Auszug
In seiner subjektwissenschaftlichen Grundlegung des Lernens hat Klaus Holzkamp die von Helmut Becker bereits Mitte der 50er Jahre beklagte Trostlosigkeit der „verwalteten Schule“ lemtheoretisch bezüglich Voraussetzungen und Folgen stringent diagnostiziert. Die Forderungen Holzkamps, Schülerinnen und Schüler als gleichberechtigte Gestaltungssubjekte von Schulentwicklungsprozessen anzuerkennen und tätig eirmibinden, gelangen jedoch kaum über den Mainstream der laufenden „lehrerlastigen“ Schulorgansationsdebatte hinaus. Vor einer vertiefenden Untersuchung des Verhältnisses von Schülersubjekt und staatlicher Schulorgansation stellt sich die Frage, ob sich dieser Aufwand aus langfstiger Sicht noch lohnt: Bei zunehmender Individualisierung der Lernoptionen macht sich der Rückzug des staatlichen Schulwesens zugunsten marktwirtschaftlicher oder kommunitaristischer Bildungsoptionen schon deutlich bemerkbar. Steht die „verwaltete Schule“ ohnehin vor lhrer schleichenden Auszehrung? Hält man, wie in der folgenden Untersuchung, die nachhaltige Problematisierung der „Diszrplinaranordnung“ der staatlichen Schule weiterhin für notwendig, trifft man beim Emstieg in den Diskurs auf einen gememsamen Befund subjektwissenschaftlicher, gesellschaftswissenschaftlicher und individualisierungstheoretischer Expertisen: Die Krise der überkommenen schulischen Disziplinaranordnung kann durch einen noch stärker regulierenden Zugriff nicht bewältigt werden. Die Begründung morphologischer Axiome einer expansivem Lemen verpflichteten schülerfocussierten Schule stützt sich auf den Versuch, den subjektwissenschaftlichen Entwurf Holzkamps grundlagentheoretisch mit Konzepten „abzugleichen“, die von Holzkamp leider nicht in die Entwicklung seiner „subjektwissenschaftlichen Grundlegung“ einbezogen worden sind.
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Prim, R. (2006). Schülersubjekt und Schulorganisation. In: Rihm, T. (eds) Schulentwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90221-0_3
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