Zusammenfassung
Mit der Zielsetzung, Grundlagen und Perspektiven einer transdisziplinären Perspektive der Jugendforschung aufzuzeigen, reagieren die Beiträge des vorliegenden Bandes auf eine ambivalente Situation: Zwar kann die Geschichte der Jugendforschung einerseits als eine Erfolgsgeschichte charakterisiert werden; Jugendforschung ist in den disziplinären Kontexten der Soziologie, Erziehungswissenschaft und Psychologie etabliert, in unterschiedliche Forschungsstränge ausdifferenziert und sie bringt anhaltend eine Fülle informativer empirischer Studien zu unterschiedlichen Teilaspekten der Lebensbedingungen und Praktiken Jugendlicher hervor (vgl. als Überblicksarbeiten Griese/Mansel 2003; Andresen 2005; Merkens 2007; Scherr 2009a). In den Ausbildungsgängen für pädagogische Berufe (Lehramt, Sozialpädagogik, Soziale Arbeit) ist Jugendforschung als Bestandteil des Curriculums verankert. Und trotz der an Hochschulen institutionell zweifellos einflussreichen disziplinären Abgrenzungen sind Tendenzen zu interdisziplinären Grenzüberschreitungen festzustellen: In zahlreichen Teilbereichen der Jugendforschung, so etwa der Forschung über Jugendgewalt, über jugendlichen Rechtsextremismus oder der Übergangsforschung, sind disziplinäre Abgrenzungen nachrangig (vgl. Lauterbach/Schubarth 2009; Stauber/Riegel 2009; Scherr 2009b). Dass psychologische und pädagogische Jugendforschung einer sozial-geschichtlichen und soziologischen Fundierung bedarf, steht gegenwärtig nicht mehr prinzipiell in Frage und auch die Notwendigkeit, im Kontext der Jugendforschung sozioökonomische Ungleichheiten und geschlechts-bezogene Differenzierungen zu berücksichtigen, ist prinzipiell unstrittig.
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Scherr, A. (2010). Für eine strukturtheoretisch fundierte kritisch-reflexive Jugendforschung – Konturen einer transdisziplinären Perspektive. In: Riegel, C., Scherr, A., Stauber, B. (eds) Transdisziplinäre Jugendforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92587-5_3
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