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Zusammenfassung

Primitive auf den unteren Stufen des animistischen Denkens, die eine aktive Seele in Steinen und Tischen annehmen, glaubend, erst die Seele des Tisches würde dessen Stehen verursachen und bei seiner Zerstörung entfliehen, neigen nicht nur dazu, auch Pflanzen eine Seele zuzuschreiben, sondern mehr noch, sie zu personifizieren. Wenn Steine und Berge eine Seele haben und sogar als Personen angesehen werden, dann ist es offensichtlich, dass die Primitiven auch bereit sind, Pflanzen als Personen anzusprechen. Es mag sein, dass Primitive oft schwanken, ob sie Pflanzen nur eine Seele zuschreiben oder sie sogar als Personen verstehen sollen, aber die Tendenz, sie als Personen mit Wünschen und Intelligenz, Verstand und sozialer Teilnahme aufzufassen, ist stärker. Selbst Personen auf höheren Stufen, die nicht mehr an eine Seele der Steine glauben, tendieren dahin, zu glauben, Pflanzen hätten eine Seele und sogar eine menschenähnliche Persönlichkeit.

Müssen wir demnach schließen: Die gelehrten Juristen agierten zumeist so, als wenn sie einer ‚Traumzeit‘ entstammten, als wenn sie aus einer Märchenwelt kämen, in der Tier und Mensch ja tatsächlich ohne Schwierigkeiten miteinander reden? Oder handelt es sich gar um eine Regression in eine animistische Weltsicht, die nur graduell von der infantilen entfernt gewesen wäre? Jüngere Kinder hätten ja keine Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass Menschen und Hunde etc. ihre jeweiligen Lautäußerungen tatsächlich verstehen könnten.

(Peter Dinzelbacher, Das fremde Mittelalter, Essen: Magnus Verlag 2006, S. 149)

Es braucht keinen Augenblick bezweifelt werden, dass eine solche heilige Tiervorstellung für den Wilden vollkommen ‚Ernst’ ist. Er zieht ja ebensowenig wie das Kind eine scharfe Grenze zwischen Mensch und Tier.

(Johan Huizinga, Homo ludens, Reinbek: Rowohlt Verlag 1987, S. 156)

Kennt ein Hund seinen Namen?‘ – Mart (8; 10): ‚Ja.‘ – ‚Weiß ein Fisch, dass er Fisch heißt?‘ – ‚Sicher!‘ – ‚Kennt die Sonne ihren Namen?‘ – ‚Ja, denn sie weiß, dass sie ihren Namen hat.‘ (Jean Piaget, Das Weltbild des Kindes, Frankfurt am Main: Ullstein 1981, S. 75)

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Oesterdiekhoff, G. (2012). Anthropomorphismus und Tierprozesse. In: Die Entwicklung der Menschheit von der Kindheitsphase zur Erwachsenenreife. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19727-2_9

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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