Zusammenfassung
Wirtschaftsorganisationen befinden sich im Virulenzstrudel der Globalisierung. Sie nutzen die Vorteile der Globalisierung, indem sie grenzüberschreitend tätig werden und ihre betriebswirtschaftlichen Aktivitäten auf internationale Märkte ausweiten. Sie verfolgen dabei selbstverständlich das Ziel, die Gewinne zu steigern. So erzielt „die Mehrzahl der deutschen DAX-30-Konzerne […] mehr als 50 % des Umsatzes im Ausland, beschäftigt dort mehr als 50 % seiner Mitarbeiter und ist – was weniger Beachtung findet – zu mehr als 50 % im Besitz ausländischer Aktionäre“ (Wiechern/Groth 2009: 48). Neben den wirtschaftlichen Vorteilen, die ohne Zweifel mit der Globalisierung für Unternehmen einhergehen, hält die Globalisierung für diese Unternehmen allerdings auch Herausforderungen bereit, auf die sie reagieren müssen, um die gesetzten Ziele erfolgreich global verfolgen zu können. Aus der Sicht des internationalen Personalmanagements beziehen sich diese Herausforderungen auf die mit der Globalisierung einhergehende Dezentralisierung der Belegschaft und der Verwaltung und auf die Einbindung der fremdkulturellen Mitarbeiter1 (vgl. Stahl et al. 2005; zur Einbindung neuer Mitarbeiter im besonderen Kieser u. a. 1990). Es geht um das Managen des Zusammenspiels der kulturell divergenten Wissensbestände und Deutungsperspektiven im gemeinsamen Arbeitsalltag (vgl. Olie/Köster 2005). Ein global aufgestelltes Unternehmen muss es schaffen, die einhergehende Einbindung fremdkultureller Mitarbeiter so zu gestalten, dass es seine Handlungsfähigkeit behält, um seine Produkte dann – gesteigert – absetzen zu können. Die Sicherung der Handlungsfähigkeit umfasst dann nicht selten die Sicherung der imagestiftenden Firmenidentität. Schaut man sich auf den Internetseiten der global operierenden Megaunternehmen um, so wird deutlich, dass über die Formulierung von Leitbildern traditionelle Firmenidentitäten als Verkaufsanreiz großzügig in Szene gesetzt werden. Unternehmen sind bei der Ausweitung ihrer betriebswirtschaftlichen Aktivitäten auf fremden Absatzmärkten dazu aufgefordert, sich auf diese Märkte einzustellen, ihre Dienstleistungen und Verkaufsstrategien den hiesigen Kulturräumen anzupassen, und dabei ihre identitätsstiftende Erkennbarkeit zu erhalten.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die Personenbezeichnungen beziehen sich auf beide Geschlechter.
- 2.
Neben den beiden Autoren dieses Beitrags sind an der operativen Durchführung der Untersuchung noch Anandita Sharma und Ulrich Leifeld beteiligt. Die hier präsentierten Ergebnisse sind aus der gemeinsamen Arbeit mit ihnen hervorgegangen.
Literatur
Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, Pierre (1997): Zur Genese der Begriffe Habitus und Feld. In: ders., Der Tote packt den Lebenden, hrsg. von Margareta Steinrücke, Schriften zu Politik & Kultur 2. Hamburg: VSA, S. 59 – 78
Elias, Norbert (1977): Über den Prozeß der Zivilisation. 2 Band. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Franzpötter, Reiner (1997): Organisationskultur- Begriffsverständnis und Analyse aus interpretativ- soziologischer Sicht. Baden-Baden: Nomos-Verlagsgesellschaft.
Hitzler, Ronald/Reichertz, Jo/Schröer, Norbert (Hrsg.) (1999): Hermeneutische Wissenssoziologie: Standpunkte zur Theorie der Interpretation. Konstanz: UVK.
Kieser, Alfred u. a. (1990): Die Einführung neuer Mitarbeiter in das Unternehmen. 2. Auflage. Neuwied: Luchterhand.
Kühlmann, Torsten M. (2005). Mitarbeiterführung und kulturelle Diversität. In: Stahl, Günter K. et al. (Hrsg.): Internationales Personalmanagement. Neue Aufgaben, neue Lösungen. München: Rainer Hampp Verlag, S. 175 – 192.
Kurt, Ronald/Reichertz, Jo/Schröer, Norbert (2010): Fremde Eigenheiten und eigene Fremdheiten. Interkulturelle Verständigung und transkulturelle Identitätsarbeit unter Globalisierungsbedingungen am Beispiel indisch-deutscher Flugbegleitercrews. Antrag zum DFG-Projekt. Essen.
Malmendier, Marcel (2003): Kommunikations- und Verhaltenstraining in Organisationen. Zur Interventionspraxis in der Personalentwicklung. Frankfurt am Main: Campus Verlag.
Moebius, Stephan (2008): Kultur. Einführung in die Kultursoziologie. Bielefeld: transcript.
Olie, Rene/Köster, Kathrin (2005): Internationale Mergers und Acquisitions: Kulturintegration und Personalmanagement. In: Stahl, Günter K. et al. (Hrsg.): Internationales Personalmanagement. München: Rainer Hampp Verlag, S. 69 – 114.
Ortmann, Günther (2011): Die Kommunikations- und Exkommunikationsmacht in und von Organisationen. Unter besonderer Berücksichtigung der Macht zur Produktion von Identität. In: Die Betriebswirtschaft. 71 (4), S. 355 – 378.
Reichertz, Jo (2009): Kommunikationsmacht. Was ist Kommunikation und was vermag sie? Und warum vermag sie das? Wiesbaden: VS Verlag.
Schein, Edgar H. (2003): Organisationskultur. 3. Auflage.Bergisch Gladbach: EHP.
Schröer, Norbert (1997): Wissenssoziologische Hermeneutik. In: Hitzler, Ronald/Honer, Anne (Hrsg.) Sozialwissenschaftliche Hermeneutik. Opladen: Leske+Budrich, S. 109 – 129.
Schröer, Norbert/Bettmann, Richard/Leifeld, Ulrich/Sharma, Anandita (2012): Interpretative Horizontverschmelzung. Zur Bildung einer ‚gemeinsamen Mitspielkompetenz‘ in einer mulitiperspektivischen Interpretengruppe. In: Hinnenkamp, Volker/ Kreher, Simone/Poferl, Angelika/Schröer, Norbert (Hrsg.): Lebenswelt und Ethnographie. Essen: Oldib (im Druck).
Stahl, Günter K. et al. (Hrsg.) (2005): Internationales Personalmanagement. Neue Aufgaben, neue Lösungen. München: Rainer Hampp Verlag.
Weick, Karl E. (1985): Der Prozess des Organisierens. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Wiechern, Rob/Groth, Torsten (2009): Transnationale Utopie? In: Revue für postheroisches Management. 5, S. 48 – 55.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Bettmann, R., Schröer, N. (2013). Organisationale Kommunikationsmacht. In: Keller, R., Reichertz, J., Knoblauch, H. (eds) Kommunikativer Konstruktivismus. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19797-5_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19797-5_12
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-19796-8
Online ISBN: 978-3-531-19797-5
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)