Zusammenfassung
Häufig wird der Begriff der Lebenswelt, der in der didaktischen Formel von der Anknüpfung an die Lebenswelt der Schüler*innen virulent und im Diskussionszusammenhang um eine Problemorientierte Philosophie-Didaktik verankert ist, ganz unbefangen gebraucht. Was meint in diesem Zusammenhang „anknüpfen“? Und was heißt etwas genauer „Lebenswelt“? Überraschenderweise findet sich in der Filmtheorie Siegfried Kracauers ein erster Fingerzeig: Lebenswelt, das meint „die Welt, in der wir leben“, alltäglich unreflektiert, selbstverständlich und unmittelbar. Über diese können wir nach Kracauer in besonderer Weise mittels eines realistischen Films oder einer realistischen Fotografie mehr erfahren als im gelebten sozialen Leben selbst (Kracauer 1985, S. 384). Mit lebensweltlichen Verständnisweisen können auch Täuschungen bzw. ideologische Verkehrungen wirkmächtig werden. Wie ist an diese seitens der philosophischen Lehrkraft angemessen anzuknüpfen? Die Lebenswelt von Schüler*innen ist heutzutage stark medial geprägt, nicht zuletzt durch den Gebrauch von Smart-Phones. Deren unreflektierte Benutzung kann in nicht leicht zu durchschauender Weise zu einseitigen wie verkehrten Welt-Bildern mit beitragen. Mit philosophischer Bezugnahme auf einen Text von Günther Anders aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts lässt sich an ein herausragendes lebensweltliches Interesse von Schüler*innen anknüpfen: Selfies machen.
Die Herstellung der Erfahrungsfähigkeit bestünde sehr wesentlich im Bewußtmachen und damit im Abbau dieser Verdrängungsmechanismen und Reaktionsbildungen, die in den Menschen selber ihre Erfahrungsfähigkeit verkrüppeln. Es geht also nicht einfach um die Absenz von Bildung, sondern um die Feindschaft dagegen …
Adorno, Erziehung – wozu?
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Kensmann, B. (2020). Lebenswelt- und Problemorientierung – Zwei didaktische Formeln und einige Überlegungen dazu. In: Thein, C. (eds) Philosophische Bildung und Didaktik. Ethik und Bildung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05171-4_10
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