Auszug
Im November 2004, als die vorgezogenen Wahlen vom Herbst 2005 noch nicht absehbar waren, präsentierte der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder vor Wirtschaftsvertretern den Plan für eine Kampagne mit dem Titel „FC Deutschland 06“. Sie sollte Deutschlands Gastgeberrolle bei der kommenden Fußballweltmeisterschaft mit dem Image eines innovativen und wirtschaftlich erfolgreichen Landes verbinden. Mittlerweile unter dem Namen „Deutschland, Land der Ideen“ realisiert, finanziert sich die Kampagne hälftig aus Regierungsmitteln und Geldern aus der deutschen Wirtschaft. Der Spiegel hatte dem Vorhaben bei Bekanntwerden einen groß aufgemachten und langen Beitrag gewidmet, in dem das Motiv der Regierung vor allem darin gesehen wurde, durch die Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006 die eigene Popularität und damit die Chancen bei den Bundestagswahlen im Herbst des selben Jahres zu verbessern (Hammerstein et al., 2004). Der Erfolg dieser Strategie wurde durch die vorgezogenen Neuwahlen zwar verhindert, dass er unter den ursprünglich zu erwartenden Umständen hätte eintreten können, dafür spricht allerdings eine Reihe von bemerkenswerten Koinzidenzen.
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Zeh, R., Hagen, L.M. (2006). Fußball als Wahlentscheider? Wie die deutsche Nationalmannschaft politische Popularität beeinflusst. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Fußball - Fernsehen - Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90014-8_9
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