Zusammenfassung
Georg Simmel stellt menschliche Interaktionen als Tauschhandlungen (Wechselwirkungen) im Allgemeinen, als ökonomischen Austausch beim Händewechsel von Ware und Geld im Besonderen dar. Um Interaktionen geht es auch bei George Herbert Mead (1863-1931). Mead ist der Begründer des symbolischen Interaktionismus in der Soziologie und Sozialpsychologie, der von seinem Nachfolger Herbert Blumer (1900-1987) und anderen Mitgliedern der „Chicagoer Schule“ weitergeführt wird. Meads Werk wird mit Recht der Philosophie des amerikanischen Pragmatismus zugerechnet. Ein weiterer Vertreter des Pragmatismus, Charles Morris (1901-1979), hat zuvor unveröffentlichte Manuskripte und Vorlesungsschriften von Mead zusammengestellt und eingeleitet. Diese Sammlung ist unter dem Titel „Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus“ 1934 veröffentlicht worden und zu einem klassischen Werk gediehen, das entscheidend zur Begründung einer Sozialpsychologie und Soziologie der Interaktion beigetragen hat.
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Notes
- 1.
Vgl. auch J. Ritsert: Schlüsselprobleme der Gesellschaftstheorie. Individuum und Gesellschaft – Soziale Ungleichheit – Modernisierung, Wiesbaden 2009, S. 52 ff.
- 2.
G. H. Mead: The Philosophy of the Present (Ed. A. E. Murphy), Chicago 1980, S. 71. Vgl. auch: „Lebensprozesse beinhalten aktive Beziehungen zu Objekten in einer Umwelt und bewusste Lebensprozesse beinhalten ebenfalls solche Objekte. Die Reaktion des Organismus auf seine eigene Reaktion auf Nahrung liegt zweifellos innerhalb des Organismus, aber nur als ein Teil des gesamten Prozesses des Essen, der auch die Nahrungsmittel beinhaltet.“, A.a.O.; S. 72.
- 3.
Die Frage, wie es zur Gemeinsamkeit individueller Perspektiven kommt und welche Bedeutung dabei der Übernahme der Rolle anderer Personen („taking the role of the other“ etwa durch Verinnerlichung der nämlichen Regeln) beizumessen ist, nimmt eine zentrale Stellung in Meads Sozialpsychologie ein (vgl. z.B. PdS 217 ff.).
- 4.
G. H. Mead: Philosophy of the Present, a.a.O.; S. 78.
- 5.
Vgl. den Artikel: Eine pragmatische Theorie der Wahrheit (PdS 39 ff.).
- 6.
„Wir lösen ständig, insbesondere durch vokale Gesten, in uns selbst jene Reaktionen aus, die wir auch in anderen Personenauslösen, und nehmen damit die Haltungen anderer Personen in unser eigenes Verhalten herein“ (GIG 108).
- 7.
J. Ritsert: Schlüsselprobleme der Gesellschaftstheorie, a.a.O.; S. 58 ff.
- 8.
Das ist für Mead die Gelegenheit, wobei einer im Angesicht von Interaktionsproblemen „den Kampf aufnimmt“ (GIG 237). Vgl. auch GIG 333.
- 9.
Deswegen heißt es bei Mead auch, seine Darstellung arbeite „von außen nach innen, anstatt von innen nach außen fortzuschreiten“ (GIG 46).
- 10.
Vgl. J. Ritsert: Schlüsselprobleme …, a.a.O.; S. 59.
- 11.
Zum Problem der universellen Geltung von Normen trägt das Modell natürlich wenig bei.
- 12.
In dieser Form wird das Thomas-Theorem normalerweise angeführt. W. I. Thomas (1863-1947) hat in Chicago Soziologie studiert und gelehrt. Er zählt ebenfalls zu den Begründern der Sozialpsychologie. Er verhandelt u.a. den für symbolische Interaktionisten wichtigen Begriff der „Situationsdefinition“, der ja in seinem Theorem impliziert ist.
- 13.
S. Freud: Abriss der Psychoanalyse,. Das Unbehagen in der Kultur, Frankfurt/M, div. Auflagen seit 1953, S. 40.
- 14.
A.a.O.; S. 41.
- 15.
Der Übersetzer von „Geist, Identität und Gesellschaft“ überträgt „I“ als „Ich“ und „Me“ als „ICH“. Das ist sehr umständlich. Für das „Me“ drängt sich der Begriff „Sozialcharakter“ geradezu auf. Ich werde ihn bei Zitaten an den entsprechenden Stellen einsetzen.
- 16.
In Richtung auf Autonomie gehen auch Aussagen wie die, es gäbe so etwas wie eine „neuartige (= spontane? – J.R.) auf die gesellschaftliche Situation innerhalb einer organisierten Gruppe“ und dies mache „im Unterschied zum Sozialcharakter das »Ich« aus“ (GIG 241).
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Ritsert, J. (2012). Problembegriff und Interaktion.. In: Theorie praktischer Probleme. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18734-1_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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