Auszug
Es geht in diesem Artikel — und in dem dahinter stehenden DFG-Forschungsprojekt — um die Frage, wie die PISA-Ergebnisse der Jahre 2001 und 2002 in der Bildungspolitik ausgewählter deutscher Bundesländer verarbeitet wurden: Welche bildungspolitischen Entscheidungen wurden dadurch angeregt, welche Maßnahmeprogramme wurden realisiert? Und vor allem: In welcher Weise hat dabei das jeweiligen Schulministerium, haben Minister beziehungsweise Ministerin agiert? Dass wir diese Fragen nach bildungspolitischen Aktivitäten und Verläufen auf die PISA-Studie beziehen, hat einen naheliegenden Grund: PISA ist vom Anspruch her als Systemevaluation angelegt — und PISA verspricht, „Steuerungswissen“ für die Chefetagen des Bildungssystems zu liefern. Insofern kann die PISA-Studie als eine besonders umfassende Aktivität im Rahmen jenes neuen Steuerungsmodells angesehen werden, das von (2006, 55) als „evaluationsbasiert“ beschrieben wird. Damit ist die „Steuerungsphilosophie“ gemeint, die gegenwärtig in vielen Bildungsministerien handlungsanleitend ist, und die sich vereinfacht wie folgt beschreiben lässt: Auf der Basis vorgegebener Leistungsstandards werden externe Tests durchgeführt, deren Ergebnisse dann in das System zurückgespielt werden. Die kritische Reflexion der Ergebnisse führt dann (in den Schulen, auf der Systemebene) zu Maßnahmen der Qualitätsverbesserung. Indem wir die tatsächlichen bildungspolitischen Verläufe nach PISA, die von den Ministerien tatsächlich in Gang gesetzten Aktivitäten, mit diesem Konzept vergleichen, wollen wir es auf seinen Realitätsgehalt prüfen: „Evaluationsbasierte Steuerung“ — wie sieht das in der empirischen Realität von Systemvergleichs-Studien aus?
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Literatur
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Tillmann, KJ., Dedering, K., Kneuper, D., Kuhlmann, C., Nessel, I. (2008). PISA als bildungspolitisches Ereignis. Oder: Wie weit trägt das Konzept der „evaluationsbasierten Steuerung“?. In: Brüsemeister, T., Eubel, KD. (eds) Evaluation, Wissen und Nichtwissen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90818-2_6
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