Auszug
Hirnforschung hat hohe Konjunktur. Sie sucht und sie findet gro\e Aufmerksamkeit. Unter Hirnforschung verstehen kann man die wissenschaftliche Untersuchung des Aufbaus und der Leistungen „des cerebralen Anteils des Zentralnervensystems, also des, zentralsten’ Anteils dieses zentralen ... Integrations-, Koordinations- und Regulationsorgans des Organismus höher entwickelter Tiere’1. Erwartet wird von der Hirnforschung gemeinhin ein vertieftes Verständnis menschlicher Hirnfunktionen und psychischer Vorgänge. Es fällt auf, dass Hirnforschung zumeist mit dem Hirn als Organ in Verbindung gebracht wird. Man kann sich indes den Integrations-, Koordinations- und Regulationsfiinktionen des Hirns auch in einer zweiten Weise widmen. Im Namen einer — wie auch immer gearteten — Philosophie des Geistes, des Bewusstseins, des Denkens usf. bestehen weitere, sehr weit zurückreichende Traditionen der „Hirnforschung”.3 Das kann man so sagen, wenn man bereit ist, über die Schwellen der selbst gesetzten disziplinären und epistemologischen Grenzen hinwegzublicken und zu registrieren, dass es verschiedene Zugangsweisen zum Fühlen, Denken und Handeln gibt, die jeweils ihre Fundierung und Berechtigung haben. Ohnehin ist festzustellen, dass — in grober Fraktionierung gedacht — die naturwissenschaftliche ebenso wie die geistes- und sozialwissenschaftliche Kognitionsforschung regelmä\ig sich des Blickes über den Rubikon bedienen, um an theoretischer und empirischer Arbeit durchfuhren zu können, was nachher wieder gern als einseitige Leistung nur einer wissenschaftlichen Art, die Welt zu sehen, verbucht und verkauft wird.
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Stegmaier, P. (2006). Die Bedeutung des Handelns — Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und neuropsychologischer Hirnforschung. In: Reichertz, J., Zaboura, N. (eds) Akteur Gehirn — oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90321-7_7
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