Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird das geldpolitische Instrumentarium der Europäischen Zentralbank skizziert. Dabei werden insbesondere die wichtigsten Unterschiede zum Instrumentarium der Deutschen Bundesbank herausgearbeitet. Beiden Zentralbanken gelingt es durch das Zusammenspiel von ständigen Fazilitäten und regelmäßigen Wertpapierpensionsgeschäften, den Geldmarkt und die Refinanzierungsbedingungen der Kreditinstitute auf flexible Weise zu steuern. Aus den Besonderheiten einer flexiblen Geldpolitik werden die Fragestellungen abgeleitet, deren theoretische und empirische Untersuchung im Mittelpunkt der folgenden Kapitel dieser Arbeit stehen wird.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Der folgende Überblick über die einzelnen Bilanzkomponenten erlaubt sich einige Vereinfachungen, um die Darstellung nicht unnötig zu verkomplizieren. So werden Münzbestände vernachlässigt, Kassenbestände der Kreditinstitute bleiben unberücksichtigt usw. Eine detaillierte Darstellung der einzelnen Bilanzposten bieten u.a. JARCHOW (1998) oder ISSING (1996).
Dies gilt auch für die Reservehaltung der Banken im internationalen Vergleich, siehe Borio (1997). Die geringe Bedeutung von Überschußreserven in Deutschland belegt u.a. ISSING (1996, S.114).
Maßgeblich ist hierbei der Zinssatz ihres Hauptrefinanzierungsgeschäfts, vgl. EZB (1998a) und Abschnitt 3.2.2.
Für eine umfassende Diskussion der Auswirkungen von gesetzlichen Mindestreserven siehe BINDSEIL (1997).
Mit Blick auf die Geldmengensteuerung von Bundesbank und EZB gilt der geringe Anteil des Bargeldumlaufs an M3 als ein entscheidender Vorteil von M3 gegenüber engeren Geldmengenaggregaten oder der Zentralbankgeldmenge, vgl. Bofinger et al. (1996, S.251ff).
Dabei wurde vom uninteressanten Fall eines reinen Passivtauschs abgesehen.
Ähnliche Überlegungen führten in den Vereinigten Staaen von 1953 bis 1961 zur Anwendung der bills—only—doctrine, in der sich die Federal Reserve Bank verpflichtete, ihre Offenmarktpolitik ausschließlich mit kurzfristigen Wertpapieren zu betreiben. Auf diese Weise sollte der Eindruck einer Defizitfinanzierung des Staatshaushalts vermieden werden.
Prinzipiell kann die Zentralbank die Bedingungen der Kreditvergabe jederzeit ändern oder sogar die Kreditgewährung gänzlich einstellen. Die Bundesbank gewährte zum Beispiel vom 20.2.1981 bis zum 6.5.1982 grundsätzlich nur Sonderlombardkredit zu Konditionen, die deutlich oberhalb des Lombardsatzes lagen.
In den Vereinigten Staaten gilt traditionell die Refinanzierung einer Bank über Zentralbankkredite als erstes Anzeichen einer verfehlten Geschäftspolitik. Dank dieser tradition against borrowing kann der Diskontkredit der Federal Reserve Bank als quantitativ unbedeutendes Notfinanzierungsmittel fungieren, obgleich der Diskontsatz zeitweise sogar unterhalb der Federal Funds Rate liegt, vgl. Mishkin (1997, S.463).
Zur Erleichterung des Übergangs auf die neue Währung räumte die EZB den Geschäftsbanken vom 4.1. bis zum 21.1.99 Spitzenrefinanzierungskredite zu nur 3.75% ein. Entsprechend hob sie für diese Zeit den Einlagezinssatz von 2.0 auf 2.75% an.
Siehe dazu DEUTSCHE BUNDESBANK (1993). Eine alternative Untergrenze der Bundesbank für die Geldmarktsätze stellte der Zinssatz für Diskontkredit dar, eine ständige Kreditfazilität zu einem subventionierten Zinssatz, die die EZB nicht mehr anbietet. ISSING (1988) begrüßt den Wegfall des Diskontkredits und verweist insbesondere auf dessen mangelnde Flexibilität und seine eingeschränkte Wettbewerbsneutralität. Die Notwendigkeit einer realwirtschaftlichen Verankerung von Zentralbankkrediten (wie sie bei Diskontkrediten teilweise gegeben ist) betonen dagegen HESSE und BRAASCH (1996). Zur Rolle des Diskontkredits für die Geldmarktsteuerung der Bundesbank siehe auch Abschnitt 2.3.
Auch die Geldmarktsteuerung der Federal Reserve Bank findet überwiegend in Form von Wertpapierpensionsgeschäften statt, vgl. Borio (1997).
In ihrer Frequenz und Laufzeit gleichen die Hauptrefinanzierungsinstrumente der EZB damit den Wertpapierpensionsgeschäften der Bundesbank. Die typische Laufzeit eines Pensionsgeschäfts der Bundesbank betrug bis zum November 1992 etwa einen Monat und wurde dann in Reaktion auf die EWS—Krise auf zwei Wochen verringert. Mit dieser Maßnahme sollte die Flexibilität der Pensionsgeschäfte nochmals erhöht werden.
Nach JARCHOW (1998, S.344) bieten die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte der EZB einen gewissen Ausgleich für den in Deutschland und Österreich entfallenen Diskontkredit, dessen Laufzeit ebenfalls bis zu drei Monate betrug. Um kleineren Geschäftsbanken den Ü bergang zum neuen Refinanzierungssystem zu erleichtern, werden bei den dreimonatigen Pensionsgeschäften zudem die üblichen Handelswechsel als Sicherheiten akzeptiert.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Nautz, D. (2000). Die Geldmarktsteuerung der Europäischen Zentralbank. In: Die Geldmarktsteuerung der Europäischen Zentralbank und das Geldangebot der Banken. Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, vol 175. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57686-7_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-57686-7_3
Publisher Name: Physica, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-7908-1296-1
Online ISBN: 978-3-642-57686-7
eBook Packages: Springer Book Archive