Zusammenfassung
Was ist Leben? Diese Frage, die im Denken der Menschheit seit je eine besondere Rolle gespielt hat, ist heute konkret beantwortbar. Leben ist an komplexe organische Systeme gebunden, die unter Energieaufnahme und Entropieabgabe gleichartige Systeme erzeugen können. Organismen funktionieren dabei zweckmäßig und entwickeln sich zielgerichtet. Das setzt aber kein teleologes Prinzip voraus, wie lange Zeit angenommen worden war. Vielmehr beruht die Finalität der Lebewesen auf artspezifischen genetischen Programmen, die digital verschlüsselt in Riesenmolekülen von DNA gespeichert sind. Deren überaus präzise Vervielfältigung ist heute in allen Details verstanden. Damit können jetzt auch Vorstellungen über die Entstehung einfachster Lebensformen vor etwa 4 Milliarden Jahren konkretisiert werden.Die Entwicklung der zahllosen Organismenformen in der Erdgeschichte lässt sich inzwischen ebenfalls detailreich rekonstruieren. Die Lebensevolution verlief lange Zeit auf Einzellerniveau, seit dem späten Präkambrium aber ständig beschleunigt auch unter Ausbildung immer komplexer gebauter Vielzeller. DNA-Sequenzvergleiche lassen die abgestuften Verwandtschaften der heute lebenden Organismen immer deutlicher erkennen und weisen auf einen gemeinsamen Ursprung der gesamten Lebenswelt hin.
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Sitte, P. (2004). Wesen, Werden und Wachsen der Lebenswelt. In: Gebhardt, H., Kiesel, H. (eds) Weltbilder. Heidelberger Jahrbücher, vol 47. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-18959-3_3
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