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Papinians Beitrag zur Vorgeschichte des Anwartschaftsrechts

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Argumenta Papiniani
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Zusammenfassung

Das tradierte Bild Papinians ist in besonderer Weise gekennzeichnet durch zwei Merkmale: Zum einen ist die spezifisch wertende Wahrnehmung eines römischen Juristen durch Zeitgenossen und Nachwelt wohl in keinem anderen Fall so bemerkenswert wie in dem Papinians.

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Notes

  1. 1.

    Kunkel meint, bei Späteren und bei vielen noch heute gelte Papinian als der größte der römischen Juristen; Jörs/Kunkel/Wenger, Römisches Recht, 3. Aufl., Berlin u. a. 1949, S. 35; Nörr, Papinian und Gryphius. Zum Nachleben Papinians (1966), in: ders., Historiae Iuris Antiqui (hg. v. Chiusi/Kaiser/Spengler), Bd. 1, Goldbach 2003, S. 491–516 meint, seit der Spätantike bis heute gelte Papinian als der größte römische Jurist. Ähnlich Jörs, Art. Aemilius 105, in: Wissowa (Hg.), Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Bd. I, 1, Stuttgart 1894, Sp. 572–575.

  2. 2.

    Die beispiellose Anerkennung, die Papinian in der Spätantike entgegengebracht wurde, findet in zahlreichen Epitheta ornantia Ausdruck. Diokletians Kanzlei bezeichnete ihn z. B. als vir prudentissimus (C. 5,71,14 a. 293). Justinian nannte ihn allein acutissimus, pulcherrimus, maximus und sublimissimus (jeweils c. Omnem § 4), die Historia Augusta bezeichnet ihn als „iuris asylum et doctrinae legalis thesaurus“ (SHA Severus 21, 8), Zosimos als „δικαιότατον καὶ ἐπὶ νόμων γνώσει τε καὶ εἰσηγήσει πάντας τοὺς πρὸ αὐτοῦ καὶ μετ῾ αὐτὸν Ῥωμαίυς νομοϑέτας ὑπερβαλόμενον“ (Hist. 1,9).

  3. 3.

    Bekanntlich ist die traditionelle Wahrnehmung Papinians in besonderer Weise durch die wirkungsmächtige Überlieferung vom „Märtyrer des Rechts“ geprägt worden, der sich geweigert haben soll, den Mord Caracallas an dessen Bruder zu rechtfertigen, und der diese Standhaftigkeit, wie womöglich voraussehbar, mit dem Leben bezahlte. Vgl. SHA Severus 21,8; SHA Caracalla 8,5–7; dazu Alföldy, Der Sturz des Kaisers Geta und die antike Geschichtsschreibung, in: Bonner Historia-Augusta-Colloquium 1970, Bonn 1972, S. 19–51; ferner Zosimus, Hist. 1,9. Die moderne historische Forschung hält den Heldenbericht der Historia Augusta überwiegend für unhistorisch; vgl. etwa Syme, Three Jurists (1970), abgedruckt in: ders., Roman Papers (hg. von Badian), Oxford 1979, S. 790-804; ferner Liebs, Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, Berlin 1987, S. 90 f. und 110-114 sowie jetzt ders., Hofjuristen der römischen Kaiser bis Justinian, München 2010, S. 62 f. Vgl. nun Fernández de Buján, Aemilius Papinianus: Análisis prosopográfico y jurisprudencial, in: Linares u. a. (Hg.), Liber amicorum Juan Miquel, Barcelona 2006, S. 321-355 (333-339). Kübler, Geschichte des Römischen Rechts, Leipzig Erlangen 1925, S. 276 f. teilt mit, die „heutige“ kritische Geschichtsschreibung sehe das Berichtete als Mythos an, und meint, das Schweigen Herodians sei „auffallend“. Auch Dio 78,4,1a äußert sich nicht über Papinians Verhalten. In beiden Werken spiegelt sich der Hass der senatorischen Oberschicht auf Caracalla; man darf daher vermuten, dass ihre Verfasser die Geschichte zur Unterstützung ihrer negativen Darstellung verwendet hätten, wenn sie sie gekannt hätten. Gleichwohl war der Heldenbericht im Altertum einflussreich. So meint Knütel, Papinian habe in der Spätantike auch wegen seines Märtyrertodes als der größte Jurist überhaupt gegolten; Art. Papinianus, Aemilius, in: Stolleis (Hg.), Juristen. Ein biographisches Lexikon, München 1995, S. 473–474 (474). Vgl. noch Söllner, Einführung in die römische Rechtsgeschichte, 4. Aufl., München 1989, S. 111. Kaser, Römische Rechtsgeschichte, 2. Aufl., Göttingen 1986, S. 195 meint, die Gloriole des Märtyrers, der für seine rechtliche Überzeugung das Leben opfert, habe dazu beigetragen, Papinians Ansehen bei der Nachwelt zu steigern. Er verbindet dies unmittelbar mit der Beobachtung, schon die Nachklassiker hätten ihn als den größten römischen Juristen gefeiert, und dieses Urteil habe sich bis in die Neuzeit erhalten. Pauschaler Honsell, Römisches Recht, 7. Aufl., Heidelberg u. a. 2010, S. 17, nach dem Papinian späteren Juristen, offenbar im Hinblick auf seinen Märtyrertod, als der bedeutendste Jurist galt. Auch das rechtshistorische Schrifttum hat sich gelegentlich der Faszination nicht entziehen können, die der Bericht über einen bedeutenden Juristen ausübt, welcher seiner fachlichen Leistung durch persönliches, radikales Einstehen für das Recht zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht.

  4. 4.

    Bedeutend ist insoweit bereits die Bemühung um eine „nuova valutazione“ bei Giuffré, Papiniano: fra tradizione ed innovazione, in: Temporini (Hg.), Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Bd. II, 15, Berlin New York 1976, S. 632–666 (641 ff.).

  5. 5.

    Vgl. Waldstein/Rainer, Römische Rechtsgeschichte, 10. Aufl., München 2005, S. 239.

  6. 6.

    Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, Bd. 2, München 2006, S. 203 f.; Waldstein/Rainer (Fn. 6), S. 239 f.; Teipel, Zitiergesetze in der romanistischen Traditio, SZ 72 (1955) 245–287; Pringsheim, Zur Textgeschichte des Zitiergesetzes, SDHI 27 (1961) 235-240.

  7. 7.

    Bluhme, Die Ordnung der Fragmente in den Pandectentiteln. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Pandecten, ZRG 4 (1820) 257–472 (265 f.).

  8. 8.

    Vgl. Browning, Education in the Roman Empire, in: Cameron, A. (u. a. Hg.), The Cambridge Ancient History, Bd. 14, Cambridge 2000, S. 855–883 (879).

  9. 9.

    Schulz, Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, Weimar 1961, S. 367.

  10. 10.

    C. Omnem § 4; Wieacker (Fn. 7), S. 318.

  11. 11.

    Dadurch verlagerte sich das Gewicht auf die Inanspruchnahme von Papinians Prestige. Dies wird besonders dadurch deutlich, dass Justinian die Denomination der Jahrgangsangehörigen anderweitig bewusst mit Wertkonnotationen belegte. Das erweist sich besonders an den bisherigen „dupondii“, die sich nun „Novi Iustiniani“ sollten nennen dürfen (c. Omnem § 2).

  12. 12.

    Vgl. Avenarius, „neque id sine magna Servii laude …“. Historisierung der Rechtswissenschaft und Genese von System und Methode bei Donellus, TR 74 (2006) 61–93.

  13. 13.

    Jörs/Kunkel/Wenger (Fn. 2), S. 35.

  14. 14.

    Papinian 3 responsorum D. 14,3,19pr; Papinian bei Ulpian 32 ad edictum D. 19,1,13,25 sowie bei Ulpian 31 ad edictum D. 17,1,10,5; Kaser, Das Römische Privatrecht, Bd. 1, 2. Aufl., München 1971, S. 608 mit Nachweisen.

  15. 15.

    Rabel, Ein Ruhmesblatt Papinians. Die sogenannte actio quasi institoria, in: Stier-Somlo (Hg.), Festschrift für Ernst Zitelmann, München Leipzig 1913, S. 3–25 = ders., Gesammelte Aufsätze, Bd. 4 (hg. v. Wolff, H. J.), Tübingen 1971, S. 269–293.

  16. 16.

    Dölle, Juristische Entdeckungen, in: Verhandlungen des 42. Deutschen Juristentages, Bd. 2: Sitzungsberichte, Tübingen 1958, S. B 1–B 22.

  17. 17.

    Papinian 9 responsorum D. 35,1,102: quod minus scriptum, quam dictum < actum Mo > fuerat, inveniretur; vgl. ferner Papinian 8 responsorum D. 36,1,59pr.

  18. 18.

    Papinian 20 quaestionum D. 31,70,3–72.

  19. 19.

    Vgl. Avenarius, Einsetzung eines Nacherben, in: J. v. Staudingers Kommentar zum BGB, 15. Bearb., Berlin 2012, Vorbem. zu §§ 2100–2146, Rn. 4 sowie aaO., § 2111, Rn. 1.

  20. 20.

    Hier wird es darauf ankommen, dass jemand auf dem Weg zum Erwerb eines „Vollrechts“ bereits eine eigene geschützte Rechtsposition innehat. Dasjenige Konzept, für welches Zitelmann – offenbar als erster – den Ausdruck „Anwartschaftsrecht“ verwendete, setzte das Bestehen eines subjektiven Rechts voraus. Vgl. Zitelmann, Internationales Privatrecht, Bd. 2, Leipzig 1898, S. 50–51. In diesem Sinne wird der Ausdruck auch hier im Text verwendet. Vgl. für das geltende Recht ferner Prütting, Sachenrecht, 34. Aufl., München 2010, Rn. 392. Im Schrifttum wird auf eine Differenzierung zwischen „Anwartschaft“ und „Anwartschaftsrecht“ unter diesem Gesichtspunkt nicht selten verzichtet. So umfasst der von Raiser, Dingliche Anwartschaften, Tübingen 1961, S. 10 vertretene Begriff der Anwartschaft sowohl die Fälle, in denen nur eine Gebundenheit des bisherigen Rechtsinhabers oder des zu erwerbenden Gegenstands besteht, als auch diejenigen, in denen dem Inhaber der Anwartschaft bereits ein subjektives Recht zusteht. Vgl. Baur/Stürner, Sachenrecht, 18. Aufl., München 2009, § 3, Rn. 44 mit weiteren Nachweisen.

  21. 21.

    Enneccerus, Rechtsgeschäft, Bedingung und Anfangstermin, Marburg 1888, S. 165–168; Zitelmann (Fn. 21), S. 50–51. Vgl. Finkenauer, in: Schmoeckel/Rückert/Zimmermann (Hg.), Historisch-kritischer Kommentar zum BGB, Bd. 1, Tübingen 2003, §§ 158–163, Rn. 9.

  22. 22.

    Vgl. Finkenauer, in: Schmoeckel/Rückert/Zimmermann (Hg.), Historisch-kritischer Kommentar zum BGB, §§ 158–163 Rn. 14 mit Verweisung auf die Protokolle bei Mugdan (Hg.), Die gesammten Materialien zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Deutsche Reich, Bd. 1, Berlin 1899, S. 763. Vgl. Würdinger, Die privatrechtliche Anwartschaft als Rechtsbegriff, München 1928, S. 42 Fn. 1 mit Nachweisen.

  23. 23.

    Coing, Die juristischen Auslegungsmethoden und die Lehren der allgemeinen Hermeneutik (1959), in: ders., Gesammelte Aufsätze, Bd. 1, Frankfurt am Main 1982, S. 208–229 (210).

  24. 24.

    Bei Coing, Europäisches Privatrecht, Bd. 2, München 1989, einer bekanntlich nach Rechtseinrichtungen geordneten Darstellung, kommt das Anwartschaftsrecht überhaupt nicht vor. Eine Ausnahme bildet jetzt Finkenauer, in: Schmoeckel/Rückert/Zimmermann (Hg.), Historisch-kritischer Kommentar zum BGB, §§ 158–163 Rn. 20–31 u. passim.

  25. 25.

    Sponer, Das Anwartschaftsrecht und seine Pfändung, Tübingen 1965, S. 21–26.

  26. 26.

    Kaser (Fn. 15), S. 255 f.

  27. 27.

    Kaser (Fn. 15), S. 438 f.

  28. 28.

    Kaser (Fn. 15), S. 676.

  29. 29.

    Kaser (Fn. 15), S. 403.

  30. 30.

    Vgl. Behrends, Anthropologie juridique de la jurisprudence classique romaine, RHDFE 68 (1990) 337–362 (343) (auch in: ders., Scritti „italiani“ con un’appendice „francese“, Napoli 2009, S. 499–524 [505]); ders., Die Gewohnheit des Rechts und das Gewohnheitsrecht. Die geistigen Grundlagen des klassischen römischen Rechts mit einem vergleichenden Blick auf die Gewohnheitsrechtslehre der Historischen Rechtsschule und der Gegenwart, in: Willoweit (Hg.), Die Begründung des Rechts als historisches Problem, München 2000, S. 19–135 (38); Arangio-Ruiz, Storia del diritto romano, 7. Aufl., Napoli 1957, Ndr. 1989, S. 161; Avenarius, Der pseudo-ulpianische liber singularis regularum. Entstehung, Eigenart und Überlieferung einer hochklassischen Juristenschrift, Göttingen 2005, S. 88–91.

  31. 31.

    Vgl. insbesondere die Differenzierung zwischen den Quellen der iura populi Romani bei Gaius 1,2.

  32. 32.

    Kaser (Fn. 15), S. 255 f.

  33. 33.

    Protokolle bei Mugdan (Fn. 23), S. 763.

  34. 34.

    Vgl. § 162 BGB: „(1) Wird der Eintritt der Bedingung von der Partei, zu deren Nachteil er gereichen würde, wider Treu und Glauben verhindert, so gilt die Bedingung als eingetreten. (2) Wird der Eintritt der Bedingung von der Partei, zu deren Vorteil er gereicht, wider Treu und Glauben herbeigeführt, so gilt der Eintritt als nicht erfolgt.“

  35. 35.

    Windscheid/Kipp, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 1, 9. Aufl., Frankfurt am Main 1906, § 92, Fn. 10 sowie Flume, Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, Bd. 2: Das Rechtsgeschäft, 4. Aufl., Berlin u. a. 1992, § 40, 1 b verweisen auf Ulpian 77 ad edictum D. 50,17,161 (perinde haberi, ac si impleta condicio fuisset). Vgl. ferner Julian 55 digestorum D. 35,1,24; Paulus 75 ad edictum D. 45,1,85,7 für den allgemeinen Zusammenhang der bedingten Obligation.

  36. 36.

    Dies zeigt deutlich der Kontext der Ausführungen von Enneccerus (Fn. 22).

  37. 37.

    Wieling, Sachenrecht, Bd. 1, Berlin u. a. 1990, S. 775; Berger, Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht – besitzloses Pfandrecht und Eigentum, Frankfurt am Main u. a. 1984, S. 62–64 u. 73 ff.

  38. 38.

    Für die Anfänge des Konzepts der Übereignung als dinglicher Vertrag vgl. Savigny, Pandekten. Obligationenrecht, Allgemeiner Teil (hg. v. Avenarius), Frankfurt am Main 2008, S. 223 ( = Bl. 321r) und dazu Avenarius, Le prime dottrine di Savigny sul diritto delle obbligazioni, Index 37 (2009) 251–269 (264).

  39. 39.

    Berger (Fn. 38), S. 73 ff. Für das Pandektenrecht vgl. Arndts R. v. Arnesberg, Lehrbuch der Pandekten, 1. Abth., 13. Aufl., Stuttgart 1886, § 145, n. 6.

  40. 40.

    Grundlegend Madai, Die Statuliberi des Römischen Rechts, Halle 1834; Donatuti, Lo statulibero, Milano 1940 sowie Starace, Lo statuliber e l’adempimento fittizio della condizione, Bari 2006.

  41. 41.

    Siber, Römisches Recht, Bd. 2, Berlin 1928, Ndr. Darmstadt 1968, S. 29; zustimmend Weiss, Art. Statu liber, in: Wissowa/Kroll/Mittelhaus (Hg.), Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Bd. III A, 2, München 1929, Sp. 2230–2232 (2231).

  42. 42.

    Mitteis, Römisches Privatrecht bis auf die Zeit Diokletians, Bd. 1, Leipzig 1908, S. 172.

  43. 43.

    Vgl. Crome, Grundzüge des Römischen Privatrechts, Bonn 1920, S. 177 Fn. 6.

  44. 44.

    Avenarius (Fn. 31), S. 204.

  45. 45.

    Ps.-Ulpian 2,4 führt dies auf die Zwölftafeln zurück: Sub hac condicione liber esse iussus: „si decem milia heredi dederit“, etsi ab herede abalienatus sit, emptori dando pecuniam ad libertatem perveniet; idque lex duodecim tabularum iubet. Vgl. für das ältere Schrifttum Voigt, Die XII Tafeln, Bd. 2: Das Civil- und Criminalrecht der XII Tafeln, Leipzig 1883, S. 79.

  46. 46.

    Jhering, Passive Wirkungen der Rechte. Ein Beitrag zur Theorie der Rechte, JherJb 10 (1871) 387–580 (498) = ders., Gesammelte Aufsätze aus den Jahrbüchern für die Dogmatik des heutigen römischen und deutschen Privatrechts, Bd. 2, Jena 1882, Ndr. Aalen 1981, S. 178–351 (278).

  47. 47.

    Nach Bretone kann die bedingte Zuwendung der Freiheit von Todes wegen geradezu als „Modell“ des bedingten Vindikationslegats gelten; Art. Statuliber, in: Novissimo Digesto Italiano, Bd. 18, Torino 1971, S. 380–383 (381).

  48. 48.

    Jhering (Fn. 47), S. 396 = ders., Gesammelte Aufsätze, Bd. 2, S. 186.

  49. 49.

    Walter, Geschichte des Römischen Rechts bis auf Justinian, 3. Aufl., Bd. 2, Bonn 1861, S. 88; vgl. ferner Girard/v. Mayr, Geschichte und System des römischen Rechtes, Berlin 1908, S. 132, Fn. 2, wo v. Mayr den von Girard ursprünglich verwendeten Ausdruck „expectative de liberté“ mit „Anwartschaft auf die Freiheit“ überträgt.

  50. 50.

    Tab. 7,12 nach der Rekonstruktion bei Bruns/Gradenwitz/Mommsen, Fontes Iuris Romani Antiqui, 7. Aufl., Tubingae 1909.

  51. 51.

    Paulus 2 de adulteris D. 48,18,8,1: Statuliber in adulterio postulari poterit, ut quaestio ex eo habeatur, quod servus heredis est: sed spem suam retinebit; Ulpian 28 ad Sabinum D. 40,7,9,1: causa eius immutabilis est und § 3: Statuliberi condicio ita demum immutabilis est, si adita hereditas fuerit. Karlowa beschreibt die Möglichkeit, dass der Sklave die Freiheit erlangt, mit den Worten, sie sei eine dem Sklaven „anklebende“ rechtliche Eigenschaft, die ihm überall hin folge; Karlowa, Römische Rechtsgeschichte, Bd. 2/1, Leipzig 1901, S. 138.

  52. 52.

    Modestin 9 differentiarum D. 40,7,25: Statuliberos venumdari posse leges duodecim tabularum putaverunt: duris autem condicionibus in venditione minime onerandi sunt, veluti ne intra loca serviant neve umquam manumittantur.

  53. 53.

    Ps.-Ulpian 2,5: Si per heredem factum sit, quo minus statu liber condicioni pareat, proinde fit liber, atque si condicio expleta fuisset. Vgl. Weiss, Art. Statu liber, in: Wissowa/Kroll/Mittelhaus (Hg.), Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Bd. III A, 2, München 1929, Sp. 2230–2232 (2231) und Jhering, Geist des römischen Rechts, Bd. 2/1, 2. Aufl., Leipzig 1866, S. 159: „Die Römer halfen sich … dadurch, dass sie die Verhinderung der Erfüllung der Bedingung von Seiten des Erben der Erfüllung derselben gleich stellten“; ferner dort Fn. 235.

  54. 54.

    Vgl. Festus (ed. Lindsay S. 414, s. v. statu liber): et si per heredem est, quo minus statu liber praestare possit, quod praestare debet, nihilominus liber esse videtur.

  55. 55.

    Ulpian 27 ad Sabinum D. 40,7,3,2; vgl. Kaser (Fn. 15), S. 257. Die Ausführungen darüber, dass der statuliber auch frei wird, wenn der Erbe den Bedingungseintritt vereitelt, bilden übrigens einen Hauptteil der Erörterungen Ulpians im Sabinuskommentar zum statuliber (D. 40,7,3pr – § 15). Dass Sabinus sich selbst mit dieser Frage, sei es in den libri iuris civilis, sei es in anderem Zusammenhang, beschäftigt hat, zeigt Paulus 16 ad Plautium D. 40,7,20,3. Vgl. Lenel, Das Sabinussystem, Straßburg 1892, S. 56. Julian konnte feststellen, dass die allgemeine Regel iure civili receptum sei. Vgl. Julian 55 digestorum D. 35,1,24 und (möglicherweise darauf beruhend) Ulpian 77 ad edictum D. 50,17,161. Vgl. Zimmermann, The Law of Obligations, Cape Town u. a. 1990, S. 730 f. Auffällig ist aber, dass Ulpian, der nur vom ius civile spricht, kein allgemeines Prinzip formuliert, sondern einzelne Anwendungsfälle aufzählt. Die regelhafte Begrenzung auf bestimmte Konstellationen entspricht der prokulianischen Tradition, als deren später Repräsentant Ulpian (wie öfter) auftritt; vgl. Avenarius (Fn. 31), S. 142–144.

  56. 56.

    Paulus 16 ad Plautium D. 40,7,20,3; vgl. Astolfi, I libri tres iuris civilis di Sabino, Padova 1983, S. 222 m. Fn. 153; Bretone, Geschichte des römischen Rechts, München 1992, S. 199.

  57. 57.

    Javolen teilt – ohne sich allerdings auf den statuliber zu beziehen – als Ansicht des Sabinus mit, si per debitorem mora non esset, quo minus id quod debebat solveret, continuo eum debito liberari. Javolen 2 epistularum D. 45,1,105. Die Stelle nennt zwar, wie gesagt, nicht ausdrücklich den statuliber. Sie drückt jedoch den gleichen Rechtsgedanken aus; vgl. Lenel, Palingenesia iuris civilis, Bd. 2, Leipzig 1889, Sp. 211 (Sabinus 201). Schulz zieht den in der Javolenstelle überlieferten Sabinussatz zu dessen Äußerung zum statuliber im Paulusfragment; Sabinus-Fragmente in Ulpians Sabinus-Commentar, Halle a. d. Saale 1906, S. 60. Aus dem palingenetischen Zusammenhang kann das nicht bestätigt werden, zumal dieser nicht gesichert ist. Für den sabinianischen Standpunkt vgl. ferner Javolen 6 ex Cassio D. 40,7,28pr: … si per eum, cui data esset, non staret quo minus expletur.

  58. 58.

    In Ulpians Sabinuskommentar (27 ad Sabinum D. 40,7,3,10) wird Sabinus in diesem Zusammenhang nicht ausdrücklich genannt. Dennoch liefert dieser Text einen Hinweis: Nachdem Ulpian dort nämlich in den §§ 1–9 die Vereitelung des Bedingungseintritts durch den Erben erörtert hat, wird der Rechtsgedanke in § 10 auf die Vereitelung durch einen Dritten, in dessen Person die Erfüllung eintreten sollte, erstreckt. Es schließt sich die Bemerkung an: et sane hoc iure utimur in statulibero, ut sufficiat per eum non stare, quominus condicioni pareat. Hier spricht Sabinus, wie im Zusammenhang mit der Paulusstelle vermutet werden darf. Die Erstreckung des erweiterten Satzes auf den Fall des statuliber, die auch ps.-Ulpian 2,5 wiedergibt, geht also offenbar auf Sabinus zurück. Vgl. Schulz (Fn. 58), S. 61.

  59. 59.

    Vgl. Ulpian 4 ad Sabinum D. 40,7,2pr; Ulpian 28 ad Sabinum D. 40,7,9,3.

  60. 60.

    Mit dieser Ausdrucksweise berichtet Cicero, Philippicae 8,32, gut arbeitende kriegsgefangene Sklaven müssten gewöhnlich weniger als sechs Jahre auf ihre Freilassung warten: cum in spem libertatis sexennio post sumus ingressi diutiusque servitutem perpessi quam captivi frugi et diligentes solent.

  61. 61.

    Mit Rücksicht auf die rhetorische Gestalt der Kommentierung wird dieser Text nun analysiert von Babusiaux, Kommentare des Kaiserrechts in Papinians Quaestiones, SZ 126 (2009) 156–186.

  62. 62.

    Kaser (Fn. 15), S. 257.

  63. 63.

    Behrends, Der römische Weg zur Subjektivität: Vom Siedlungsgenossen zu Person und Persönlichkeit, in: Fetz/Hagenbüchle/Schulz (Hg.), Geschichte und Vorgeschichte der modernen Subjektivität, Bd. 1, Berlin New York 1998, S. 204–254 (235 f.) ( = ders., Institut und Prinzip. Siedlungsgeschichtliche Grundlagen, philosophische Einflüsse und das Fortwirken der beiden republikanischen Konzeptionen in den kaiserzeitlichen Rechtsschulen. Ausgewählte Aufsätze (hg. von Avenarius/Meyer-Pritzl/Möller), Bd. 1 (2004) S. 366–416 [397 f.]); ders., Prinzipat und Sklavenrecht. Zu den geistigen Grundlagen der augusteischen Verfassungsschöpfung, in: Immenga (Hg.), Rechtswissenschaft und Rechtsentwicklung (1980), S. 53–88 (80) ( = ders., Institut und Prinzip, Bd. 1 [aaO.], S. 417–455 [447]); Avenarius (Fn. 31), S. 135.

  64. 64.

    Behrends, Prinzipat und Sklavenrecht (Fn. 64), S. 56 ff. (= Institut und Prinzip, Bd. 1, S. 421 ff.); vgl. Avenarius (Fn. 31), S. 99 u. 136; ders., Il „liber singularis regularum” pseudo- ulpianeo: sua specificità come opera giuridica altoclassica in comparazione con le „Institutiones” di Gaio, Index 34 (2006) 455–477 (460).

  65. 65.

    Aus Sicht der sowjetischen Altertumswissenschaft hat Vipper Gaius als den bedeutendsten Reformer des römischen Rechts bezeichnet, weil dieser der Nachwelt die Lehre vom ius naturale vermittelt habe, die mit derjenigen von der angeborenen Gleichheit und Freiheit aller Menschen zu identifizieren sei; Vipper, Prosvetitel’nyj vek Rimskoj imperii (Das Jahrhundert der Aufklärung des Römischen Reiches), Vestnik Drevnej Istorii 1947, S. 45–59 (45). An dieser ideologisch bedingt verengten Wahrnehmung ist immerhin richtig, dass es gerade die Einordnung des Sklaven in das Personenrecht war, die die Verbesserung der Stellung des Sklaven im Recht der Prinzipatszeit systematisch zum Ausdruck brachte, und dass die Gaius-Institutionen diese Einordnung als früheste erhaltene Quelle wiedergeben. Hier wird, wer im Sinne des Marxismus die Antike im Wesentlichen als Zeit der Sklavenhaltung wahrnimmt, konsequenterweise einen bedeutenden Entwicklungsschritt sehen müssen.

  66. 66.

    Grundlegend Behrends, Die rechtsethischen Grundlagen des Privatrechts, in: Bydlinski/Mayer-Maly (Hg.), Die ethischen Grundlagen des Privatrechts, Wien u. a. 1994, S. 1–33 (16 ff.); ders., Die Person oder die Sache – was stand im Mittelpunkt des klassischen römischen Privatrechts? Die Kontinuitätsfrage im Streit zwischen junger „Neopandektistik“ und nicht mehr ganz junger „Neoromantik“, Labeo 44 (1998) 26–60 (46); vgl. ferner Avenarius (Fn. 31), S. 99.

  67. 67.

    Ulpian 28 ad Sabinum D. 40,7,9pr; Gaius 2,200; Ps.-Ulpian 2,2. Vgl. Karlowa (Fn. 52), S. 138. Die bei Siimets-Gross entwickelte Vorstellung, Festus (ed. Lindsay S. 414, s. v. statu liber; s. o Fn. 55) teile mit, der statuliber sei „seiner Stellung nach frei“, beruht auf einem Missverständnis dieser Quelle; Die Ausdrücke status libertatis, civitatis und familiae. Savignys berechtigte Kritik an den neueren Juristen?, in: Corbino/Humbert/Negri (Hg.), Homo, caput, persona. La costruzione giuridica dell’identità nell’esperienza romana. Dall’epoca di Plauto a Ulpiano, Pavia 2010, S. 217–249 (232 f.).

  68. 68.

    Ed. Baviera, Fontes Iuris Romani Antejustiniani, Bd. 2, Florentiae 1940; vgl. Lenel, Palingenesia iuris civilis, Bd. 1, Leipzig 1889, Sp. 926 (Papinianus 623).

  69. 69.

    Vgl. Wubbe, Un paragraphe difficile: D. 46,3,38,3, TR 65 (1997) 385–396 (389 mit Fn. 25).

  70. 70.

    Es ist besonders erstaunlich, dass die Stelle nicht einmal in den Registern der beiden den statuliber behandelnden Monographien von Donatuti und Starace (s. o. Fn. 41) genannt wird.

  71. 71.

    Vgl. Salkowski, Institutionen. Grundzüge des Systems und der Geschichte des Römischen Privatrechts, 9. Aufl., Leipzig 1907, S. 128; Leonhard, Institutionen des Römischen Rechts, Leipzig 1894, S. 179, Fn. 6.

  72. 72.

    Madai (Fn. 41), S. 165.

  73. 73.

    Auf Papinian 2 quaestionum D. 40,7,33 beruft sich Madai (Fn. 41) an dieser Stelle übrigens nicht; dieser Quellentext wird bei ihm erst auf S. 189 behandelt, und ohne dass der Autor dort die Wortwahl „statuliberorum iura“ problematisierte.

  74. 74.

    Gellius, Noct. Att. 5, 19,12; es handelt sich um einen Ausschnitt aus einem die §§ 11–14 umfassenden Sabinus-Zitat. So Dirksen, Die Auszüge aus den Schriften der römischen Rechtsgelehrten, in den Noctes Atticae des A. Gellius (1851), in: Sanio (Hg.), H. E. Dirksen’s hinterlassene Schriften, Bd. 1, Leipzig 1871, S. 21–63 (55 f.) und Holford-Strevens, Aulus Gellius. An Antonine Scholar and his Achievement, New York 2005, S. 20 f. Zum Zusammenhang jetzt Seelentag, Ius pontificium cum iure civili coniunctum – Das Recht der Arrogation in klassischer Zeit (in Vorbereitung zum Druck).

  75. 75.

    Auch das moderne Konzept des Anwartschaftsrechts wird als Ergebnis einer allmählichen Verfestigung wahrgenommen; vgl. die Literatur bei Baur/Stürner (Fn. 21), § 3 m. Rn. 44.

  76. 76.

    Behrends, Prinzipat und Sklavenrecht (Fn. 64), S. 57 ( = ders., Institut und Prinzip, Bd. 1, S. 421).

  77. 77.

    Vgl. Pomponius 7 ad Sabinum D 40,5,44: De libertate fideicommissaria praestanda servus cum domino recte contendit und dazu Kaser (Fn. 15), S. 295; Kaser/Hackl, Das römische Zivilprozeßrecht, 2. Aufl., München 1996, S. 452 f.

  78. 78.

    Behrends, Prinzipat und Sklavenrecht (Fn. 64), S. 57 (= ders., Institut und Prinzip, Bd. 1, S. 421); vgl. Avenarius (Fn. 31), S. 136.

  79. 79.

    Wenn aus dieser Zeit zahlreiche den Sklaven günstige Regelungen überliefert sind, dann geht dies, wie jüngere Untersuchungen zeigen, keineswegs auf ein besonderes, vorrangiges Prinzip zurück, nach dem das übrige Recht sich ausgerichtet hätte; die Neigung zu im Ergebnis humanen Regelungen hat sich, soweit sie nachweisbar ist, vielmehr nur innerhalb der im Rahmen korrekter Rechtsanwendung auftretenden Spielräume Geltung verschaffen können. Vgl. Avenarius, Marc Aurel und die Dogmatik des römischen Privatrechts. Kaiserliche Rechtspflege im System der Rechtsquellen und die Ausfüllung von Gestaltungsspielräumen in einer Übergangszeit der Rechtsentwicklung, in: van Ackeren/Opsomer (Hg.), Selbstbetrachtungen und Selbstdarstellungen. Der Philosoph und Kaiser Marc Aurel im interdisziplinären Licht, Wiesbaden 2012, S. 203–282; Finkenauer, Die Rechtssetzung Mark Aurels zur Sklaverei, Mainz 2010, passim, jeweils mit weiteren Nachweisen.

  80. 80.

    Der ps.-ulpianische liber singularis regularum wurde offenbar im Jahre 180 oder kurz danach auf Grundlage eines im Schulbetrieb tradierten Textbestandes fixiert. Für den zeitlichen Ansatz vgl. Avenarius (Fn. 31), S. 76–85 sowie ders., Il „liber singularis regularum” (Fn. 65), S. 455 f. Weitere Argumente nun bei dems., Marc Aurel (Fn. 80), S. 225 f.

  81. 81.

    Dafür tritt jetzt mit guten Gründen Babusiaux, Papinians Quaestiones, München 2011, S. 7 ein.

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Avenarius, M. (2013). Papinians Beitrag zur Vorgeschichte des Anwartschaftsrechts. In: Harke, J. (eds) Argumenta Papiniani. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-27137-3_1

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