Zusammenfassung
Die Frage nach dem messbaren „Gewinn“, dem persönlichen und gesellschaftlichen „Outcome“ von Lern- und Bildungsaktivitäten, begleitet und prägt – gewollt oder ungewollt – bildungspolitische Diskussionen nicht erst in der modernen Informationsgesellschaft. Während ökonomische Erträge von Lernen immer wieder zur Rechtfertigung von Bildungsinvestitionen herangezogen werden, gleichzeitig aber gerade in erziehungswissenschaftlichen Diskursen äußerst umstritten sind, gehören die Entwicklung der Persönlichkeit, die Erweiterung der individuellen Handlungs- und Reflexionsfähigkeit sowie die Befähigung zu autonomen, mündigen Entscheidungen zu den auf breiter Basis konsensfähigen Bildungszielen. Weitere – oft nicht intendierte – Effekte von Bildungsmaßnahmen, wie z.B. das Knüpfen neuer zwischenmenschlicher Kontakte und daraus resultierend ein erweitertes soziales Netzwerk, werden in diesem Zusammenhang bisher noch wenig thematisiert. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen kommen Bildungseinrichtungen und Bildungsforscher aber nicht mehr umhin, auf die mess- und quantifizierbaren Erträge von Bildung zu verweisen, um die staatliche Förderung und damit die Realisierung von Bildungsprojekten zu sichern. Dieser Argumentationsstil begann mit der Einführung des Humankapital-Begriffs (Schultz 1960) und dem damit verbundenen Verständnis von Bildung als einer auch ökonomisch langfristig sinnvollen Investition. Mit dem Terminus des Humankapitals machten US-amerikanische Wissenschaftler erstmals darauf aufmerksam, dass wirtschaftliche Erträge sich nicht nur in physischem Kapital niederschlagen, sondern auch in den Dispositionen der Bürger verankert sein können. Die hier noch dominierende gesellschaftliche Makroperspektive auf nichtphysisches Kapital ergänzt sich mit der Einführung des kulturellen und sozialen Kapitals (Bourdieu 1983) sowie des Identitätskapitals (Côté 1997) um Ressourcen, die stärker an das einzelne Individuum oder gesellschaftliche Gruppen gebunden sind und sich nur bedingt gesamtgesellschaftlich fassen lassen.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Schmidt, B. (2009). Das Kapital-Modell. In: Weiterbildung und informelles Lernen älterer Arbeitnehmer. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91894-5_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91894-5_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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