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Analyse mit dem Ziel einer Theorieentwicklung

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Kritische Theorie und Kapitalismus
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Zusammenfassung

Die nun folgende Analyse zur Theorieentwicklung hat die Aufgabe zu zeigen, wie die jüngere Kritische Theorie eine „Profilschärfung“ vornehmen kann. Der entscheidende Hinweis besteht darin, dass jüngere Kritische Theorie mit dem Anspruch auftritt, den Status einer Gesellschaftstheorie rechtfertigen zu können. Dazu benötigt die Kritische Theorie nicht nur ein ausgearbeitetes Theorieprogramm, sondern außerdem einen darauf aufbauenden Verweisungszusammenhang. Sie muss in der Lage sein, das Programm in kritischer Perspektive in Form einer Subjekt-, einer Sozial- und einer Gesellschaftstheorie differenziert und angemessen unter Beweis zu stellen. Bisher sind die Beiträge der jüngeren Kritischen Theorie lediglich in der Lage, nachvollziehbare Begründungen für eine Subjekt- und eine Sozialtheorie vorzulegen. Der Anschluss an eine Gesellschaftstheorie ist bisher zweifelsfrei aber noch nicht gelungen. Hierzu sind weitere Bemühungen erforderlich.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Beck 2002; Demirović 2003; Fraser/Honneth 2003; Vobruba 2009. Aus diesen unterschiedlichen Schriften lässt sich eine zielführende Diskussion um die Standortbestimmung der Kritischen Theorie entnehmen.

  2. 2.

    Vgl. Habermas 1985a; Honneth 2002; Horkheimer 1980a. Die jüngere Kritische Theorie nutzt Theoriefragmente aus der Ökonomie, den Politikwissenschaften, der Psychologie, den Rechtswissenschaften, der Sozialphilosophie und der Soziologie. Nur auf diese Weise kann sie ihren interdisziplinären Anspruch einlösen.

  3. 3.

    Vgl. Beck 2002; Beckert 1997; Boltanski 2010; Bourdieu 2008; Giddens 1997a; Münch 2009; Rosa 2005; Sennett 2000. In diesen Schriften werden differenzierte Vorschläge zum Standort der aktuellen Soziologie unterbreitet.

  4. 4.

    Vgl. Boltanski 2010; Joas 1992. Beide Autoren verweisen auf die Bedeutung der pragmatischen Soziologie der Kritik.

  5. 5.

    Vgl. Schimank 2008, S. 221–225. Uwe Schimank verweist auf nutzbare Strategien, die darin bestehen, geeignete Vorschläge zur Ordnungsbildung und -gefährdung zu unterbreiten.

  6. 6.

    Vgl. Honneth 1994 und 2002. Zur Einschätzung der jüngeren Kritischen Theorie ist festzuhalten, dass das Kernkonzept dieser Theorietradition im Wesentlichen aus Axel Honneths Anerkennungstheorie und ihre soziologisch relevante Ausformulierung im Paradoxienkonzept besteht. Beide Teile bedingen sich gegenseitig, sind aber zunächst getrennt voneinander zu analysieren.

  7. 7.

    Vgl. Castel 2008, S. 69–86; Kronauer 2002; Luhmann 1995b, S. 237–265. In diesen Schriften wird näher auf die Bedeutung gesellschaftlicher Totalexklusion Bezug genommen.

  8. 8.

    Vgl. Rosa 2008, S. 33–54. Hartmut Rosa formuliert hier die Voraussetzungen das Grundversprechen der Moderne einzulösen, indem strukturelle Grundlagen von kapitalistischen Wettbewerbsgesellschaften beachtet werden.

  9. 9.

    Vgl. Boltanski/Chiapello 2006, S. 191–194. Stephan Lessenich orientiert sich hier an den Vorarbeiten Luc Boltanskis und Ève Chiapellos aus dem Jahre 2003. Sie nehmen den Netzwerkbegriff aus unterschiedlichen Fachdisziplinen u. a. aus der Ökonomie auf, um ihn für eine soziologische Debatte nutzbar zu machen. „Der Gebrauch des Netz-Begriffs in der Soziologie hat im Laufe der letzten zwanzig Jahre dieselben konnotativen Veränderungen erfahren, wie sie sich auch im alltäglichen Sprachgebrauch feststellen lassen. Der Netz-Begriff, mit dem gerade in den 60er Jahren vor allem in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt der Statusvorsprung aufgedeckt werden sollte, den sich sozial Privilegierte manchmal insgeheim zunutze machen konnten, wird heute neutral-instrumentell verwendet bzw. wird – zumindest implizit – als ein effizientere und gerechtere soziale Form dargestellt, als es die auf Kriterien beruhenden Formalrelationen sind, die einen progressiven, vertraglich geregelten Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen“ (S. 193f.).

  10. 10.

    Vgl. Boltanski/Chiapello 2006, S. 42–48. Luc Boltanski und Ève Chiapello knüpfen an den von Max Weber geprägten Begriff vom „Geist des Kapitalismus“ an. Aber nicht das von Max Weber geprägte Ethos ist für ihre Interpretation von Bedeutung, sondern ein normativer Bezugspunkt. Die beiden Verfasser sind der Auffassung, dass sich nur in Form von Glaubensätzen und in der Rechtfertigung von Ordungsvorstellungen die Legitimation des Kapitalismus umfassend durchsetzen kann. Ihre Position besteht also darin, „dass die Menschen überzeugende moralische Gründe benötigen, um sich dem Kapitalismus anzuschließen“ (S. 45).

  11. 11.

    In Kapitel 8 und 9 werden mit Anerkennungstheorie, Gerechtigkeitstheorie und Paradoxienkonzept derzeit diskutierte Modelle der jüngeren Kritischen Theorie vorgestellt.

  12. 12.

    Vgl. Reimann in Fuchs-Heinritz et al. 2007, S. 214–215. Als Funktionalismus werden Erklärungsmodelle der struktur-funktionalen Theorien verstanden, in denen die Wirkungsdimension von sozialen Systemen überwiegend im Zusammenhang mit den Systemzielen erklärt werden. Dabei werden die Ziele nicht von einem theoretischen Modell der Gesellschaft, sondern von einer Methodik zur Erreichung bestimmter angenommener Sollwerte abgeleitet. Kritik wird an diesem Vorgehen geäußert, weil die Analyse der Wirkungen einzelner Elemente nichts über die Ursachen im Systemzusammenhang aussagt. Die Kritische Theorie lehnt funktionalistische Erklärungen als Entdeckungs- und Begründungsverfahren grundsätzlich ab (vgl. hier Honneth 2000, S. 96–101). Wenn die erste Gruppe der soziologischen Krisentheorien mit diesem Begriff bezeichnet wird, dann ist damit keine einseitige Zuschreibung verbunden. Mit diesem Begriff soll lediglich auf die Verwendung von teilsystemischen Begründungen zur Klärung des eigenen Theorieanliegens hingewiesen werden.

  13. 13.

    Vgl. Vobruba 2009, S. 77–90. Die Kritische Theorie wird häufig mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihr Hauptbegriff der Kritik ihre eigenen wissenschaftstheoretischen Chancen begrenzt, weil ihre Bemühungen nicht ausreichen, um den eigenen Anspruch auf eine ausgearbeitete Gesellschaftstheorie einzulösen. „Die Kritische Theorie schafft sich damit ein unlösbares wie unnötiges Problem. Das Problem ist unlösbar, weil ein normativer Kritikmaßstab sozialwissenschaftlich nicht begründbar ist. Er ist unnötig, weil es auf einen wissenschaftlich begründeten Kritikmaßstab gar nicht ankommt“ (S. 80).

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© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Ludwig, C. (2013). Analyse mit dem Ziel einer Theorieentwicklung. In: Kritische Theorie und Kapitalismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00209-1_6

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