Zusammenfassung
Der Transformationsprozess in Ost- und Ostmitteleuropa hat gerade in sozialer Hinsicht einen radikalen Wandel für diese Gesellschaften mit sich gebracht, der in dieser Form nur sehr schwer mit anderen Entwicklungsprozessen vergleichbar ist (vgl. Linz/Stepan 1996). Negative soziale Folgen dieses rapiden Wandels sind der Verlust sozialer Sicherheiten, Arbeitslosigkeit und steigende Einkommensdifferenzen. Genauso wie es nicht nur Gewinner der Transformation gibt, treffen die sozialen Folgen nicht alle Bevölkerungsgruppen in gleicher Weise und führen deshalb in den Transformationsländern zu einer Verschärfung von sozialen Ungleichheiten, verglichen mit der Zeit vor dem Systemwechsel. Daher könnten Vorstellungen über die soziale Gleichheit und eine Kritik an bestehenden Ungleichheiten in einer Kombination mit Vorstellungen über eine gerechte Verteilung einen Rahmen vorgeben, innerhalb dessen gesellschaftliche Veränderungen überhaupt nur denkbar sind. Herrscht ein funktionalistisches Verständnis von Gleichheit vor, so werden gesellschaftliche Strukturen und Klassen durch die Leistungen gerechtfertigt, die jeder Einzelne für die Gesellschaft erbringt. Diese Vorstellung entspricht dem Leitbild eines Tellerwäschers, der es durch Leistung zum Millionär bringen kann, oder eines Soldaten, der den Marschallstab in seinem Marschgepäck mit sich trägt. Dieses angelsächsische Verständnis von einer „ge- rechten Ungleichheit“ entspricht kaum den kontinentaleuropäischen Vorstellungen, in denen dem Staat eine wesentliche Rolle für den sozialen Ausgleich zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zugewiesen wird (vgl. Haller et al. 1990).
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Jacobs, J. (2006). Facetten sozialer Ungleichheit — Einstellungen zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit im postkommunistischen Europa. In: Pickel, G., Pollack, D., Müller, O., Jacobs, J. (eds) Osteuropas Bevölkerung auf dem Weg in die Demokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90215-9_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-3615-5
Online ISBN: 978-3-531-90215-9
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