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Der Kampf mit Kopenhagen, Teil I

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Zusammenfassung

Wheeler war zunächst ein Verfechter von Everetts Theorie. Die Veröffentlichung der Dissertation in der Fachzeitschrift Reviews of Modern Physics erschien zusammen mit der begeisterten Würdigung durch den Doktorvater, in der Wheeler schrieb: Es lässt sich nur schwer verständlich machen, wie entschieden der Gedanke des „Relativzustands“ klassische Begriffe hinter sich lässt. Man kann die anfängliche Unzufriedenheit mit diesem Schritt an einigen Beispielen aus der Geschichte nachvollziehen: So etwa, als Newton die Schwerkraft als etwas so Absonderliches wie eine Fernwirkung beschrieb; als Maxwell alles, was sich ganz natürlich als Fernwirkung verstehen lässt, durch etwas so Unnatürliches wie eine Feldtheorie erklärte; als Einstein allen Koordinatensystemen absprach, eines von ihnen sei bevorzugt und es damit zunächst so aussah, als ob das Fundament der physikalischen Messung einstürze.

Bohrs Komplementaritätsprinzip ist der revolutionärste wissenschaftliche Begriff dieses Jahrhunderts und der Kern seiner fünf Jahrzehnte währenden Suche nach der vollen Bedeutung der Quantenidee.

John Wheeler, 1957 1

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Notes

  1. 1.

    Aus der Rede „No Fugitive and Cloistered Virtue“, die Wheeler am 24. Oktober 1957 in Washington, DC hielt, als Bohr den Atoms for Peace Awards bekam. Wheeler. J. A. (1957A).

  2. 2.

    DeWitt, B. und Graham, N. Hg. (1973). 152: DeWitt schrieb Wheeler später: „Es hat mich immer amüsiert zu lesen, wie sehr Sie in Ihrer Stellungsnahme zu Everetts Theorie Bohr lobten, wenn doch seine Theorie das Ziel hatte, die Meinung zu untergraben, die so lange für gültig gehalten wurde.“ DeWitt an Wheeler, 20.4.20.67.

  3. 3.

    Interview mit Misner, 2007.

  4. 4.

    Wheeler, J. A. (1956).

  5. 5.

    Ibid. 49.

  6. 6.

    Ibid. 48–49.

  7. 7.

    Die Quantisierung der Gravitation (ein kosmologisches Projekt) erfordert, dass das Universum als Ganzes (theoretisch) messbar ist. Aber es ist unmöglich, eine Messung von außerhalb des Universums vorzunehmen.

  8. 8.

    Darin täuschte er sich nicht. Obwohl er Bohr widersprach, findet sich im Kellerarchiv in einem Ordner „Zufälliges zur QM Thesis“ eine Notiz in seiner Handschrift: „Komplementarität ist in allgemeiner Form im gegenwärtigen Schema enthalten.“ Bohr jedoch hielt die Komplementarität für universell und nicht für einen Unterbegriff eines umfassenderen Systems.

  9. 9.

    Er hatte Misner mitgenommen (der über Wurmlöcher arbeitete) und Joseph Weber (der Gravitationswellen nachweisen wollte), und er hatte dort Besuch von Tullio Regge (der die Stabilität der Objekte erforschte, die Wheeler später „Schwarze Löcher“ nannte); all diese Projekte spielten bei der Chapel Hill-Konferenz im Frühling des nächsten Jahres eine Rolle. Misner private Mitteilung, 2009.

  10. 10.

    Eine Papier-Spur ermöglicht es, die Stadien eines heftigen Kampfes zwischen Everett und Wheeler und Mitgliedern des engstes Kreises um Bohr zu verfolgen; die Spur findet sich nicht nur im Kellerarchiv, sondern auch im Niels-Bohr-Archiv in Kopenhagen, bei der American Philosophical Society in Philadelphia und am American Institute of Physics in College Park, Maryland. Einige dieser Belege fand Professor Olival Freire Jr. von der Universidade Federal da Bahia, Salvador, Brazil, andere entdeckten Anja Jacobsen vom Niels Bohr Archiv, Stefano Osnaghi vom Centre de Recherche en Epistèmologie Appliquèe, Ecole Polytechnique, Paris, France und von Fabio Freitas vom Instituto de Fisica, Universidade Federal da Bahia, Salvador, Brasilien. Mit Unterstützung des Verfassers erschien eine Untersuchung dieser Belege in „The Origin of the Everttian Heresy“ in Studies in History and Philosophy of Modern Physics, 2009.

  11. 11.

    Wheeler an Everett-1, 22.5.56.

  12. 12.

    Wheeler an Everett-2, 22.5.56.

  13. 13.

    Stern an Wheeler, 20.5.56.

  14. 14.

    Stern ist ein interessanter Charakter, den die zunehmend industrielle und soziale Seite der wissenschaftlichen Forschung schreckte. Er verdiente seinen Lebensunterhalt jahrzehntelang als Bauingenieur in Brooklyn, New York, und verfolgte nebenher die Quantenphysik, sein Steckenpferd. Zwischen 1935 und 1965 veröffentlichte er gedankenreiche Aufsätze über die Grundlagen der Quantentheorie in Physics Today und viele andere Arbeiten in anderen wissenschaftlichen und philosophischen Zeitschriften. Er war davon überzeugt, dass die Naturwissenschaft nicht anwendungsorientiert werden solle. „Die zunehmende Sozialisierung der Naturwissenschaft bedeutet eine ernsthafte Gefahr [für wissenschaftliches Denken]. Wir müssen auf der Hut sein und uns davor schützen, dass wissenschaftliche Forschung zur Erforschung von Gummi, Öl, Textilien und militärischer Forschung degradiert wird. Das Wesen der Wissenschaft Physik könnte verloren gehen. Der Wunsch, den Dingen auf den Grund zu gehen, würde dem Wunsch weichen, ,bessere Dinge‘ herzustellen, und dann könnte dem Zeitalter wissenschaftlicher Aufklärung ein technologisches Zeitalter folgen, in dem der Komfort die Kultur ersetzt.“ Stern, A. (1945). Stern agitierte gegen die Kontrolle der Naturwissenschaft durch die Regierung, denn sie muss, so schrieb er, „eine intellektuelle Tätigkeit bleiben – sie ist ihrem Wesen nach nicht praktisch“. Stern, A. (1944). Als häufiger Besucher von Bohrs Institut stellte er die ideologische Überlegenheit des Dänen nicht in Frage, und er setzte sich aktiv für die Philosophie der Komplementarität. ein. Aber er ermutigte Physiker, offen für Anderes zu sein und zitierte den amerikanischen Humoristen Artemus Ward: „Nicht das, was Menschen nicht wissen, macht sie unwissend, sondern das, was sie wissen, das nicht so ist.“ Stern, A. (1953).

  15. 15.

    Wheeler an Stern, 25.5.56.

  16. 16.

    Ibid.

  17. 17.

    Ibid.

  18. 18.

    Wheeler an Everett, 25.5.56.

  19. 19.

    Wheeler an Shenstone, 28.5.56.

  20. 20.

    Wheeler an Dees, 24.5.56.

  21. 21.

    Wheeler an Bohr, 24.5.56.

  22. 22.

    Petersen an Wheeler, 26.5.56.

  23. 23.

    Petersen an Everett, Telegramm und Brief, 22.5.56.

  24. 24.

    Everett an Petersen, circa Juni 1956.

  25. 25.

    Tonbandaufnahme bei der Cocktailparty, 1977.

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  • DeWitt an Wheeler, 20.4.1967, American Philosophical Society, Wheeler Akte.

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  • Petersen an Wheeler, 26.5.1956, Keller.

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  • Stern an Wheeler, 20.5.1956, Keller.

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  • Wheeler an Bohr, 24.5.1956, Keller.

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  • Wheeler an Dees, 24.5.1956, American Philosophical Society.

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  • Wheeler-1 an Everett, H. III, 22.5.1956, Keller.

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  • Wheeler-2 an Everett, H. III, 22.5.1956, Keller.

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  • Wheeler an Everett, H. III, 25.5.1956, Keller.

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  • Wheeler an Stern, 25.5.1956, Keller.

    Google Scholar 

  • Wheeler an Shenstone, 28.5.1956, Keller.

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  • Everett und Misner Cocktail Party Aufnahme, 1977, Keller.

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Byrne, P. (2012). Der Kampf mit Kopenhagen, Teil I. In: Viele Welten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-25180-1_13

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