Skip to main content

Die Bedeutung des Handelns — Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und neuropsychologischer Hirnforschung

  • Chapter
Akteur Gehirn — oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts

Auszug

Hirnforschung hat hohe Konjunktur. Sie sucht und sie findet gro\e Aufmerksamkeit. Unter Hirnforschung verstehen kann man die wissenschaftliche Untersuchung des Aufbaus und der Leistungen „des cerebralen Anteils des Zentralnervensystems, also des, zentralsten’ Anteils dieses zentralen ... Integrations-, Koordinations- und Regulationsorgans des Organismus höher entwickelter Tiere’1. Erwartet wird von der Hirnforschung gemeinhin ein vertieftes Verständnis menschlicher Hirnfunktionen und psychischer Vorgänge. Es fällt auf, dass Hirnforschung zumeist mit dem Hirn als Organ in Verbindung gebracht wird. Man kann sich indes den Integrations-, Koordinations- und Regulationsfiinktionen des Hirns auch in einer zweiten Weise widmen. Im Namen einer — wie auch immer gearteten — Philosophie des Geistes, des Bewusstseins, des Denkens usf. bestehen weitere, sehr weit zurückreichende Traditionen der „Hirnforschung”.3 Das kann man so sagen, wenn man bereit ist, über die Schwellen der selbst gesetzten disziplinären und epistemologischen Grenzen hinwegzublicken und zu registrieren, dass es verschiedene Zugangsweisen zum Fühlen, Denken und Handeln gibt, die jeweils ihre Fundierung und Berechtigung haben. Ohnehin ist festzustellen, dass — in grober Fraktionierung gedacht — die naturwissenschaftliche ebenso wie die geistes- und sozialwissenschaftliche Kognitionsforschung regelmä\ig sich des Blickes über den Rubikon bedienen, um an theoretischer und empirischer Arbeit durchfuhren zu können, was nachher wieder gern als einseitige Leistung nur einer wissenschaftlichen Art, die Welt zu sehen, verbucht und verkauft wird.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Ach, Narziβ, 1905: Über die Willenstätigkeit und das Denken, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

    Google Scholar 

  • Berger, Peter L und Luckmann, Thomas, 1969: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt a.M.: Fischer.

    Google Scholar 

  • Bonders, Francisons Cornelis, 1862: Die Schnelligkeit psychischer Processe. Archiv für Anatomie Physiologie und wissenschaftliche Medicin: 657–681.

    Google Scholar 

  • Edelstein, Wolfgang und Keller, Monika (Hrsg.), 1982: Perspektivität und Interpretation. Beiträge zur Entwicklung des sozialen Verstehens. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Elbert, Thomas, 2005: Der Geist und sein Gehirn. In: Gehirn und Geist 9: 52.

    Google Scholar 

  • Falkenburg, Brigitte, 2006: Was hei\t es, determiniert zu sein? Grenzen der naturwissenschaftlichen Erklärung. S. 43–74 in: Sturma, Dieter (Hrsg.): Philosophie und Neurowissenschaften. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Gehlen, Arnold, 1956: Urmensch und Spätkultur. Bonn: Athenäum.

    Google Scholar 

  • Gephart, Werner, 1993: Gesellschaftstheorie und Recht. Das Recht im soziologischen Diskurs der Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Geyer, Christian (Hrsg.), 2004: Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Goschke, Thomas, 2004: Vom freien Willen zur Selbstdetermination. Kognitive und volitionale Mechanismen der intentionalen Handlungssteuerung. In: Psychologische Rundschau 55/4: 186–197.

    Article  Google Scholar 

  • Goschke, Thomas, 1998: Von der Intention zur Handlung. Bemerkungen zum Beitrag von Wolfgang Prinz, Die Reaktion als Willenshandlung’. In: Psychologische Rundschau 49/1:24–29.

    Google Scholar 

  • Herrmann, Christoph, Pauen, Michael, Rieger, Jochem W. und Schicketanz, Silke (Hrsg.), 2005: Bewusstsein. Philosophie, Neurowissenschaften, Ethik. München: Fink/UTB.

    Google Scholar 

  • Hillenkamp, Thomas, 2005: Strafrecht ohne Willensfreiheit? Eine Antwort auf die Hirnforschung. In: JZ 60/7: 313–320.

    Google Scholar 

  • Hitzler, Ronald, Reichertz, Jo und Sehröer, Norbert (Hrsg.), 1999: Hermeneutische Wissenssoziologie. Standpunkte zur Theorie der Interpretation. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Hoffmann, Joachim, 1998: Kognition im Dienste der Handlungssteuerung. Ein Kommentar zu Wolfgang Prinz (1997). In: Psychologische Rundschau 49/1: 21–30.

    Google Scholar 

  • Knoblauch, Hubert, 2005: Wissenssoziologie. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Knoblauch, Hubert, 2004: Subjekt, Intersubjektivität und persönliche Identität. Zum Subjektverständnis der sozialkonstruktivistischen Wissenssoziologie. S. 37–57 in: Grundmann, Matthias und Behr, Raphael (Hrsg.): Subjekttheorien interdisziplinär. Diskussionsbeiträge aus Sozialwissenschaften, Philosophie und Neurowissenschaften. Münster: LIT Verlag.

    Google Scholar 

  • Libet, Benjamin, 2005: Mind Time. Wie das Gehirn Bewusstsein produziert. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Libet, Benjamin, 2004: Haben wir einen freien Willen? S. 268–289 in: Geyer, Christian (Hrsg.): Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Luckmann, Thomas, 1980: Lebenswelt und Gesellschaft — Grundstrukturen und geschichtliche Wandlungen. Paderborn et al.: Schäningh.

    Google Scholar 

  • Luckmann, Thomas, 1979: Personal Identity as an Evolutionary and Historical Problem, in: Cranach, Mario von, Koppa, Franz, Lepenies, R. Wolf und Ploog, Detlef (Hrsg.): Human Ethology. Claims and Limits of a New Discipline. Cambridge: Cambridge UP.

    Google Scholar 

  • Maasen, Sabine, Prinz, Wolfgang und Roth, Gerhardt, 2003: Voluntary action: Brains, minds, and sociality. S. 3–14 in: Dies.Cranach, Mario von, Koppa, Franz, Lepenies, R. Wolf und Ploog, Detlef (Hrsg.): Voluntary action: Brains, minds, and sociality. Oxford (UK): Oxford University Press.

    Google Scholar 

  • McGinn, Colin, 2004: Wie kommt der Geist in die Materie? Das Rätsel des Bewusstseins. München/Zärich: Piper.

    Google Scholar 

  • Prinz, Wolfgang, 2004a: Der Mensch ist nicht frei. Ein Gespräch. S. 20–26 in: Geyer, Christian (Hrsg.): Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Prinz, Wolfgang, 2004b: Kritik des freien Willens. Bemerkungen über eine soziale Institution. In: Psychologische Rundschau 55/4: 198–206.

    Article  Google Scholar 

  • Prinz, Wolfgang, 1998a: Die Reaktion als Willenshandlung. In: Psychologische Rundschau 49/1: 10–20.

    Google Scholar 

  • Prinz, Wolfgang, 1998b: Wille und Tat — und was dazwischen liegt? In: Psychologische Rundschau 49/1: 29–30.

    Google Scholar 

  • Prinz, Wolfgang et al, 2005: Psychologie im 21. Jahrhundert. Eine Standortbestimmung. Führende deutsche Psychologen über Lage und Zukunft ihres Fachs und die Rolle der psychologischen Grundlagenforschung. In: Gehirn und Geist 7/8: 56–60.

    Google Scholar 

  • Roth, Gerhard, 2003 a: Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Schütz, Alfred, 2004: Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie — Alfred Schütz Werkausgabe Band IL Herausgegeben von Endress, Martin und Renn, Joachim. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Schütz, Alfred, 1972: Gemeinsam musizieren. S. 129–150 in: Gesammelte Aufsätze. Bd. 2. Den Haag: Nijhoff.

    Google Scholar 

  • Schütz, Alfred und Luckmann, Thomas, 2003: Strukturen der Lebenswelt. Konstanz: UVK/UTB.

    Google Scholar 

  • Singer, Wolf, 2004a: Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen. S. 30–65 in: Geyer, Christian (Hrsg.): Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Singer, Wolf, 2004b: Über Bewu\tsein und unsere Grenzen. Ein neurobiologischer Erklärungsversuch. S. 99–120 in: Grundmann, Matthias und Behr, Raphael (Hrsg.): Subjekttheorien interdisziplinär. Diskussionsbeiträge aus Sozialwissenschaften, Philosophie und Neurowissenschaften. Münster: LIT-Verlag.

    Google Scholar 

  • Singer, Wolf und Quinn, Thomas, 2006: Das Gehirn — determinierte Freiheit. Interview. In: think on. Das Konzernmagazin der Altana AG 7: 4–9.

    Google Scholar 

  • Soeffner, Hans-Georg, 2004: Auslegung des Alltags — Alltag der Auslegung. Zur wissenssoziologischen Konzeption einer sozialwissenschaftlichen Hermeneutik. Konstanz: UVK/UTB.

    Google Scholar 

  • Soeffner, Hans-Georg, 1999: „Strukturen der Lebenswelt” — ein Kommentar. S. 29–38 in: Hitzler, Ronald, Reichertz, Jo und Schrüer, Norbert (Hrsg.): Hermeneutische Wissenssoziologie. Standpunkte einer Theorie der Interpretation. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Stern, Elsbeth, 2005: Pfadfinder im Neuronendschungel. In: Gehirn und Geist 9: 53.

    Google Scholar 

  • Sturma, Dieter, 2006: Zur Einführung: Philosophie und Neurowissenschaften. S. 7–19 in: Ders.Hitzler, Ronald, Reichertz, Jo und Schrüer, Norbert (Hrsg.): Philosophie und Neurowissenschaften. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Vitouch, Oliver, 2000: „Erleben — cui bono?” Zum evolutionären Nutzen von Bewusstsein. Kommentar zu Windmann und Durstewitz (2000). In: Psychologische Rundschau 51/4: 213–215.

    Article  Google Scholar 

  • Wegner, Daniel M., 2002: The illusion of conscious will. Cambridge/Massachusetts: MIT Press.

    Google Scholar 

  • Wingert, Lutz, 2006: Grenzen der naturalistischen Selbstobjektivierung. S. 240–260 in: Sturma, Dieter (Hrsg.): Philosophie und Neurowissenschaften. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Jo Reichertz Nadia Zaboura

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Stegmaier, P. (2006). Die Bedeutung des Handelns — Zum Verhältnis von Wissenssoziologie und neuropsychologischer Hirnforschung. In: Reichertz, J., Zaboura, N. (eds) Akteur Gehirn — oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90321-7_7

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90321-7_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14930-1

  • Online ISBN: 978-3-531-90321-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics