Auszug
Meine qualitativ-empirische Studie (Rudlof 2005), aus welcher dieser Beitrag hervorgegangen ist, zielt auf eine machtkritische Analyse von Strukturen und Mechanismen ‘symbolischer Gewalt’ (Bourdieu 1997) und faktischer Statusdominanz von Männern im Berufsfeld der Sozialen Arbeit. In narrativen Interviews wurden männliche Jugendsozialarbeiter der Jahrgänge 1960–70 über ihre Lebensgeschichte, ihre geschlechtliche Identität und ihre pädagogische Arbeit befragt. Aus deren Aussagen über ihren Beruf und über die Geschlechterverhältnisse im Feld der Sozialen Arbeit wurden die Männlichkeits- und Milieukonstruktionen rekonstruiert und dabei die biographische Perspektive auf die je eigene Sozialisation einbezogen. Es ging um den Zusammenhang von Geschlecht und Biographie — Doing Gender while Doing Biography — und um den Zusammenhang zwischen Geschlecht und Beruf — Doing Gender while Doing the Job (Leidner 1991).1 Im folgenden Fallbeispiel möchte ich biographische, berufliche und Geschlechterkonstruktionen eines männlichen Sozialarbeiters in ihrem Zusammenhang rekonstruieren: Doing Gender while Doing the Job while Doing Biography.
Dausien (1996) hat auf die enge Verwobenheit von Biographien als soziale und individuelle Konstruktionen mit Geschlechterkonstruktionen im Symbolsystem der Zweigeschlechtlichkeit hingewiesen. Andere Studien (z.B. Heintz et al. 1997) zeigen, dass die Reproduktion geschlechtlicher Ungleichheit in der Berufswelt eng mit symbolischer Geschlechts- und Berufskonstruktionen verbunden ist.
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Rudlof, M. (2007). Kritische Reflexion und/oder Reproduktion von Macht? — Hegemoniale Männlichkeit und Heteronormativität im Doing Gender männlicher Sozialarbeiter. In: Hartmann, J., Klesse, C., Wagenknecht, P., Fritzsche, B., Hackmann, K. (eds) Heteronormativität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90274-6_12
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