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Zusammenfassung

Ein Sozialsystem entsteht, wenn sich Kommunikation an Kommunikation anschließt. Mit der Kommunikation benennt die soziologische Systemtheorie, wie sie von Niklas Luhmann entwickelt wurde, den distinkten Operator, der alle sozialen Systeme ermöglicht,„wie komplex auch immer Gesellschaften, Interaktionen oder Organisationen im Laufe der Evolution werden“ (ESys: 79).

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Notes

  1. 1.

    Vgl. zum folgenden Wittenbecher 1999, S. 18–20.

  2. 2.

    Die verschiedenen sozialen Systemarten sind weder aufeinander rückführbar noch untereinander hierarchisierbar, sie operieren autonom – auch ein Grund, warum Luhmann von sozialen Systemen im Plural spricht. Sie liegen auf einer Ebene der Systembildung und sind damit vergleichbar (vgl. SoSy: 15ff.).

  3. 3.

    Das Zwiegespräch mit sich selbst ist demnach keine Kommunikation. Hier den Kommunikationsbegriff zu verwenden ist lediglich metaphorisch für das selbstreferentielle Bewusstsein zu verstehen, das sich mit Hilfe von Beobachtungen zweiter Ordnung reflexiv auf sich selbst bezieht.

  4. 4.

    Luhmann spricht stets von Bewusstseinssystemen oder psychischen Systemen, um Konnotationen zur Handlungstheorie zu vermeiden.

  5. 5.

    Grundlegende Einführungen in die luhmannsche Systemtheorie, Klärungen der wichtigsten Begriffe sowie Erläuterungen zur Theoriearchitektonik finden sich bei Jahraus et al. 2012, Moeller 2012, Borch 2011, Czerwick 2011, Simon 2011, Vogel 2011, Baecker et al. 2010, 2007, Hagen 2009, Gensicke 2008, Moeller 2006, Horster 2005, Becker 2004, Berghaus 2004, Dieckmann 2004, Fuchs 2004, Burkhart und Runkel 2004, Hagen 2004, Jahraus 2003, Hellmann et al. 2003, Hellmann 2002, Krause 2001, Becker und Reinhardt-Becker 2001, Göbel 2000, Gripp-Hagelstange 2000, Rasch 2000, Baraldi et al. 1997, Kneer und Nassehi 1997, Reese-Schäfer 1996, Gripp-Hagelstange 1995, Baecker et al. 1987. Siehe auch Luhmanns eigene Einführungen: ESys, ETdG.

  6. 6.

    Autopoiesis ist ein Kunstwort, das sich zusammensetzt aus auto = selbst und poiesis = schaffen, organisieren, produzieren. Es bedeutet so viel wie „selbst machen“, „selbst produzieren, als eigenes Werk herstellen“ (vgl. ESys: 111) Es wurde von dem chilenischen Biologen und Neurophysiologen Humberto Maturana kreiert, um das Prinzip lebender Systeme zu bezeichnen: die systemische Fähigkeit der Selbsterzeugung und -erhaltung – Zellen reproduzieren sich aus Zellen aus Zellen aus Zellen etc. Luhmann adaptierte das Autopoiesis-Konzept, um es generalisiert und respezifiziert für psychische und soziale Systeme anzuwenden und für eine Theorie sozialer Systeme fruchtbar zu machen. Luhmann definiert seinen Autopoiesis-Begriff: „Autopoietische Systeme sind Systeme, die nicht nur ihre Strukturen, sondern auch die Elemente, aus denen sie bestehen, im Netzwerk eben dieser Elemente selbst erzeugen.“ (GdG I: 65) „Als autopoietisch wollen wir Systeme bezeichnen, die die Elemente, aus denen sie bestehen, durch die Elemente, aus denen sie bestehen, selbst produzieren und reproduzieren. Alles, was solche Systeme als Einheit verwenden: ihre Elemente, ihre Prozesse, ihre Strukturen und sich selbst, wird durch eben solche Einheiten im System erst bestimmt. Oder anders gesagt: es gibt weder Input von Einheit in das System, noch Output von Einheit aus dem System.“ (SozA 6: 56) In einem luhmannschen Glossar heißt es: „Autopoiesis: Der Begriff bezieht sich auf (autopoietische) Systeme, die alle elementaren Einheiten, aus denen sie bestehen, durch ein Netzwerk eben dieser Elemente reproduzieren und sich dadurch von einer Umwelt abgrenzen – sei es in der Form von Leben, in der Form von Bewußtsein oder (im Falle sozialer Systeme) in der Form von Kommunikation. Autopoiesis ist die Reproduktionsweise dieser Systeme.“ (ÖK: 266) „Insofern heißt Autopoiesis: Produktion des Systems durch sich selber.“ (GdG I: 97) Autopoiesis ist eine „zirkuläre Selbstproduktion“ (ESys 78). Zum Autopoiesisbegriff der cognitive sciences siehe insbes. Maturana 1982, 1994, Maturana/Varela 1979, 1987, Varela 1994.

  7. 7.

    Nach Luhmann ist es jeweils ein ganz bestimmter Typus von Operation, der jeweils ein bestimmtes System unter der Voraussetzung erzeugt, dass Zeit vergeht. Zeit haben bedeutet dabei nichts anderes, als dass an eine Operation eine nächste anschließt und anschließen muss, wenn das System bestehen bleiben soll. Jedes System wird operativ erzeugt und erhält sich durch seine Operationen, wodurch es sich sowohl von allen anderen Systemen, die sich ihrerseits über bestimmte Operationen erzeugen, als auch von seiner Umwelt insgesamt unterscheidet. Die jeweilige basale Operation klassifiziert prägnant und distinkt einen bestimmten Systemtypus: Biologische Systeme prozessieren über biochemische Operationen, die es z. B. einer Zelle ermöglichen, sich selbst zu reproduzieren und damit weiter zu leben. Bei psychischen Systemen reihen sich Gedanken/Kognitionen aneinander, sodass das psychische System über seine Bewusstseinsoperationen prozessiert. Soziale Systeme produzieren und reproduzieren sich durch Kommunikationen als ihren Basisoperationen. Wie bei lebenden und psychischen Systemen handelt es sich auch bei sozialen Systemen um autopoietische Systeme: Sie operieren rekursiv-selbstreferentiell und sind operativ geschlossen.

  8. 8.

    Grenze ist somit nicht materiell als etwas Sicht- und Fassbares zu verstehen, sondern rein operativ.

  9. 9.

    Operationen sind nur als Operationen eines Systems möglich, die Umwelt als Ganzes operiert nicht, wohl aber die Systeme in der Umwelt des Systems. Die Umwelt lässt sich zum einen beobachten als Gesamtumwelt, in der sich zum anderen weitere Systeme unterscheiden lassen. Zur Gesamtumwelt gehören sowohl die ökologische Realität als Materialitätskontinuum, auf deren Ressourcen Systeme unabdingbar angewiesen sind – Sauerstoff, Nährstoffe, Energie, Wasser etc. – als auch alle anderen Systeme in der Umwelt eines Systems – soziale Systeme, psychische Systeme, lebende Systeme –, die ihrerseits operativ Grenzen produzieren und sich damit von ihrer (jeweiligen) Umwelt unterscheiden. Die physikalisch-materielle Umwelt nennt Luhmann auch „Ökologie“, die eben „kein System ist, weil sie nicht durch eine eigene System/Umwelt-Differenz reguliert ist.“ (SoSy: 55). Im Unterschied zum System stellt dieser Ökokomplex keine operationsförmige Einheit dar, denn er kann die Systeme weder beobachten noch diese irritieren. Es ist deshalb auch irreführend von Ökosystem zu sprechen.

  10. 10.

    Jedes System produziert qua seiner spezifischen Operationen seine eigene Umwelt. Die Umwelt ist entsprechend für jedes System eine andere, denn jedes System nimmt kraft der eigenen Operationen ja nur sich selbst aus seiner Umwelt heraus. Entsprechend gibt es nicht die eine Umwelt, sondern es handelt sich stets um eine systemrelative Umwelt. Entsprechend lassen sich die Beziehungen eines Systems unterscheiden in a) System-Umwelt-Beziehungen und b)System-zu-System-Beziehungen. Luhmann: „Die [System/Umwelt-, Thye] Differenz ist keine ontologische, und darin liegt die Schwierigkeit des Verständnisses. Sie zerschneidet nicht die Gesamtrealität in zwei Teile: hier System und dort Umwelt. Ihr Entweder/Oder ist kein absolutes, es gilt vielmehr nur systemrelativ, aber gleichwohl objektiv.“ (SoSy: 244). Bei jeder Beobachtung oder Beschreibung von Umwelt ist entsprechend als entscheidender Faktor die Systemreferenz anzugeben.

  11. 11.

    Dies gilt auch für lebende Systeme (also alle Tiere vom Einzeller bis zum Elefanten), die neben den psychischen und sozialen Systemen ebenfalls autopoietisch operieren.

  12. 12.

    Operative Geschlossenheit ist nicht gleichzusetzen mit Autarkie oder Nichtkausalität. Die operativ erzeugten Grenzen können Wirkungen durchaus passieren lassen (vgl. SoSy: 52f.).

  13. 13.

    Das, was in den Bewusstseinssystemen prozessiert, bleibt der Kommunikation prinzipiell unzugänglich. Luhmann: „Es gibt also keine »bewußten Kommunikationen«, so wenig wie es »kommunikatives Denken« (Empfinden Wahrnehmen) gibt. Oder anders gesagt: Der Mensch kann nicht kommunizieren; nur die Kommunikation kann kommunizieren.“ (WissG: 30f.)

  14. 14.

    Operative Autonomie ist nicht gleichzusetzen mit Unabhängigkeit, denn natürlich bleibt Kommunikation auf Bewusstsein angewiesen und Bewusstsein auf Kommunikation – sie sind strukturell gekoppelt. Nur hinsichtlich ihrer Operationen sind sie autonom.

  15. 15.

    Vgl. dazu ausführlich Wittenbecher 1999, S. 18f.

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© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Thye, I. (2013). Kommunikation: operationalistisch. In: Kommunikation und Gesellschaft - systemtheoretisch beobachtet. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00439-2_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-00439-2_1

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-00438-5

  • Online ISBN: 978-3-658-00439-2

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