Zusammenfassung
Wenn wir nach einer Wissenschaft suchen, die eine gemeinsame Erklärung für all die vielen erschreckenden, beunruhigenden Vorgänge in der Menschheit finden soll, für Kriege, Massaker, Unfälle mit tödlichen Folgen, Verwahrlosung, weit gestreute chronische Krankheiten..., die Liste kann gar nicht vollständig ausfallen, dann müsste es eine Wissenschaft sein, die sich kraft ihrer eigenen Definition mit kollektiven Zusammenhängen unter Menschen beschäftigt. Das wäre die Soziologie. Aber wir, die Soziologen, schweigen oder teilen Unbedeutendes mit. Wir haben unsere Methoden und wir haben unsere Auftraggeber: beide führen uns wenigstens direkt nicht zur Erklärung solcher erschreckenden Phänomene. Wir erklären eher, wie Zusammenhänge funktionieren als wann sie nicht funktionieren. Zwar hat es in den Rivalitätskämpfen zwischen Psychologie und Soziologie Tendenzen gegeben, für alle möglichen individuellen Fälle nach gesellschaftlichen Ursachen zu suchen; unter dem Stichwort Kapitalismuskritik meinte man den gemeinsamen Nenner für Alkoholismus, Kriege, Verbrechen gefunden zu haben. (Viele Bände des „Kursbuch“ und der „Argumente“ sind gefüllt mit solchen Erklärungsversuchen.) Aus anderen Lagern hat es immer wieder kritische Ankläger gegeben, die entweder im Verlust von Religion oder im Vorherrschen technischen Denkens die Ursache für so viel Elend gesehen haben. Für einige Formen des Elends und der Katastrophe könnte beides zutreffen; andere sind auch durch Religionen nie beseitigt worden.
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Korte, N. (2011). Zur Soziologie des Katastrophalen. In: Korte, N. (eds) Grenzgänger und Grenzgänge. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92868-5_5
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