Zusammenfassung
Wenn man auf der einzigen bekannten Tonbandaufnahme Everetts etwas leiernde Stimme hört, bekommt man ein Gefühl dafür, wie brüchig seine Energie war, wenn er getrunken hatte. Er klingt wie ein Mann, der sich gern mit Freunden am gute Leben freut, und zugleich etwas exzentrisch ist, selbstkritisch, traurig. Er war es gewöhnt, Freunden oder Kollegen weder Traurigkeit noch überhaupt ein Gefühl zu zeigen. Er vermittelte vielmehr das Bild eines Zynikers von seltener Intelligenz, der das Leben als ein Spiel sah, bei dem sich gescheite Menschen bemühen, das Schlimmste, was passieren kann, zu minimieren. Die Gefühle anderer schienen ihm ziemlich gleichgültig zu sein. Auch das Schicksal seiner Viele-Welten-Theorie war ihm anscheinend gleichgültig, denn er sprach nur selten von ihr.
Das Bedürfnis nach einem Orientierungssystem wird sehr deutlich, wenn wir die Funktion der Rationalisierung untersuchen. Wie unvernünftig oder unmoralisch eine Handlung sein mag, der Mensch hat den unüberwindlichen Drang, ihr ein rationalistisches Mäntelchen umzuhängen, mit anderen Worten, sich selbst und andern zu beweisen, dass sein Tun von der Vernunft diktiert, vom gesunden Menschenverstand oder wenigstens von konventioneller Moral bestimmt ist.
Erich Fromm, 19551
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Notes
- 1.
Fromm, E. (1955), Übers. E. Rotten, S. 61.
- 2.
Das hier Berichtete beruht auf Gesprächen mit Mark Everett und vielen von Everetts Kollegen und Freunden, die ich zwischen 2006 und 2009 führte.
- 3.
Ende 2007 wurde bei Reisler Lungenkrebs diagnostiziert, den die Ärzte auf das durch Everett bedingte Passivrauchen zurückführten. Persönliche Mitteilung Reislers, 2007.
- 4.
Tsiang an Nancy Everett, 22.7.82. Tsiangs Beziehung zu Everett war rein platonisch.
- 5.
Zitate aus einem Interview mit Tsiang und persönlichen Mitteilungen; Dawkins Theorie vom egoistischen Gen behauptet, dass Gene Menschen zu ihrer eigenen Fortpflanzung benutzen, wobei sich die Theorie nicht auf die Beobachtung reduzierbar ist.
- 6.
Interview mit Lynch. Everett fand Gefallen an Lynch, der sich selbst einen „Anarcho-Kapitalist“ nennt. Er erlaubte der Regierung nicht, ihn zu fotografieren, deshalb hat er weder Führerschein noch Pass, darf also nicht keine Flugreisen unternehmen. Er ist einer der wenigen, mit denen Everett in seinen späteren Jahren über seine Theorie sprach. Lynch hat seine eigene seltsame Geschichte dazu, wie es zu seiner Anstellung bei DBS kam, nachdem er ungerechtfertigt wegen Einbruch in die Firma inhaftiert worden war: http://www.keithlynch.net/prison.html.
- 7.
Interview mit Reisler, 2006, Interview mit Lynch.
- 8.
Kellerarchiv, Interviews mit der Familie Everett.
- 9.
Oberst Everett vertrat seine eigenen Interessen mit Verbissenheit. Im Kellerarchiv ist ein Ordner mit Briefen, die seine Auseinandersetzung mit den Steuerbehörden über seinen Steuerbescheid von 1960 dokumentieren (er wurde auch 1957 und 1959 überprüft). Er schrieb an hohe Beamte des Finanzamts, der Steuerprüfer sei „bösartig oder einfach dumm gewesen“. Er meine, man müsse jemanden so inkompetenten unbedingt aus seinem Amt entfernen Er beklagte auch, dass seine Steuergelder „im Kongo verplempert würden“, und er überschüttete das Finanzamt mit den Belegen für die Kosten von allem in seinem Haus, sogar für Glühbirnen. Das Finanzamt gab schließlich nach, und gestand dem Oberst steuerfreie Behindertenzahlungen zu, obwohl es keine Belege für eine Behinderung gibt, die mit dem Militär zu tun hatte, und er bei seiner Pensionierung gesund war.
- 10.
Mark Everett, persönliche Mitteilung, Juni 2009.
- 11.
Tabellen; IRS Estate Tax form; probate filing for IRS.
- 12.
Autopsie-Bericht, Chief Medical Examiner, No. Va. District, 7/30/82; Interview mit dem Kardiologen Dr. Patrick Devlin.
- 13.
American Institute of Physics, National Registry of Scientific and Technical Personnel, 14.557.
References
American Institute of Physics, National Registry of Scientific and Technical Personnel, survey, 14.5.1957, Keller.
Tsiang an Nancy Everett, 22.7.1982, Keller.
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Byrne, P. (2012). Die letzten Jahre. In: Viele Welten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-25180-1_30
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