Zusammenfassung
Gerste wächst überall, wo Getreide überhaupt noch kultiviert werden kann. Von allen Getreidearten dringt sie am höchsten ins Gebirge vor, in Tibet sogar bis 4.700 m Höhe. Die Kulturgerste kommt noch mit 200-300 mm Jahresniederschlag aus, verträgt die Salzböden frisch eingedeichten Landes an der Nordsee und die alkalischen Böden der syrischen und ägyptischen Halbwüste. Damit ist sie in ihrer Sommerform unbestritten die anpassungsfähigste Getreideart, die wir kennen. Ein Grund dafür ist die Schnelligkeit ihres Wachstums, die frühesten Sorten können bereits nach 60-80 Tagen geerntet werden, so dass sie mit einem einzigen Wüstenregen genauso zurechtkommt wie mit dem kurzen Polarsommer. Im Gegensatz zu Weizen und Roggen kann man aus Gerste kein herkömmliches Brot backen. Sie wird heute in Deutschland zur Fütterung und zum Bierbrauen verwendet, war früher und in anderen Ländern aber auch als Nahrungsmittel geschätzt. Durch ihre besondere Eignung zur Genomforschung ist die Gerste heute ein wichtiges Modellobjekt. Die Sequenzierung ihres Genoms ist kurz vor der Vollendung und als erste Errungenschaften dieses neuen Wissenschaftszweiges wurden bereits mehrere wichtige Resistenzgene gegen Pilz- und Viruskrankheiten isoliert. Sie können nun für die Züchtung genutzt werden.
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Miedaner, T. (2014). Gerste – Die Anpassungskünstlerin. In: Kulturpflanzen. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55293-9_4
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