Zusammenfassung
In den letzten Jahren tritt die Auseinandersetzung mit dem Alter und Altern von Individuen und Gesellschaften zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Forschung und politischer Diskussionen. Den Grund dafür bieten Entwicklungen, die eine Veränderung in der Altersstruktur erkennen lassen und Hinweise auf eine dauerhafte Alterung der Gesellschaft geben. Die Tendenz verweist auf eine Diversität von Lebensformen und Lebensstilen, die sich bis ins hohe Alter fortsetzt und damit Fragen der zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklung und eng damit verknüpft Fragen in Bezug auf neue Herausforderungen für die Soziale Arbeit aufweist. Die Offenheit in der Gestaltung von Lebenspraxen bedingt zum einen mehr Flexibilität und Freiraum für Gestaltungsprozesse, zum anderen birgt sie aber auch Unsicherheit und Unberechenbarkeit in sich. Individualität und Pluralität kennzeichnen das Alter und stellen alte Menschen vor neue Bewältigungsaufgaben, denen bisherige Angebotsstrukturen nur in ungenügendem Ausmaß gerecht werden. Grund dafür sind die bislang vorherrschenden Altenhilfestrukturen, die entweder pflegerisch und medizinisch dominant gestaltet sind und einem defizitorientierten Verständnis von Alter folgen, oder Angebote, die sich an aktiven, frohen und rüstigen alten Menschen orientieren, die keine bis wenig Probleme aufweisen. Diese Angebote präsentieren sich in Form von vorrangig freizeitgestaltenden Aktivitäten. Eine sozialpädagogische Auseinandersetzung mit Alter und Altern steht in den Anfängen, wobei im Besonderen eine Beschäftigung mit hochaltrigen Menschen und deren Bedarfslagen ausständig ist. Sozialer Arbeit ist es bislang unzureichend gelungen, eine eigenständige Expertise herauszuarbeiten, die zur „Bearbeitung, Linderung oder Lösung altersspezifischer Problematiken” (Schweppe 2005, S. 40) beiträgt, um auf die neuen Herausforderungen der Lebensphase Alter zu antworten.
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Neubert, D. (2011). Soziale Altenarbeit – Theoretische Bezüge und Perspektiven. In: Spitzer, H., Höllmüller, H., Hönig, B. (eds) Soziallandschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92773-2_20
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