Auszug
Das Quartier als eigener Forschungsgegenstand spielte lange Zeit eine nicht nur im geographischen Diskurs untergeordnete Rolle. Es war vielmehr die Forschung über die Stadt, von der aus auf das Quartier geschlossen wurde, was zur Folge hatte, dass Forschung über Quartiere auf Innovationen der Stadtforschung angewiesen war. So zielt die Stadtstrukturforschung als traditionsreichste Forschungsrichtung innerhalb der Stadtforschung darauf ab, über Typisierungsverfahren zu belegen, dass sich der Stadtraum differenziert oder — je nach theoretischem Standpunkt — fragmentiert, respektive spaltet. Vorgelegte Modelle unterschieden in die Dual City (Mollenkopf & Castells 1992), Divided oder Quartered City (Marcuse 1989). Damit verbunden war eine Homogenisierung von Quartieren: in diejenigen, die die moderne, von statushohen Bevölkerungsgruppen bewohnte Stadt repräsentieren und die anderen Quartiere, die als Restkategorie aufgefasst wurden. Ähnlich geht auch die Segregationsforschung vor, wenn sie analysiert, in welchen Teilräumen einer Stadt sich Wohnstandorte von Angehörigen einer bestimmten Gruppe konzentrieren und daraus Zusammenhänge zwischen Wohnen (residentielle Segregation), Herkunft (ethnische Segregation) und Status (soziale Segregation) herleitet. Von Segregation betroffene Quartiere sind dann solche Perimeter, in denen es zu Prozessen des Ausschlusses kommt (z.B. Dangschat 1996, 1997).
Ich danke meinen Kollegen Christian Reutlinger und Daniel Blumer für die anregenden Diskussionen und wertvollen Hinweise, die in diesen Beitrag einflossen.
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Drilling, M. (2008). Die Metapher vom Raum als soziale Landschaft: Perspektiven zur Überwindung der Dichotomie von Quartierkonzeptionen. In: Schnur, O. (eds) Quartiersforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91032-1_3
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