Zusammenfassung
In der Strafprozeßordnung ist die Beiziehung eines Sachverstandigen nicht klar geregelt. Für das Hauptverfahren gilt nach § 246 a StPO, daß ein ärztlicher Sach-verständiger gehört werden muß, wenn mit der Unterbringung des Angeklagten in einer psychiatrischen Klinik oder Entziehungsanstalt oder wenn mit Sicherungsverwahrung zu rechnen ist. Für das Ermittlungs- und Sicherungs-verfahren soll ein Sachverständiger beauftragt werden (§ 80 a, 414 StPO). Dane-ben regelt der § 81 StPO als Kann-Vorschrift die Möglichkeit der Unterbringung nach Anhörung eines Sachverständigen und des Verteidigers für den Fall, daß dies zur Vorbereitung eines Gutachtens über den psychischen Zustand des Be-schuldigten erforderlich ist. Darüber hinaus muß das Gericht dann einen Sachverständigen heranziehen, wenn es zur Wahrheitsfindung erforderlich erscheint (§ 244 II StPO). Diese Entscheidung wird von der dem Gericht obliegenden Auf-klärungspflicht bestimmt. Die Beiziehung eines Sachverständigen wird immer dort notwendig sein, wo Fragen zu beurteilen sind, für deren Feststellung oder Beurteilung das Gericht nicht selbst die erforderliche Sachkenntnis besitzt (Jess-nitzer 1980, S. 115). Wenn sich das Gericht zu Unrecht keines Sachverständigen bedient, kann dies zur Urteilsaufhebung führen (Schreiber 1985, S. 1008). Das Gericht verletzt seine Aufklärungspflicht, wenn es keinen Sachverständigen be-stellt, obwohl nach der Lebenserfahrung praktisch anzunehmen war, daß es aus eigener Sachkenntnis die anstehende Problematik nicht zu beurteilen vermochte (KG-VRS 8, 289, 302). Die Rechtsprechung legt diesbezüglich strenge MaBstabe
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