hinblick auf mögliches Anderssein; er bezeichnet Gegenstände im Horizont möglicher Abwandlungen. Er setzt die gegebene Welt voraus, bezeichnet also nicht das Mögliche überhaupt, sondern das, was von der Realität aus gesehen anders möglich ist.“ (SoSy: 152)

  13. 13.

    Was die Möglichkeit, das aktuell Gewählte wieder zu aktualisieren, miteinschließt. Luhmann: „Die Modalisierung der Aktualität durch die Unterscheidung aktuell/möglich bezieht sich auf den Sinn, der jeweils in den Systemoperationen aktualisiert wird. Sie ist doppelt asymmetrisch gebaut; denn auch der aktualisierte Sinn ist und bleibt möglich und der mögliche Sinn aktualisierbar.“ (GdG I: 50)

  14. 14.

    Die Rede von „Möglichkeitsanzeigen“ unterstellt eine Vorstellung darüber, was möglich ist, was nicht, somit: was ein System als sinnvoll beobachtet. Dies wird konditioniert über Erwartungen und Erwartungserwartungen bzw. Erwartungsstrukturen.

  15. 15.

    Bei den Kommunikationsmedien handelt es sich theorielogisch um Formen des Universalmediums Sinns, die sich ihrerseits als Medien bezeichnen lassen. Es handelt sich um ein re-entry: um den Wiedereintritt einer Unterscheidung – die zwischen Medium und Form – in eben die Unterscheidung von Medium und Form, wie sie George Spencer Brown (1971) herausgearbeitet hat.

  16. 16.

    Gäbe es keine Limitierung, wäre Kommunikation schlechterdings unmöglich.

  17. 17.

    Entsprechend definiert Krause ein Medium als „eine bestimmte Möglichkeit der Ermöglichung unbestimmter Möglichkeiten“ (Krause 2001, S. 171).

  18. 18.

    Dies korrespondiert mit der Sinnform als operativer Einheit von Aktualität und Possibilität.

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© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Thye, I. (2013). Kommunikation: differenzialistisch. In: Kommunikation und Gesellschaft - systemtheoretisch beobachtet. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00439-2_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-00439-2_3

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-00438-5

  • Online ISBN: 978-3-658-00439-2

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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