Zusammenfassung
Prägende Vorstellung der Theorie rationaler Erwartungen ist es, daß rationale Marktteilnehmer Informationen nicht verschwenden und somit alle verfügbaren Informationen in ihre Kalküle aufnehmen. Zu diesen Informationen gehört die Kenntnis über die Struktur der Wirtschaftsabläufe, die sich in der geltenden Wirtschaftstheorie manifestiert103). Als Ergebnis rationaler Informationsverarbeitung ergibt sich, daß den Marktteilnehmern die “wahre” Verteilung künftiger Preise bekannt und unbekannt lediglich deren konkrete Ausprägung ist.
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Literatur
“…expectations,…, since they are informed predictions of future events, [are] essentially the same as the predictions of the relevant economic theory”. Muth (1961), S.316.
Willes (1980), S.86.
Vgl. Andersen (1985). Eine Übersicht über makroökonomisch orientierte Modelle rationaler Erwartungen geben u.a. Shiller (1978) und Sheffrin (1983). Zur Kritik vgl. u.a. Tietzel (1982), Ribhegge (1987) und Schilling (1987).
Vgl. Jordan/Radner (1982), S.203.
Vgl. Grossman (1976), S.573–585.
Admati (1989), S.142, findet diese Tatsache “most surprising”. Die Überraschung rührt daher, daß bei der Untersuchung von Gleichgewichten bei rationalen Erwartungen stets die Vorstellung eines Prozesses mitschwingt, während das hier artverwandte Gleichgewichtsmodell des CAPM (Admati, a.a.O., Fußnote 7) fast ausschließlich einperiodig verwendet wird. Die Aneinanderreihung einperiodiger Betrachtungen bei homogenen Erwartungen, wie sie weiter unten vorgenommen wird, zeigt das hier als überraschend empfundene Ergebnis der Konstanz der Nachfrage nach riskanten Titeln. Der direkte Bezug zum CAPM wird von Grossman (1978) hergestellt. Im übrigen läßt sich die Vorstellung vollständiger Informationübertragung durch ein Preissystem als letzte Konsequenz der Effizienzdefinitionen von Beaver (1981) und Latham (1986) interpretieren.
Vgl. Grossman (1976), S.582, Fußnote 1.
Grossman (1976), S.574.
Als Ursprung dieser Modelle gilt die Arbeit von Lucas (1972).
Geht man nicht von einer streng einperiodigen Betrachtungsweise aus, in der die Unternehmen zum Periodenende zerschlagen und in der Folgeperiode in abweichender Größe neugegündet werden, so kann eine Angebotsänderung nur durch exogen bestimmte Transaktionen ausgelöst werden, etwa durch liquiditätsorientierte Käufe oder Verkäufe entsprechender Anteile. Diese Vorstellung liegt dem “Noise” des zur Verfügung stehenden riskanten Kapitals auch zugrunde, so daß das stocha-stische “Angebot” diejenigen Titel umfaßt, die zur Disposition durch die informationsverarbeitenden Marktteilnehmer zur Verfügung stehen, nachdem alle nicht von Änderungen des Informationsstandes ausgelösten Umsätze bereits stattgefunden haben.
Hellwig (1980), S.490, schließt das Fehlen zufälliger Schwankungen des Angebotes des riskanten Titels allerdings aus, da in diesem Fall das Modell nicht mehr spezifiziert ist, und argumentiert dabei (S.491) über die Vorstellung eines Marktprozesses: “There is no mechanism by which the auctioneer can, for given y1,…,yn, find the price prescribed by Grossman’s formula. In summary, Grossman’s result gives an approximate description of communication through the market when the suppy-induced noise is small.” Hier wird, wie bei Grossman (1976), der sich gegen eine Preisfindung nach Lintnerschem Muster wendet, der Marktprozess bemüht, wenn es zu zeigen gilt, wie es nicht gehen kann, während eine Präzisierung des Marktprozesses im positiven Sinne ausbleibt.
Hellwig (1980), S.493.
Vgl. Hellwig (1980), S.494, insbesondere Fußnote 6.
Dieser Zusammenhang wird in Kapitel 5., das den formalen Rahmen des Simulationsmodells beschreibt, verdeutlicht.
Der Begriff Preissystem wird hier im Sinne der Ausführungen zu Grossman (1976) verwendet.
Vgl. Grossman/Stiglitz (1980), S.402.
Vgl. Grossman/Stiglitz (1980), S.401.
Vgl. auch Hellwig (1982b).
Was exakt dem Anliegen von Grossman/Stiglitz (1980) entspricht: “... prices reflect the information of informed individuals (arbitrageurs) but only partially, so that those who expend ressources to obtain information do receive compensation” (S.393).
Fraglich ist auch, ob die zunehmende Atomisierung von Informationsbeschaffung und Transaktionen nicht dem von Grossman/Stiglitz (1980), S.402, vorgetragenen Einwand unterliegt, daß die von geringen Informationsunterschieden ausgelösten minimalen Handelsgewinne bei geringen Umsätzen nicht mehr die Transaktionskosten tragen, die zur Deckung des Betriebes einer Börsenveranstaltung notwendig sind.
Hellwigs Argumentation über zunehmende Effizienz bei zunehmender Anzahl der Teilnehmer findet eine Parallele in den Ergebnissen der empirischen Forschung, die Ineffizienzen bevorzugt bei kleineren Unternehmen mit mutmaßlich geringerem Interessentenkreis feststellt.
Jensen (1978), S.96.
Zu diesen Argumenten vgl. Ball (1989), S.38–39. Eine andere Ansicht vertreten Guimaraes/Kingsman/Taylor (1989), S.5–7.
Vgl. Andersen (1985), S.368.
Hellwig (1982a), S.3.
Diamond/Verrecchia (1981) nehmen den Versuch vor, das schwankende Angebot an riskanten Titeln zu endogenisieren und die betreffenden Informationen ebenfalls über den Preis zu vermitteln. Mit konstanter Varianz des Angebots und zunehmender Anzahl der Marktteilnehmer werden die Preise jedoch wiederum “fully reveal1ing”. Vgl. hierzu auch Admati (1989), S.144.
“… rather than assuming rational expectations and then introducing imperfections, why not start with the more realistic assumption that agents are heterogenous in terms of their information-processing abilities.” Haltiwanger/Waldmann (1985), S.336.
Bei der Modellierung auf weitreichende Annahmen zurückgreifen zu müssen, wird von den Vertretern der “Rational Expectations Hypothesis” nicht immer als störend empfunden: “Any model that is well enough articulated to give clear answers to the questions we put to it will necessarily be artificial, abstract, patently ‘unreal’” Lucas (1980), S.696.
Ein direkter Bezug wird seitens der empirischen Forschung zur Markteffizienz nur selten hergestellt, etwa bei Apostolopoulos (1986), was Tradition hat, da Fama (1970) sein Konzept ohne jeden Hinweis auf Muth (1961) entwickelt. In umgekehrter Richtung beschränken sich die Verweise in der Regel auf Famas ursprüngliche Begriffsfassung.
Für die makroökonomische Forschungsrichtung kommt Lowell (1986), S. 122, zu dem Ergebnis, daß “… it seems to me that the weight of empirical evidence ist sufficiently strong to compel us to suspend belief in the hypothesis of rational expectations, pending the accumulation of additional empirical evidence.”
Die Berechnungen von Frydman (1982) lassen den Schluß zu, daß individuelles Entscheidungsverhalten auf der Grundlage privater Informationen und des Marktpreises nicht zu einer Konvergenz zu einem Gleichgewicht unter rationalen Erwartungen führt.
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© 1993 Physica-Verlag Heidelberg
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Hamann, T. (1993). Theorie rationaler Erwartungen. In: Simulation von Informationsprozessen auf idealtypischen Börsenmärkten. Physica-Schriften zur Betriebswirtschaft, vol 40. Physica-Verlag HD. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52397-7_4
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